Leseübung mit Vorstellung einiger besonderer Archivalien zur Familienforschung
Beim letzten Stammtischtreffen der Nordschwaben in Erlingshofen wurde Herr Gerhard Beck Mitglied des BLF. Er ist ein bedeutender Forscher im Ries, der schon einige Ortsfamilienbücher veröffentlicht hat und an weiteren arbeitet. Die aktuelle Forscherprofilliste der Bezirksgruppe Schwaben mit den Informationen zu Gerhard Beck wird zur Ansicht verteilt.
Frau Scheller und Herr Wegele zeigten eine über 5 m lange Ahnentafel, die mit dem Programm AGES erstellt und mittels Plotterdruck ausgedruckt wurde.
Das erste Dokument ist ein Strafprotokoll von 1682 des Amtes Diemantstein. Hans Georg Scherer wird wegen Hurerei abgestraft, da er die Magd Magdalena Matthes geschwängert hat. Das Originaldokument wurde Wort für Wort gelesen. Herr Wegele erklärte in bewährter Weise die verschiedenen Abkürzungen und Kürzel z.B. am Wortende. Anschließend stellte er das Familienblatt vor, auf dem die Transkription und die Lebensdaten des Hans Georg Scherer nachzulesen sind.
Beim zweiten Dokument handelte es sich um einen "Hauptfall" aus den Leibeigenschaftsakten. Nachdem er das Wort Hauptfall erklärt hatte (Tod eines Leibeigenen, dessen "Haupt" gehörte dem Leibherrn, ein Haupt weniger - also ist eine Ablösungszahlung fällig), ging er auf die Leibeigenschaft ein. Diese wurde über die Mutter vererbt. Man konnte sich freikaufen, das erfolgte meist vor der Heirat (Vater kaufte drei Töchter frei - Kosten ca. 70 Gulden, das entsprach ungefähr dem Wert von sieben Kühen). Auch dieses Schriftstück wurde durchgesprochen. Bemerkenswert ist ein Kürzel in der Anrede, das mit dem heutigen @ in E-Mail-Adressen identisch ist.
Den Abschluss bildete ein hochinteressanter Brief. Martin Luther schrieb 1539 an den Oettinger Fürsten Ludwig einen Brief über den Rieser Reformator Georg Karg (ein Vorfahre von Manfred Wegele). Mit Begeisterung wurde dieses sehr schwierig zu lesende Dokument entziffert. Das Familienblatt über Georg Karg stellte Herr Wegele vor und erklärte dabei einige interessante Details. Damals wurden häufig Wertangaben statt in lateinischen Zahlen in römischen Zahlen geschrieben, Herr Wegele erläuterte die Besonderheiten dieser Zahlenangaben.
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