Kaiser Karl IV. - Aspekte der Bayerisch-Tschechischen Landesausstellung 2016/2017
Die gemeinsame Landesausstellung zum 700. Geburtstag Kaiser Karls IV. zeigt mit kostbaren Exponaten aus aller Welt die Geschichte des böhmischen, römisch-deutschen Königs und Kaisers, der in beiden Ländern ganz unterschiedlich wahrgenommen wird. In Böhmen bis heute als „Vater des Vaterlandes“ verehrt, ist Karl IV. bei uns kaum noch bekannt.
Die Ausstellung beginnt mit der Kindheit und Jugend Karls. Als Sohn Johanns von Luxemburg und Elisabeths von Böhmen, wurde er am französischen Hof erzogen und verbrachte einige Jahre in Italien. Seine Regentschaft fällt in eine von Pest und Hungersnöten heimgesuchte Zeit. Zunächst als Gegenkönig Ludwigs des Bayern gekrönt, konnte er erst nach dessen Tod seine Macht festigen und diese vor allem durch Diplomatie, geschickte Heiratspolitik, effiziente Verwaltung und Bestechung vermehren. Um die Zustimmung der Kürfürsten zu seiner Politik zu erhalten, ließ er ihnen große Geldsummen aus der Verpfändung von Reichsgut zukommen.
Unter seiner Herrschaft erlebten Kunst und Kultur einen Aufschwung. Karl IV. erhob Prag zum Erzbistum, gründete dort die erste Universität in Mitteleuropa, ließ Bauten wie die St. Veit-Kathedrale und die steinerne Karlsbrücke errichten und machte damit die Stadt zur drittgrößten Metropole des damaligen Europas. Nach Prag war Nürnberg die vom Kaiser am häufigsten besuchte Stadt. Hier erließ er 1356 die Goldene Bulle, eine Art Reichsgrundgesetz, das die Wahl des Königs durch die Kurfürsten regelte.
Der Kaiser war nicht nur ein hochgebildeter und frommer Mann, der fünf Sprachen beherrschte und zahlreiche kostbare Reliquien erwarb, sondern er billigte auch, wie die Ausstellung zeigt, zumindest in Nürnberg die Vertreibung und Tötung der Juden. Das letzte Kapitel der Ausstellung befasst sich mit dem Nachleben Karls IV. und der Vermarktung seiner Person in unserer Gegenwart sowohl für politische als auch kommerzielle Zwecke.
- 3050 Aufrufe