Familiennamen im Ries – Entstehung und Deutungsversuche

Veranstaltungstermin: 
Donnerstag, 8. Oktober 2015 - 19:00
Referent: 
Gerhard Beck
Veranstalter: 
BLF-Bezirksgruppe Schwaben

Herr Gerhard Beck sprach zuerst über Dienerakten auf der Harburg, die er zur Zeit bearbeitet. Eventuell entsteht daraus ein Dienerbuch. In den Archivalien fand er zufällig einen Akt mit einem Bericht über einen Einbruch in die Kirche von Tapfheim und ein Schreiben von 1601 über Fr. Maria Anna v. Gundelsheim geb. v. Schreckenstein, die in Steinhart 1594 gestorben und in Schwenningen (dort gibt es ein Epitaph) bestattet wurde, was bisher unbekannt war.

Am Beispiel der Namensgebung der Juden in Hainsfarth, nach dem Judenedikt von 1813, erläuterte er die Entstehung der Nachnamen nach lokalen Besonderheiten wie Haus am großen Stein (Steinmeyer) Leben im Oberdorf (Oberdorfer) usw.. Bereits im 14. Jahrhundert (Nördlingen ca. 1330, 1350-1450 in den Dörfern) begann die Nachnamenentwicklung in den Städten, 1425 werden in den Unterlagen des Kloster Heilig Kreuz in Donauwörth erstmals Nachnamen genannt, 1446 in Deiningen. Der Referent ging auf die unterschiedlichen Stämme der Namen ein. Neben den Mühlen (Ganzenmüller, Ziegelmüller) wurden die Hofnamen wie Meierhof (Meier, Obermeier, Klostermeyer) zu Nachnamen. Berufe (Schuster, Weber, Gürtler), die Stammesherkunft (Bayer, Hess, Franke), Beschreibungen (Groß, Dick, Schwarz), Tiernamen oder die Orte wurden in Nachnamen verwendet. Im Internet ist die einzelne Namensverteilung darstellbar. Anhand des Familiennamens Hertle mit den Varianten Härtle, Hertlein, zeigte er die Entwicklung (Unterschiede katholisch-evangelisch) auf. Anschließend ging er auf Besonderheiten ein – z.B. den Namenwechsel innerhalb einer Generation bei Familie Beck – Löpsinger (Peter Beck vulgo Lepzinger). Diese Vorgänge führen zu großen Problemen sowohl mit der Zuordnung von Kindern als auch von Familiendaten. Durch die Einwanderer aus dem Ländle ob der Enns kamen neue Namen ins Land, Herr Beck erläuterte die Unterschiede. Eine Besonderheit stellt die Familie Binninger in Ederheim dar, deren Namen von 1864 von Benninger sich bis 1893 in Binninger änderte. Normalerweise führte die Einführung des Standesamtes zu einer einheitlichen Namenschreibung. Durch die Flüchtlingswelle 1945-1949 kamen wieder viele neue Namen nach Bayern.

Immer wieder stößt man bei der Forschung auf ungewöhnliche Vornamen wie Maria Ägyptiaca, Gideon, Potiphar, Sophonias usw. Zuletzt sprach er über die Entwicklung des Familiennamen Heinrichinger. Vögte und Herren von Weida, „Familie Reuß“, erhielten von Kaiser Heinrich VI (1165-1197) die Vogtei über das Vogtland verliehen. Seitdem hießen alle männlichen Nachkommen Heinrich – deswegen Heinrichinger.

Art der Veranstaltung: 
Vortrag, Referat
Region/zuständiger BLF-Bereich: 
BLF-Bezirksgruppe Schwaben
Teilnehmerkreis: 
für BLF-Mitglieder; Gäste sind herzlich willkommen
Teilnehmerzahl BLF-Mitglieder: 
33 Mitglieder
Teilnehmerzahl Gäste (Nichtmitglieder): 
3 Gäste
Teilnehmerzahl gesamt: 
36 Teilnehmende