Maße und Gewichte
Wer sich mit Familien- und Heimatforschung beschäftigt, stößt zwangsläufig irgendwann auf Begriffe wie Zoll, Fuß oder Elle; Tagwerk, Jauchert und Dezimal sowie sonstige Gewichts- und Flächenbegriffe. Aber nicht nur unsere Vorfahren mussten sich mit einer Vielzahl verschiedener Werte, die hinter diesen Begriffen standen herumschlagen. Die in den alten Protokollen und Verträgen verzeichneten Werte von Grundstückskauf und -verkauf oder Hofübergaben sind je nach der betreffenden Zeit und Örtlichkeit unterschiedlich zu betrachten.
Herr Petersen begann mit dem Begriff Heitschäffel, der in seiner Heimat an der Förde verwendet wird. Es ist ein Flächenmaß und entspricht etwa dem bayerischen Tagwerk. Ein Grundbegriff bei Gewichten ist das Pfund – eines der ältesten Gewichte. Allerdings war das Gewicht eines Pfundes überall unterschiedlich. Gold- und Silberschmiede sowie Apotheker hatten noch zusätzlich kleinere Gewichte. Bei den Längenmaßen war die Elle ein Grundbegriff. Damit wurde vor allem Leinen, Wolle und Seide gemessen, doch auch hier war eine Elle nicht gleich einer Elle. Ein wichtiger Punkt bei der Preisfestlegung für Händler ist dieses Maß. Die Bezeichnung Fuß oder Schuh war bei Bauten und Ausmessungen von Flächen benutzt. Der Grundbegriff Fuß/Elle beim Berechnen Breite mal Länge für Hof- und Ackerflächen musste auch regionweise gesehen werden. Auch der Quadratfuß wurde erläutert. Als nächstes ging der Referent auf Körpermaße ein: 1 Schaff ergibt 8 Metzen oder 32 Vierlinge oder 128 Achtel. Bier und Wein wurde mit Maß und Fuder gemessen: 1 Maß entspricht 2 Seidel (der Begriff wird auch heute noch verwendet), 4 Quartel oder 8 Achterle. Viele früheren Bezeichnungen findet man auch heute noch so wie in der Seefahrt Knoten, Seemeilen, Glasen oder Faden. Auch Angaben in Zoll, Gold in Karat oder Fußballfelder in Fuß usw. sind heute noch gebräuchlich. Anhand eines Fußballfeldes ging er auf diese alten Begriffe ein. Weiter erklärte er den Daumenabdruck, mit dem ein Zoll festgelegt wurde. Die 12-er Basis war die Systemgrundlage für das Zahlensystem also 6 – 12 – 24. Alltäglich findet man das System heute bei der Zeit (24 Stunden, 12 Monate) oder bei Eierschachteln usw.
Der Pariser Fuß (32,48) war der Vergleichsfuß und ist 12 Zoll lang, da entspricht jeder Zoll 12 Linien und jede Linie 10 Diot-Punkte. Im Vergleich dazu war der Augsburger Fuß 29,619 und der Rheinländer 31,361 cm groß.
Eine gute Quelle zu diesem Thema ist das älteste Taschenbuch von 1828 von J. E. Nelkenbrecher: Münz= Maaß= und Gewichtskunde, das im Internet zu finden ist. Ein häufiger Begriff in alten Unterlagen ist das Jauchert, damit wird eine Wiese bezeichnet, die ca. 1.400 m² groß ist, bzw. ein Tagwerk beim Acker. Das Metrische System wurde im Königreich Bayern am 1. Januar 1872 eingeführt. Die Frage ist, wie kam man zum Meter? Bereits 1668 veröffentlichte Abbe Jean Picard das Sekundenpendel mit einem Ausschlag von 0,994 m. Das setzte sich damals nicht durch. Zwischen 1792 bis 1799 wurde die Weltkugel „vermessen“ und die Länge von Pol zu Pol mit 40.002 km festgelegt. Der Bayrische Fuß wurde auf 0,291859 cm festgelegt. Das Bayrische Hohlmaß Scheffel (6 Metzen ergeben 1 Scheffel) mit 37,0596 ist im Verhältnis zum Württemberger Scheffel 19,58 deutlich mehr. Mit dem Hohlmaß wurde immer Volumen gemessen – „ein gestrichen Maß“ war ein Grundbegriff, der noch heute im Sprichwort „ich habe das Maß gestrichen voll“ Verwendung findet.
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