Vom Leprosium zum Krankenhaus - Geschichte der Augsburger Krankenanstalten

Veranstaltungstermin: 
Donnerstag, 7. März 2019 - 19:00
Referent: 
Johannes Wilhelms
Veranstalter: 
BLF-Bezirksgruppe Schwaben

Der Referent, Herr Wilhelms, arbeitete zuletzt als Pflegedirektor im Klinikum Augsburg. Der Beginn der Krankenhausentwicklung war das Heilig-Kreuz-Spital (900-1239). Es handelte sich um eine Stiftung für 12 Arme/Pilger (Pilger galten auch als Arme), gegründet 900 zur Zeit von Bischof Ulrich. Wo es genau stand, ist nicht bekannt. Es gibt verschiedene Angaben dazu. Im Jahre 1160 übernahmen die Augustinerchorherren die Seelsorge im Heilig-Kreuz-Spital. 1239 erfolgte die Neugründung durch Laienbrüder. 1364/1376 erfolgte der Umzug in die Stadt (Freies Schussfeld vor der Stadt). Nach den Plänen von Elias Holl erbaute die Stadt das Spital neu und seitdem steht es am heutigen Platz. Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche verkleinert, um mehr Platz für Kranke zu gewinnen. Einer der Hauptgründe für die Erbauung von Spitälern war u.a. die Lepra (größte Ausbreitung in 14. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert war Europa fast frei. Leprakranke wurden isoliert, durften nicht betteln und wurden in den Krankenanstalten gut versorgt. Die Übertragungswege von Krankheiten, also Bakterien und Viren waren damals noch unbekannt. Als nächstes stellte er die Vorläufer der Krankenanstalten vor. Die Siechenhäuser, St. Servatius (1264-1738), St. Sebastian (1774-1738) und St. Wolfgang (1448-1738) sowie das Blatternhaus (gebaut von den Fuggern in der Fuggerei, 1485-1811). Es war ein Privileg im Siechenhaus zu leben. 1847 begann die ambulante Pflege, die die Barmherzigen Schwestern (anfänglich 3 Schwestern und 8 Seelfrauen) übernahmen. Anschließend erläuterte Herr Wilhelms die Entwicklung von Leibarzt, Physikus und Medikus (studierte Mediziner) zum heutigen Mediziner. Es gab wenige Diagnosemöglichkeiten, der erste Weg war die Harnschau. Im 15. Jahrhundert gab es in Augsburg 5 bis 6 Ärzte. Neben dem Wundarzt (handwerklich gebildeter Heiler), der überwiegend die Behandlung von Brüchen und Wunde übernahm, gab es den Beruf des Apothekers (gibt es seit dem 13. Jahrhundert), er gab die Medikamente aus, die der Mediziner verschrieben hatte. Des weiteren gab es den Beruf des Baders (Stübner, Barbier), ebenfalls eine handwerklich geregelte Ausbildung. Angeboten wurden Reinigungsbäder für bis zu 12 Personen. Das änderte sich mit dem Auftreten der Syphillis. Drei Jahre nach der Entdeckung in Amerika traten in Europa die ersten Erkrankungen auf). Für Frauen war der wichtigste Beruf die Hebamme. Viele Hebammen wurden Opfer bei der Hexenverfolgung. Eine weitere Seuche war die Pest. Wer Pestkranke versorgte, verdiente sehr gut. Von 1045 bis 1635 traten in Augsburg 22 Pestausbrüche auf. Das Brech-/Pesthaus und das kleine Brechhaus beherbergten Leprakranke (die in den Siechenhäusern beste Versorgung hatten, zusätzlich betteln durften und häufig durch die gute Versorgung gesundeten), Syphilis- oder Pestkranke. Etwa 1/3 der Bevölkerung Europas fielen der Seuche zum Opfer. Die Legende besagt, dass der Schäfflertanz nach einem Pestausbruch entstand und der Bevölkerung Mut machen sollte.

Im Fuggerschen Schneidhaus (1540/1560-1632) fanden die ersten Operationen statt. Das Nothaus beim Vogeltor war für Schwangere und durchreisende Personen. Im Incurabelhaus (1738-1905) wurden die unheilbar Kranken gepflegt. 1811 wurde das erste Allgemeine Krankenhaus mit 200 Betten in Betrieb genommen. Die Patienten (innerlich und äußerlich Kranke, Geisteskranke, Aussätzige und Geschlechtskranke, Schwangere und Kindbetterinnen) wurden nach Konfession getrennt untergebracht. Aus diesem Krankenhaus entstand das Hauptkrankenhaus. Durch die Verbesserung der Wasserversorgung gingen die Seuchen zurück. Zuletzt ging er auf die Entwicklung der Krankenpflege ein. Zunächst waren es Laienschwestern, dann übernahmen verschiedene Orden die Pflege, z.B. die Augustiner, Barmherzige Schwester und Franziskanerinnen, sowie der 3. Orden. Ein Umbruch in der Krankenpflege kam mit der Narkose, erst durch Lachgas, später Äther oder Chloroform. Somit konnte besser operiert werden. Ein Problem waren die Infektionen nach Operationen. Erst durch die Entdeckung von Desinfektionsmittel durch Josef Lister erhöhte sich die Überlebensrate nach Operationen. Zuletzt sprach er über das Hauptkrankenhaus, das bis 1982 in Betrieb war

Art der Veranstaltung: 
Vortrag, Referat
Region/zuständiger BLF-Bereich: 
BLF-Bezirksgruppe Schwaben
Teilnehmerkreis: 
für BLF-Mitglieder; Gäste sind herzlich willkommen
Anmeldung: 
Anmeldung nicht erforderlich
Teilnehmerzahl BLF-Mitglieder: 
29 Mitglieder
Teilnehmerzahl Gäste (Nichtmitglieder): 
3 Gäste
Teilnehmerzahl gesamt: 
32 Teilnehmende