Ausstellungsbesuch "Bürgermacht & Bücherpracht" im Maximilianmuseum in Augsburg
In der Ausstellung werden zahlreiche historisch-genealogischen Prachthandschriften u.a. aus der Werkstatt von Jörg Breu des Jüngeren vorgestellt. In der Mitte des 16. Jahrhunderts befand sich Augsburg auf der Höhe seiner Macht. Die Buchmalerei erlebte eine einzigartige Blüte, es entstanden kostbar illuminierte Prachthandschriften für Augsburgs Rat, Patrizier und Zünfte. Erstmals seit ihrer Entstehung werden fast alle Hauptwerke der Augsburger Buchmalerei der Renaissance und Frühbarock, Prunkhandschriften, Wappen- und Familienbücher in der Ausstellung vorgestellt. Diese sogenannten Ehrenbücher, kunstvoll gestaltete Genealogien und Chroniken, sollten durch die Verbindung von aufwändigen Texten mit einer prachtvollen Bebilderung den Status ihrer Auftraggeber hervorheben.
Die erste Gruppe begann im Erdgeschoss, und bewunderte ein "Bißbuech" von 1584 mit originalgetreuen und maßstabsgetreuen Abbildungen von Trensen, Geschirr und Gebissen der Pferde von Marx Fugger, der ein Pferdeliebhaber war. Sie erläuterte die Kupferstichtechnik und die Buchverarbeitung. Die Detailtreue der Darstellung ist beeindruckend. Die Augsburger Ehren- und Familienbücher der Renaissance umfassen sowohl die Geschichte der Kaiser, des Rats und der Bürger, frühe Wappen- und Familienbücher, gedruckte Geschlechterbücher, Familienbücher von der Spätrenaissance bis um 1700 und die Neubelebung im 18. Jahrhundert. In einer zweiten Abteilung sind die Augsburger Prachtcodices aus dem Eton College und aus der Bibliotheca Real des Escorial zu besichtigen, ein besonderer Höhepunkt der Ausstellung. Der Augsburger Ratsdiener Clemens Jäger war der erste Stadtchronist und verfasste z. B. 1545 das Consulatehrenbuch, das in drei Teile gegliedert ist, und das Vogteiehrenbuch, gedruckt in der Werkstatt von Jörg Breu d. J.. Durch dieses Buch ist auch eine Innenansicht des alten Ratshauses erhalten. Die Chronik der Weberzunft stammt ebenfalls von Clemens Jäger und umfasst neben der Geschichte der Weberzunft, alle Zunftmeister mit Namen und die 1368 eingeführte Zunftverfassung. Aus der Werkstatt von Johannes Schreyer stammt der Ehrenspiegel des Hauses Österreich. Das Hochzeitsbuch der Augsburger Herrenstube ist eine hervorragende Quelle für Familienforscher, ebenso das Wappenbuch des Konrad Peutinger mit den Wappen alter Augsburger Familien. Bestaunt wurden die prachtvollen Geschlechterbücher. Dem ersten von Paul Hektor Mair aus dem Jahr 1538 folgten Neuauflagen bis weit ins 17. Jahrhundert. Zahlreiche weitere Prachtbücher mit Goldschnitt, teilweise im Wert von einigen Millionen Euro, wurden bewundert.
In der zweiten Abteilung folgte die Besichtigung des Eton Codex, der drei Bände umfasst. Der erste Band beginnt mit der Geschichte der Menschheit, der Aufteilung der Welt usw.. Im zweiten Band geht es u. a. um Fürsten- und Kaiserbiographien. Der dritte Band mit der Turnierordnung und den Wappen ist etwas rätselhaft, da in zusammenhängenden Texten Leerseiten enthalten sind.
Die Ausstellung begeisterte alle, die Pracht der Bücher ist unbeschreiblich. Die Mal- und Gestaltungstechnik aus dem 16. Jahrhundert beeindruckte stark, die handkolorierten Zeichnungen sind noch so strahlend, als ob sie gerade erst entstanden wären.
Nach dem Besuch des Museums traf sich der Großteil der Teilnehmer im Gasthof zum Weißen Hasen zum Mittagessen und gemütlichem Beisammensein.
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