1986 - 2016: 30 Jahre Informationsblatt

Das erste Informationsblatt (kurz: Infoblatt) erschien im September 1986 mit der Startnummer Null. Originaltext: „Mit diesem Informationsblatt wird ein neuer Weg beschritten. Wir möchten damit die Kommunikation, sowohl der Bezirksgruppen, als auch der Mitglieder untereinander, verbessern helfen. Bisher haben die einzelnen Bezirksgruppen ihre eigenen Mitteilungsblätter herausgegeben. In Zukunft werden Sie dreimal im Jahr dieses Informationsblatt erhalten. Sollte Ihre Bezirksgruppe für Sie interne Mitteilungen haben, werden Sie diese als Beilage zu diesem Blatt finden. Wir hoffen, Sie damit auch noch schneller über das Vereinsgeschehen informieren zu können.

Originaltext Heft 1, Dezember 1986: Ein besonderer Leserbrief (von Anton Gottschaller, München)
„Warum wird das erste (das ist es tatsächlich) Informationsblatt als Nummer Null bezeichnet? Nullus im Lateinischen heißt „nicht ein einziger“ oder „keiner“; ganz abgesehen vom „patre nullo natus“ (Vater unbekannt), mit dem Matrikelforscher ungern konfrontiert werden wollen. Nein, nein, das Kind Nr. Eins, unser Informationsblatt, ist geboren, anständig getauft, also benamst, die Eltern heißen Marianne Mayr, unsere sehr tüchtige Geschäftsführerin, und Dr. Stephan Miedaner, der von ihr geworbene junge Schriftleiter, der seit kurzem im Bayerischen Hauptstaatsarchiv seinen Lebensanker geworfen hat.“

1986 gab es drei Bezirksgruppen mit eigenen Mitteilungsblättern, Augsburg, München und Regensburg. Im ersten Infoblatt findet man die Termine dieser drei Bezirksgruppen. Die Bezirksgruppe Niederbayern gab es damals noch nicht, von der Bezirksgruppe Neuburg werden weder Termine noch Rückblicke erwähnt. Beeindruckt hat mich die Tatsache, dass Herr Sahlmann im April 1984 bereits einen Vortrag hielt zum Thema „Genealogen lernen EDV“, eine Einführung in die Grundbegriffe der elektronischen Datenverarbeitung. Anschließend wurde ein Rechenzentrum besucht. 1987 führte in Regensburg Herr Pongratz ein Genealogieprogramm vor. „Er legte vor allem auf die Verwaltung einer großen Zahl von Personen Wert und hat das Programm diesem Ziel angepaßt. Aufbau und Ausdruck der Listen waren ebenso überzeugend praktisch und handlich wie beim Mormonen-Programm. Fragen der Kompatibilität und der Verknüpfung von Dateien verschiedener Forscher wurden zwar aufgeworfen, jedoch – natürlich – nicht gelöst.“ Es gab eine „Computerecke“ im Infoblatt und regelmäßige Computerwerkstatt-Treffen. Das Programm Ahnen von H. Reitmeier wurde 1987 kostenlos auf Diskette abgegeben, im Gegenzug wurde von den Anwendern erwartet, dass sie ihre Datei der Bezirksgruppe München zur Verfügung stellen. Auch der Datenschutz war schon ein Thema, dem zwei Seiten im Infoblatt gewidmet wurden. 1987 findet man einen Aufruf mit der Bitte um Unterstützung beim Ausbau der Sterbebildersammlung! Selbst die Forschungsmöglichkeiten in der Zentralen Jüdischen Elterndokumentation in Tel Aviv waren ein Thema. Interessant auch, dass damals die Bezirksgruppen den Mitgliedsbeitrag selbst eingefordert haben und der Mitgliedsbeitrag nicht einheitlich war (1987: Augsburg 41 DM, München 45 DM, Neuburg 41 DM, Regensburg 41 DM), auch die Delegiertenregelung war offensichtlich anders (1 Delegierter je 10 Mitglieder, München wählte 1984 43 Delegierte)

Die Redaktion übernahm 1986 Dr. Stefan Miedaner, damals Referendar im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München, später Leiter des Bistumsarchives Augsburg.
Neben den Terminen umfasste das Heft die Rückblicke der Bezirksgruppentreffen, „Am Schwarzen Brett“, „Zur Diskussion gestellt“, „Suchanzeigen“, „Neuerscheinungen“, „Zeitschriften-Umschau“, „Aus dem Mitgliederkreis“ und „Bibliothek“. Das Meiste davon hat sich bis heute gehalten (Termine, Rückschau, Am Schwarzen Brett, Aus dem Mitgliederkreis, Suchanzeigen und Bibliothek). Von anfangs 20 Seiten in Schwarz/Weiß steigerte sich der Umfang auf inzwischen über 40 Seiten in Farbe (dafür aus Kostengründen seit 2006 nur noch 2 Hefte pro Jahr). Bemerkenswert finde ich auch, dass es in den 30 Jahren nur 3 Redakteure gab und jeder hat das Heft weiterentwickelt, das „Kind“ wurde erwachsen. Ich denke, die „Eltern“ (Frau Mayr und Herr Dr. Miedaner) wären stolz auf Ihr „Kind“.

Im Jahr 1989 übernahm Herr Wolfgang Raimar das Amt des Schriftführers des BLF und ein Jahr später die Redaktion des Infoblattes. Vor allem die Buchbesprechungen waren sein Spezialgebiet. Die Mitgliedernachrichten umfassten anfangs die Begrüßung neuer Mitglieder, die Bekanntgabe der Todesfälle und die namentliche Nennung der Austritte. Heute ist die Geburtstagsliste ein fester Bestandteil der Nachrichten. Die Zeitschriftenumschau wurde eingestellt, es gibt auch keine Buchbesprechungen mehr, warum? es werden keine geliefert. Die Rubrik – Forschung im Ausland bot allerlei interessante Hinweise. Inzwischen werden zunehmend Kirchenbücher online gestellt und die Forschung im Ausland dadurch erheblich einfacher. Insgesamt gewinnt die Forschung im Internet immer mehr an Bedeutung. Die früher häufigen Suchanzeigen im Infoblatt gibt es nur noch vereinzelt, die Anfragen in Mailinglisten ersetzen nun die kostenpflichtigen Suchanzeigen. Es geht schneller und kostet nichts. Der Austausch per Mail erleichtert heute die Kommunikation ungemein, aber das Informationsblatt ersetzt es Gott sei Dank noch nicht.

Nach Herrn Raimar übernahm ich, Sabine Scheller, das Schriftführeramt und wurde von Herrn Raimar in die Besonderheiten der Infoblatterstellung eingeweiht. Für den Versand der Hefte muss ca. doppelt so viel bezahlt werden wie für den Druck. Heute kostet der Druck der farbigen Hefte dank Onlinefirma weniger als noch vor ein paar Jahren die S-W-Hefte. Zunehmend wird das Infoblatt auch zu einem Werbemittel, es zeigt die „Lebendigkeit“ des Vereinslebens. Bilder von Veranstaltungen, der Leitungen der Bezirksgruppen und des Vorstandes bereichern den Inhalt. Fester Bestandteil sind die Termine und Rückblicke der Bezirksgruppen und auch die Termine der Stammtische, das „Schwarze Brett“ mit Neuigkeiten, Einladungen zu Treffen und Berichten über besondere Veranstaltungen sowie die Nachrichten der Mitgliederverwaltung (Neumitglieder, Geburtstage, Todesfälle und Jubiläen).

Bereits lange vor diesen „Nachrichtenheften“ gab es von 1939 bis 1942 Vereinsmitteilungen des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde e.V. (Quelle Bibliothek Schwaben).

(Sabine Scheller)