Fugger, Welser, Langenmantel als Vorfahren – das Patriziat als spannendes Entdeckungsfeld eines Laienforschers
Herr Wegele hielt den Vortrag das erste Mal bei einer Tagung in Erlangen. Viele Forscher können sich nicht vorstellen, dass man mit seinen Ahnen in die ehrenwerte Gesellschaft des Patriziats vordringen kann. Anhand seiner mütterlichen Ahnenreihe zeigte er den Zugang zur Pfarrerfamilie Bächler auf. Der Schlüssel war der Heiratseintrag im KB Nördlingen von 1626 von Johann Jacob Bechler mit Susanna Jenisch, einer Kaufmannstochter aus Augsburg. Damit kam er ins Augsburger Patriziat und in die hohe herzögliche Verwaltungsbeamtenschaft in Württemberg. Neben einer Reihe von Sekundärquellen, z. B. „Beyträge zur Nördlingischen Geschlechtshistorie, die Nördlingischen Epitaphien enthaltend gesammelt und mit historischen Anmerkungen von 1801“, forschte er natürlich auch im Archiv, denn nur dort erhielt er das Siegel und die originale Handschrift. Ein unbedingtes Muss beim Studium ist das beachtliche Werk „Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts“ von Wolfgang Reinhard. Weitere Quellen stellte er vor. Nach der Erläuterung der Vorfahren Bächler sprach er über die Familien Fugger und Langenmantel. Das zweite Tor zum Patriziat ist der Ahnherr Philipp Melchior Megerlein, der ebenfalls Pfarrer war und zur Familie König in Kempten führt. Die beeindruckende Ahnentafel König wurde im Rahmen einer Ausstellung „Bürgerfleiß und Fürstenglanz“ in Kempten gezeigt und Frau Scheller durfte sie fotografieren. Sein drittes Tor zum Patriziat ist die Familie Wurm, die über die Linie Seefried (Herren vom See) bis ins 10. Jahrhundert verfolgt werden kann. Der Reformator des Rieses, Georg Karg, geboren um 1512 in Heroldingen, gehört ebenso zu seinen Ahnen.
Alle diese Vorfahren findet man in seiner Familienzeitung, die entsprechenden Bände stellte er vor und gab sie in die Runde. In der St. Anna Kirche in Augsburg entdeckte er bei einer Führung das Epitaph eines Vorfahren. Der Kreis schloss sich, als sein Sohn in dieser Kirche geheiratet hat. Zuletzt verlas er sein Fazit:
Ein Familienforscher hat eine grundsätzlich andere Herangehensweise als ein Historiker:
- Der Historiker ist thematisch von einer bestimmten Fragestellung geleitet und widmet sich erst in zweiter Linie den Personen
- Der Familienforscher wird geleitet von der systematischen Zusammenstellung seiner Stamm- und Vorfahrenreihen, wobei er im Allgemeinen natürlich auch an einer wissenschaftlich fundierten Dokumentation seiner Forschungsergebnisse großes Interesse hat. Voraussetzung ist eine kritische Auseinandersetzung mit den Quellen.
Gerade über das Patriziat im ausgehenden Mittelalter in Augsburg gibt es Veröffentlichungen, die teilweise Unterschiedliches aussagen. Mit dem Studium der Originalquellen sind die meisten überfordert.
Was nach wie vor ein Manko ist, ist die Tatsache, dass in der überwiegenden Zahl der klassischen Veröffentlichungen nur Stammbäume mit der Darstellung der Manneslinien vorliegen, wie in der Adelsforschung übrigens auch. Weitere Nachfahren der Patriziergeschlechter über die weiblichen Linien zu erforschen, dies scheint mir ein sehr nutzbringendes Forschungsanliegen zu sein. Wenn nun die eigenen Vorfahren in besonderer Weise die regionale oder überregionale Geschichte beeinflusst haben, hat man einen eigenen emotionalen Bezug zu diesen Ereignissen. Dieser ist gleichsam die Triebfeder für weitere Forschungen.
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