Nachruf auf OStD i.R. Helmut Schmidt
Am Ostermontag ereilte uns die traurige Nachricht, dass unser Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzender der Bezirksgruppe Schwaben, Herr OStD i.R. Helmut Schmidt am Tage seines 90. Geburtstages (20.04.2014) seine Augen für immer geschlossen hat. Damit verliert der Bayerische Landesverein für Familienkunde, neben Frau Lore Schretzenmayr, innerhalb kurzer Zeit ein weiteres Ehrenmitglied aus der Riege der ehemaligen Bezirksgruppenleiter.
Obwohl es mit ihm seit Jahren gesundheitlich immer mehr bergab ging und er zuletzt an den Rollstuhl und ans Bett gefesselt war, nahm er doch nach wie vor regen Anteil am Vereinsleben. Wenn es ihm irgend möglich war, kam er auch auf unsere Veranstaltungen. So war es ihm ein Herzensanliegen und eine große Freude, noch den 64. Deutschen Genealogentag 2012 in Augsburg erleben zu dürfen.
Helmut Schmidt trat am 1. Februar 1954 in den Verein ein und wäre bei der diesjährigen Delegiertenversammlung für seine 60-jährige Mitgliedschaft geehrt worden. Ein sehr seltenes Ereignis.
Über viele Jahre brachte er sich in leitenden Funktionen bei der Bezirksgruppe ein. Von 1963 bis 1981 war er Bibliothekar, von 1975 bis 1981 Schriftführer und von 1981 bis 1983 stellvertretender Bezirksgruppenvorsitzender. Ab 1983 bis 2000 hatte er die Leitung inne. Jahrelang redigierte er die Beiträge der Bezirksgruppe für unsere Vereinszeitschrift, auch für die Aufgabe Rezensionen zu schreiben, war er aufgrund seines umfassenden Wissens und seiner sprachlichen Fähigkeiten geradezu prädestiniert.
Die damalige Landesvorsitzende Lolo Anwander war von seinem freundschaftlichen Führungsstil sehr angetan und sprach im positiven Sinne von Augsburger Verhältnissen.
Am 16.04.1994, also genau vor 20 Jahren, wurde er zum Ehrenmitglied des BLF ernannt.
Es freute mich außerordentlich, dass Helmut Schmidt mich als seinen Nachfolger auserkoren hatte. Dies war aber zugleich eine große Herausforderung, da es doch bedeutete, dies in seinem Sinne bewerkstelligen zu sollen.
Nach seinem Rücktritt nach 17 Jahren erfolgreicher Bezirksgruppenleitung wurde er im Jahre 2000 zum "Ehrenvorsitzenden der Bezirksgruppe Schwaben" ernannt.
Ich kann mich noch gut an die erste Begegnung mit ihm im Herbst des Jahres 1991 erinnern, als ich ihn beim Schwäbischen Familienkundetreffen in Kloster Irsee kennenlernen durfte. Er hatte dort seine Forschungsarbeiten zu den Vorfahren von Rudolf Diesel (abgedruckt in einer Jahresschrift des Rudolf-Diesel-Gymnasiums) ausgelegt. Beim Blättern darin stellte ich zu meiner Freude fest, dass sich diese Vorfahren auch mit meinen kreuzten. Er lud mich dann zu der Jubiläumsausstellung 1992 (70 Jahre BLF) ins Zeughaus und zu einem Vereinsabend nach Augsburg ein. Von der Hilfebereitschaft und dem freundschaftlichen Miteinander (eben die vorgenannten Ausgburger Verhältnisse) war ich sehr angetan, so dass ich spontan in den Verein eintrat.
Jahrelang war er Redakteur der beeindruckenden Familienzeitschrift "Die Rehlen-Sippe", die sich mit der Geschichte dieser alteingesessenen Nördlinger Familie befasste. Auch in dieser Veröffentlichung konnte ich zahlreiche gemeinsame Vorfahren entdecken. Der Austausch darüber hat zu einem sehr freundschaftlichen Verhältnis mit ihm und seiner Ehefrau Margot geführt.
Beachtlich waren auch seine Forschungsergebnisse über die Augsburger Drogisten- und Apothekerfamilie Schaur und die Patrizierfamilie von Rauner. Hier bekamen wir sehr interessante Dokumente als Nachlass für unsere Bibliothek. Bei Besuchen in seiner Wohnung fielen die wertvollen Stiche an den Wänden auf. Darauf angesprochen, konnte er immer höchst interessante Geschichten über seine Altvorderen erzählen.
Bei allen Veranstaltungen auf Vereinsebene erwies sich Helmut Schmidt als eloquenter Redner mit immensen Geschichtskenntnissen. Wenn wir Ausstellungen besuchten oder Exkursionen unternahmen, war es selbstverständlich, dass er höchstpersönlich die jeweiligen Führungen übernahm. Dieses Wissen an den Mann zu bringen, gelang ihm stets in vorbildlicher Weise. Ebenso war er ein gefragter Lateiner, der der Bitte seiner Mitglieder, sich schwieriger Dokumente anzunehmen, immer gerne nachkam, und die Texte wortgetreu wiedergab und inhaltlich erklärte.
Jahrelang hatte er auch internationale Studienreisen an geschichtsträchtige Orte organisiert. Teilnehmer daran äußerten sich stets frappiert darüber, wie akribisch diese Reisen vorbereitet waren und für die Teilnehmer zu einem nachhaltigen Erlebnis wurden.
Leider hat Helmut Schmidt nur sehr wenig über seine eigenen Forschungsarbeiten publiziert. Das lag wohl daran, dass er sich nicht mehr mit dem Computer anfreunden konnte. Möge es ihm gegönnt sein, dass sich jemand der Aufgabe widmen wird, seinen genealogischen Nachlass für die Nachwelt aufzuarbeiten.
Wir verneigen uns mit Respekt vor einer herausragenden Persönlichkeit mit einem beachtenswerten genealogischen Lebenswerk und werden Herrn Helmut Schmidt stets ein ehrendes Gedenken bewahren.
Manfred Wegele
Vorsitzender des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde
Leiter der Bezirksgruppe Schwaben
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