Editierservice
Die Genealogie erhebt gerne den Anspruch, als Hilfswissenschaft der Geschichtswissenschaft zu gelten. Dies setzt dann aber wissenschaftliches Arbeiten voraus, das durch die folgenden Schritte definiert ist:
- Analyse (Forschung),
- Synthese (Darstellung der Ergebnisse)
- Veröffentlichung,
- Archivierung in relevanten Archiven wie BLF, Bayerische Staatsbibliothek, lokale Archive etc.
Gerade die Ergebnisse der beiden letzten Punkte findet man in unseren Vereinsbibliotheken nur für wenige Prozent unserer Mitglieder. Fragt man nach dem Grund für die fehlende Dokumentation, so erhält man immer wieder die Auskunft: „ich bin noch nicht fertig“ oder „das mache ich später“. Gerade die letzte Aussage ist bei dem im Allgemeinen fortgeschrittenen Alter der Betroffenen sehr bedenklich, denn niemand kann mit einiger Zuverlässigkeit sagen, ob es dieses „später“ überhaupt noch geben wird. Die Konsequenz daraus ist dann häufig, dass die Forschungsergebnisse schlimmstenfalls im Papierkorb landen oder unseren Bibliotheken umfangreiche (Platzbedarf!) und nicht erschlossene (Qualität!) Nachlässe übergeben werden. Diese müssen dann von Fremden mühsam mit großem Zeitaufwand aufbereitet werden, damit die Ergebnisse dem Verein zur weiteren Verfügung stehen.
Um die Hemmschwelle für den Einzelnen zur Erstellung einer guten Dokumentation zu senken, haben wir daher einen Editierservice für unsere Mitglieder initiiert. Dieser wird zur Zeit nur in der Bezirksgruppe Oberbayern geboten, sollte aber auf die anderen Bezirksgruppen ausgedehnt werden. Dafür wurden viele Aspekte der Bucherstellung untersucht, niedergeschrieben und an etlichen Beispielen erprobt. Da sind einmal rein technische Aspekte zu beachten, aber auch inhaltliche Minimalforderungen. Die Gesamtgestaltung obliegt selbstverständlich den Vorstellungen des Einzelnen, denn die vielfältigen Aspekte der individuellen Forschung müssen natürlich berücksichtigt werden. Auf der anderen Seite müssen sich unbedingt verschiedene Zielgruppen, das sind z.B. die eigene Familie, die Gemeinde (z.B. bei Häuserbüchern), andere Forscher und die jeweiligen Archive von Gestaltung und Inhalt her angesprochen fühlen. Die Ergebnisse unserer Arbeit haben dann zu folgenden Minimalforderungen an den Autor geführt:
- Erfassung der genealogischen Daten in einer GEDCOM Datei durch den Autor mit einem beliebigen Genealogieprogramm seiner Wahl.
- Erstellen eines erzählenden freien Textes über Fakten des erforschten Personenkreises, die nicht Einzelnen in der GEDCOM-Datei zugeordnet werden können. Hierzu gehören z.B. besondere Ereignisse wie Kriege, Katastrophen, das Feudalsystem, Anmerkungen zur Person, Geldwesen und viele sonstige Fakten, die man im Zuge seiner Forschungen gefunden hat. Hierbei muss der Autor von vorne herein das Zielformat (A4, 17x24, A5 oder jedes beliebige andere) festlegen, um später umfangreiche Umformatierungsarbeiten zu vermeiden!
- Festlegung, ob Bilder in den Text eingefügt oder in einem eigenen Abbildungsteil mit Verzeichnis zusammengefasst werden sollen.
Aufgrund dieser Angaben kann dann das Editierteam - welches sich aus DV-erfahrenen Mitgliedern in jeder Bezirksgruppe zusammenfinden muss - die Daten aufbereiten und zusammenstellen. Die Organisation dieser Tätigkeiten wird eine wichtige Aufgabe der jeweiligen Leiter sein. Das Trommeln des zweiten Vorsitzenden zeigte bisher keine Wirkung!
Aus der übergebenen GEDCOM-Datei generiert dann das Editierteam mit dem Programm GFAhnen V13 vollautomatisch die folgenden Komponenten:
- Familienorientierte Darstellung der GEDCOM-Daten in übersichtlicher Form
- Verknüpfung von Personen durch beliebig viele Ahnen- oder Stammlisten mit wählbarer Tiefe
- Ortelisten und ggf. Namen zu Ortelisten
- Quellenverzeichnis
- Indizierung über alle Personen, Orte, Quellen usw.
Nach einem ersten Testlauf entstehen erfahrungsgemäß eine Reihe von Fragen und die Notwendigkeit der Fehlerbeseitigung, die zwischen Autor und Team geklärt werden müssen. Die generierten Komponenten werden danach mit den freien Texten in einer PDF-Datei zusammengefügt und können auf einem vereinseigenen Laserdrucker gedruckt und bei einem örtlichen Buchbinder gebunden werden. (die Bezirksgruppe Oberbayern hat einen an der Hand, mit einem sehr günstigen Preis: Preise für das Buchbinden ca. 15 Euro, Preise für ein Buch bis ca. 30 Euro). Auch die Übergabe an einen copy-shop o.ä. ist denkbar, - allerdings muss man da mit geringeren Anforderungen an die Bindequalität vorliebnehmen - rechnet sich aber erst bei größeren Stückzahlen (<~30), die wohl nur bei OFB auftreten dürften. Es wird angestrebt, dass der Verein bei Eigendruck die Kosten für die ersten drei Exemplare übernimmt, weitere stehen dann dem Autor zum Selbstkostenpreis zur Verfügung. Im fertigen Buch ist zusätzlich eine Tasche für eine CD mit den GEDCOM- und PDF-Daten vorgesehen. Damit sind die nötigen Voraussetzungen sowohl für die Archivierung in unseren Bibliotheken als auch für die elektronische Speicherung in Archiven geschaffen; nur diese können eine Langzeitarchivierung über 50 und mehr Jahre sicherstellen.
Das Projekt ist seit Januar 2020 eingestellt (unter anderem wegen mangelnder Kapazität und nur geringer Nachfrage).
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