Großes Stammtischtreffen 2015 in Günzburg

Veranstaltungstermin: 
Samstag, 25. April 2015 - 10:00
Veranstalter: 
Forscherstammtisch, Arbeitskreis (BLF-unabhängig)

30 Familienforscher von 5 Vereinen und 9 Stammtischen aus dem ganzen bayerischen und angrenzenden Raum trafen sich zum Erfahrungs- und Informationsaustausch im Brauerei-Gasthof „Zum Rad“, Marktplatz 40, 89312 Günzburg.

Manfred Wegele, der stellv. Vorsitzende der DAGV und Vorsitzender des BLF, begrüßte alle anwesenden Familienforscher/-innen recht herzlich. Er sprach kurz über die Entstehung dieses jährlichen Forschertreffens und die bisherigen Veranstaltungen. Hauptzweck sei es, sich in freundschaftlicher Atmosphäre zu treffen um Erfahrungen und Informationen auszutauschen und gemeinsame Projekte auszuloten.

Traditionell stellte jeder Stammtischleiter oder Vereinsvorsitzende seine Gruppierung vor. Ursula Simmerle berichtete über die Gruppe „IGAL“ (Interessengemeinschaft Ahnenforschung Ländle, Landesverein für Familienforschung in Vorarlberg), die vor allem im Gebiet um Lustenau/Dornbirn aktiv forscht. Sabine Scheller beschrieb die Gründung des Stammtisches „Familienkunde Kempten“ und das Forschungsgebiet der heutigen Stammtischteilnehmer ferner ging sie auf das Projekt Heiratskartei Stadtarchiv Kempten ein. Das Friedhofsprojekt läuft seit 2005, aktuell hat der Landesverein für Heimatpflege ein sehr gutes Buch herausgegeben, das sie vorstellte. Ulrich Binder leitet den „Forscherstammtisch Ulm und Umgebung“ und sprach über Treffen und die Aktivitäten. Er gehört auch dem „Arbeitskreis Familien- und Ahnenforschung Geislingen/Steige e.V.“ an und berichtete über deren Programm. Herr Jäger, Leiter des Arbeitskreises, erarbeitet u.a. eine Auswandererdatei, die er auch online stellen wird. Bei der Stadtbibliothek Neu Ulm gibt es eine sehr umfangreiche Geschichtsbibliothek. Rudi Stiening sprach über den „Forscherstammtisch Ostallgäu“, einer der ältesten Stammtische in Schwaben mit vielen Stammgästen und wechselnden Besuchern. Der „Arbeitskreis Ingolstädter Familienforscher“ wurde durch dessen Leiter Anton Frank vorgestellt. Er berichtete u.a. von einigen Sterbebilder-Scanaktionen und Archivbesuchen. Alois Lehner informierte die Anwesenden über das „Bahnsozialwerk“ mit den Eisenbahngenealogen und deren Aktionen. Herr Dietmar Heller sprach über seinen Stammtisch in Waldkraiburg, da er ins Allgäu umgezogen ist, gab er die Leitung des Stammtisches in andere Hände. Der „jüngste“ Stammtisch Günzburg wird von Anton Seitz geleitet, er erläuterte sein Konzept und stellte das Programm des heutigen Treffens vor. Auch sprach er über zwei Bücher, einmal die Ortsgeschichte von Günzburg und die Geschichte von Reisensburg. Zum Schluss stellte Manfred Wegele seinen „Stammbaumtisch-Nordschwaben“ vor. In der Gruppe befinden sich zahlreiche Autoren von Ortsfamilienbüchern und Ortschroniken. Eine Liste mit den erstellten und in Arbeit befindlichen Ortsfamilienbüchern sowie die Forscherprofilliste erläuterte er.

Die Onlinesuche des Sterbebilderprojektes wurde vorgestellt. Bis zum Mittagessen wurde in Dubletten gestöbert und Informationen getauscht.

Nach dem Mittagessen sprach Herr Richard Geier über die Geschichte von Günzburg und Reisensburg und stellte die Orte in Bildern der 50er und 60er Jahre vor. Die Brauerei und Gastwirtschaft „Zum Rad“ wurde 1590 gebaut und war eine von zahlreichen Brauereien in Günzburg. Die Stadt war zweigeteilt in eine Unter- und Oberstadt, wobei es ständig Probleme gab, da die Oberstadt (bessere Gesellschaft) auf die Unterstadt (Handwerkerfamilien) herabschaute. Auch auf die Hausnamen von Reisensburg ging er ein, ebenso auf die Geschichte des Gasthauses Adler, da es der Familie von Anton Seitz gehörte.

Um 14 Uhr teilten sich die Forscher in zwei Gruppen auf. Die erste Gruppe wurde von Frau Marion Schlegel durch die Stadt geführt. Vor dem Schloss blickten die Teilnehmer über die Unterstadt, die aus einer Römersiedlung entstand. Anhand eines alten Stadtplanes erläuterte sie den Aufbau und die Geschichte der Stadt. Das Flüsschen Günz wurde von den Franken kanalisiert und für die Ansiedlung der Webereien genutzt. Als die Habsburger das Land übernahmen, bauten sie auf dem Plateau die Oberstadt mit Gebäuden für Beamte und „höhergestellte“ Personen mit einer umlaufenden Mauerbefestigung. Die Probleme durch diese „Kulturunterschiede“ führten zu häufigen Streitereien. Über der Hälfte der Gebäude des Marktplatzes waren Gaststätten und Brauereien – gut besucht von Reisenden. Die Poststrecke Wien-Paris führte durch Günzburg mit täglich 18 Postkutschen. Viele gekrönte Häupter, die von Wien nach Paris reisten, übernachteten auch in Günzburg. Mozart und sein Vater waren ebenfalls mehrmals zu Gast in der Stadt – meist im Gasthof zur Sonne. Frau Schlegel ging auf die weiteren Gaststätten ein z. B. war der Gasthof „Zum Hecht“ die Residenz der Gauleitung im 3. Reich und der Gasthof „Zum Kreuz“ beherbergte Priester und Mediziner.

Ein Rokokojuwel - Unter diesem Motto machten sich Teilnehmer der zweiten angebotenen Führung auf den Weg zur Günzburger Frauenkirche. Alois Bäuchel spannte den Bogen seiner Ausführungen zur Kirche von ihrer Entstehung ab 1736 bis heute. Die Frauenkirche ist eines der Hauptwerke des Baumeisters Dominikus Zimmermann. Die wohl bekannteste von Dominikus Zimmermann erbaute Kirche ist die Wieskirche. Der Bau der Frauenkirche wurde nach dem großen Stadtbrand als Ersatz für die beim Brand zerstörte Kirche in Auftrag gegeben. Bei der Gestaltung der Günzburger Frauenkirche musste der Baumeister Änderungen an seinem sonst für ihn üblichen Konzept machen. Die Kirche musste an das bestehende Kloster angebunden und der vor der Vorgängerkirche befindliche Friedhof erhalten bleiben. Die Wirren des 2. Weltkrieges überstand die Kirche fast ohne Schäden. Alois Bäuchel: „Die Fenster waren zersprungen und das Kircheninnere total verstaubt.“ Der Zahn der Zeit hat aber doch an der Kirche genagt, so mussten mit großem finanziellem Aufwand Renovierungsarbeiten durchgeführt werden. Wie die Teilnehmer an der Führung feststellen konnten, hat sich dieser Kraftakt der Stadt, Kirchengemeinde und Förderverein aber durchaus gelohnt.

Danach traf man sich in einem Kaffee und tauschte Neuigkeiten und Informationen aus.

 

Übersicht der Großen Schwäbischen Forscherstammtische

Veranstaltungsort: 
Art der Veranstaltung: 
Forscherstammtisch, Arbeitskreis
Region/zuständiger BLF-Bereich: 
BLF-Bezirksgruppe Schwaben
Sonstiges
Teilnehmerkreis: 
für alle Interessierten
Teilnehmerzahl gesamt: 
30 Teilnehmende