Arbeitsabend, Leseübungen
Herr Wegele hatte einen Urfehdebrief von 1623 dabei, den es heute zu lesen galt. Es ging darin um einen Vorfahren von Herrn Kleitner (Mitglied der Bezirksgruppe). Georg Glaitter hatte über mehrere Jahre ein Verhältnis mit Anna Strauß, sowohl vor, als auch nach seiner Eheschließung. "....sie haben sich in Unehren vermischt und Unzucht betrieben", bis sie schwanger war und damit die Sache ans Tageslicht kam.
Herr Wegele erklärte zuerst, was Urfehde bedeutet (Friedenseid nach Beendigung der Fehde). Während des Lesens stellte er die Besonderheiten der damaligen Schreibweise z.B. Kürzel vor. Kompetent erläuterte er Begriffe, z.B. Befreundete sind die nächsten Verwandten, zum anderen bedeutet immer zum Zweiten usw.. Ebenso "übersetzte" er die Sprache des 17. Jahrhunderts in heute verständliche Ausdrücke.
Nachdem der Urfehdebrief gelesen war, bot er noch eine Amtsrechnung von 1609 zum Lesen an. Das Angebot wurde gerne angenommen. Er erklärte, was man in den Amtsrechnungen findet. Diese Rechnung, unter Frevelrechnungen, betraf Adam Gantzenmüller aus Hohenaltheim. Er hatte bei einer Hochzeit mit Barbara Strauß getanzt und ihr ein unmoralische Angebot gemacht (Kuss und auf die Kammer gehen, da sie nicht einwilligte, hat er sie eine Hure gescholten). Da er mit dem Ehemann der Frau bereits mehrfach Streit hatte und es deshalb einen "Fried(ge)bot" gab, wurde er zu 50 Gulden Strafe verurteilt. Das hochinteressante Schriftstück wurde gelesen und Herr Wegele erklärte kurzweilig die Besonderheiten und Tücken der Schrift und Sprache.
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