Landesausschuss-Sitzung 2011 in Donauwörth
Die Landesausschusssitzung 2011 wurde von der Bezirksgruppe Schwaben ausgerichtet und fand in Donauwörth im "Posthotel Traube", geleitet vom Landesvorsitzenden, Herrn Manfred Wegele, statt. Nach dem Ende der Sitzung um 13 Uhr schloss sich das Rahmenprogramm an.
Dr. Seuffert, der Stadtarchivar, Stadtheimatpfleger und Vorsitzender des Historischen Vereins von Donauwörth und Umgebung, spannte den Bogen der Donauwörther Geschichte von der Staufer-Zeit bis zu den Zerstörungen durch Bomben im 2. Weltkrieg.
Die älteste Urkunde im Stadtarchiv stammt von 1030. Die "Keimzelle" von Donauwörth lag im Spindeltal und nicht, wie lange vermutet wurde, im Ried. Bei Bauarbeiten in jüngster Zeit wurden die Überreste der Mangoldburg gefunden und damit die Theorie mit der Burg im Ried widerlegt. Der Referent ging kurz auf die Bestände des Stadtarchivs ein. Die schriftlichen Nachweise aus dem Hochmittelalter sind rar. Er geht auf einige Zäsuren in der Geschichte ein.
Neben dem 30-jährigen Krieg, dem Spanischen Erbfolgekrieg oder dem 2. Weltkrieg im letzten Jahrhundert, war die Verhängung der Reichsacht 1607 eine bedeutende Zäsur für die Stadt. Die Hälfte der Bevölkerung verließ Donauwörth (Protestanten, die nicht katholisch werden wollten). Er ging auf die Gründe ein, die zur Verhängung der Reichsacht führten. Ab 1545 wurde die Stadt nach und nach protestantisch, die Katholiken wurden zunehmend in der Glaubensausübung behindert. Bei einer Prozession 1606 der minderheitlichen katholischen Bevölkerung kam es zum sog. Kreuz- und Fahnengefecht, interessanterweise war auf beiden Seiten "zufällig" ein Protokollant anwesend.
Nach dem Vortrag begann die Stadtführung an der Stelle der "Schlägerei" von 1606 an der "Umkehr" vor der heutigen unteren Wörnitzbrücke. Vor Ort erläuterte er den Ablauf der Prozession und des Kampfes. Auf dem Weg durch "das Ried" wies er auf die Hochwassersituation von Donauwörth und die Geschichte der bedeutenden umliegenden Gebäude (z. B. Deutschordenshaus) hin. Beim Gang durch die Reichsstraße sieht man sehr gut den Unterschied von alten und neueren Gebäuden, alle Häuser mit nach vorne abfallendem Hausgiebel sind alte Häuser. Neben der Geschichte des Rathauses ging er auf die Judengemeinde (12 Familien in der Staufer-Zeit) der Stadt ein, die es allerdings schon seit Jahrhunderten nicht mehr gibt. Die Lage des Judenfriedhofes ist immer noch unklar.
Nach der Besichtigung des gotischen Liebfrauenmünsters mit Epitaphien aus dem Deutschordenshaus führt der Weg zum Fuggerhaus (Sitz des Reichspflegers, später mit zwei Nachbarhäusern von Anton Fugger gekauft, der das heutige Gebäude erbauen ließ), dessen Geschichte Dr. Seuffert ebenso interessant schildert. Es steht auf dem höchsten Punkt der Stadt, dahinter befindet sich das Kloster Heilig Kreuz, das vermutlich auf den Resten einer Burg erbaut ist. Bevor es zurück zu Kaffee und Kuchen ging, wurde die beeindruckende barocke Wallfahrtskirche Heilig Kreuz mit der Grablege von Maria von Brabant (wurde von ihrem Gatten zum Tode verurteilt wegen angeblichen Ehebruchs) besichtigt.
Herr Wegele dankt Herrn Dr. Seuffert für die interessante und mit Leidenschaft erläuterte Geschichte der Stadt. Viele Fragen zur Stadtgeschichte und einzelnen Familien beantwortete der Referent während der Stadtführung. Bei Kaffee und Kuchen ging die Veranstaltung in den gemütlichen Teil über.
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