Jubiläum "10 Jahre Matricula"
Matricula (neben Monasterium und Topothek) als eine der wichtigsten Säulen des ICARUS-Projekts (International Centre for Archival Research – Gemeinschaft von mehr als 180 Archiven und wissenschaftlichen Instituten aus 34 europäischen Ländern, Kanada und den USA) feierte das 10-jährige Bestehen. Dr. Thomas Aigner, Präsident und Diözesanarchivar von St. Pölten, Manfred Wegele, Vizepräsident von ICARUS4all und stell. Vorsitzender der DAGV sowie Herr Leopold Strenn (ÖFR) und Günter Ofner (Familia Austria) sprachen Grußworte.
Manfred Wegele moderierte den ersten Teil zum Thema: Der Weg in die digitale Welt aus Sicht der kirchlichen Archive. Den Keynote-Vortrag hielt Dr. Thomas Scharf-Wrede, Leiter des Bistumsarchivs Hildesheim. Bis in die 30er Jahre waren Ahnenforscher in den Archiven eine Seltenheit. Inzwischen sind sie die Hauptnutzer von Archiven. In einer regen Diskussion ging es um die Nutzung der Archivalien im Lesesaal – es entwickelt sich zur Sackgasse. Die Digitalisierung und die Onlinestellung ist die Zukunft. Die Archivmitarbeiter können sich nun den eigentlichen Aufgaben widmen. Die Schutzfristen sind sehr unterschiedlich, seit 5 Jahren gilt in Österreich 100 Jahre Taufen, 75 Jahren Hochzeiten, 30 Jahre Sterbefälle.
Dr. Herbert Wurster sprach über die Aufgaben in einem Bistumsarchiv. Das Aufblühen der Pfarrgeschichtsforschung und der Familienforschung führten zu großen Problemen im Lesesaal. Die Archivarbeit kam zu kurz. 1987 gingen die ersten beiden PC in Betrieb. Das Passauer Archiv war ein Vorreiter bei der Digitialisierung der Archivalien und stellte sie als erstes deutsches Bistumsarchiv bei Matricula vor 10 Jahren online.
Günter Ofner stellte die Mitmachprojekte des Vereins Familia Austria vor. Ziel ist die kostenlose Bereitstellung von Onlineangeboten. Er informierte die Anwesenden, dass die ungarischen katholischen Kirchenbücher vor kurzem kostenpflichtig online gestellt wurden.
Nach der Kaffeepause sprach Georg Gaugusch über die Möglichkeiten der Verknüpfung der Quellen. Gerhard Floßmann erläuterte die Nutzung der neuen Angebote aus der Sicht der Heimatforschung und Elisabeth Kultscher aus der Sicht der Familienforschung.
Vernetzungsmöglichkeiten der Genealogen mit den Archiven zeigte Manfred Wegele an mehreren Beispielen auf, wie z.B. gemeinsam abgehaltene Tage der Familienforschung oder Digitalisierungs-angebote von Archivalien durch Familienforscher in Kooperation mit Stadtarchiven oder Standes-ämtern.
Günter Katzler vom Niederösterreichischen Landesarchiv stellte die Bestände „Findbuch“ im Archivinformationssystem Augias vor, es steht auch online zur Verfügung. Teilweise werden Bilder und Verwaltungseinheiten digitalisiert.
Ein neues Leuchtturm-Projekt ist die „Time Machine“, die Dr. Aigner vorstellte. Ein technologischer Durchbruch auf allen Linien auf der Basis von künstlicher Intelligenz. Archivalien können mit Karten und Parcellen (Kataster) verknüpft werden. Er zeigte das Pilotprojekt am Franziszeischen Kataster. Das Ergebnis ist faszinierend. Es wird mit Hochdruck an Schrifterkennungsprogrammen für historische Handschriften gearbeitet, die eine zentrale Rolle spielen werden. In Katalonien arbeitet man bereits am Projekt Xarxes, dem automatisierten Lesen von Archivalien durch alle Jahrhunderte. Die Kosten für das Projekt Time-Machine beträgt ca. 1 Milliarde und aktuell läuft ein Antrag bei der EU für die Finanzierung. ICARUS4all kann das Projekt durch die Mitgliedsbeiträge unterstützen. Daher wird die Mitgliedergewinnung forciert. Geplant sind einige Aktionen wie Prämien usw. Weitere Vorschläge sind herzlich willkommen.
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