Entschlüsseln schwieriger Texte, Auswertung von Epitaphien
Herr Wegele erläuterte zuerst den Begriff „schwierige Textstellen“. Neben den Problemen beim Lesen der Schrift, Verständnisprobleme wegen der altertümlichen Formulierungen, heute nicht mehr übliche Abkürzungen oder Maßeinheiten und einer missverständliche Systematik bereitet auch die lateinische Sprache und Abkürzungen Schwierigkeiten. Nacheinander erläuterte er anhand von Beispielen die Probleme.
Ein Kontraktenprotokoll von 1669 zeigt sehr gut die altertümliche Sprache und Begriffe, die er erklärte. Aus den Kirchenbüchern stellte er neben minimalistischen Sterbeeinträgen von 1577, einen Heiratseintrag von 1801 mit Angabe der Proclamationen vor. Er ging auf die gebräuchlichen Abkürzungen und die Kombination Lateinisch-Deutsche Kirchenbucheinträge ein. Anschließend erläuterte er die Besonderheiten des Kirchenbuchlateins insbesondere bei Hochzeitseinträgen. Bei Taufeinträgen findet man häufig kleine Kreuze. Diese Kinder sind meist in den ersten Wochen oder Monaten verstorben – man kann sich aber nicht darauf verlassen. Anhand eines Kirchenbucheintrages von 1579 wurde die Systematik des Eintrages erarbeitet – eine Seite für den Bräutigam, eine für die Braut. Nach den Kirchenbüchern folgte die Vorstellung von Leibeigenschaftsbucheinträgen. Die Leibeigenschaft wurde über die Mutter vererbt. In den Kirchenbüchern werden die Mütter häufig nicht genannt oder nur der Vorname. Im Leibeigenschaftsbuch ist dagegen die Mutter „die Hauptperson“ mit mannigfaltigen Informationen. Infolge dieser Informationen konnte die komplette Familie gefunden werden incl. wohin die Kinder geheiratet haben. Eine faszinierende Besonderheit sind Chronogramme, die der Referent in mehreren Beispielen vorstellte. Die Umrechnungstabelle für Geld stieß auf reges Interesse, ebenso die Schreibweise der Zahlen. Aus seiner Forscherpraxis konnte er auch berichten, dass selbst Epitaphien Hinweise auf die Familienkonstellation geben. Beginnend mit einem Epitaph aus Unterringingen, bei dem im Relief links der Mann und die Söhne, sowie rechts die Ehefrauen und Töchter dargestellt sind. Die Kreuze über den Köpfen geben den Hinweis, dass diese Personen zum Zeitpunkt der Erstellung des Steines bereits verstorben waren. Nach der Erklärung des Epitaphes stellte er die Daten bzw. die Familie aus dem OFB Unterringingen mit den ergänzten Angaben aus dem Kirchenbuch vor. Zuletzt ging er auf die Besonderheiten der Totenschilde ein.
Frau Scheller dankte Herrn Wegele für den hochinteressanten Vortrag, der auf reges Interesse stieß, sie überreichte ihm ein Präsent.
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