Der K.B. Oberpostamtsrevisor Joseph Oehl und seine Familie in Augsburg
Der Referent kommt aus Ebersberg und ist inzwischen im Ruhestand und plant ein Geschichtsstudium. Durch die Ahnenforschung lernt er nicht nur Familiengeschichte, sondern beschäftigt sich auch mit geschichtlichen Themen. Die Familiengeschichte des Joseph Benjamin Oehl (1769-1838) ist eng verknüpft mit der Postgeschichte.
Zunächst ging der Referent auf die Geschichte ab 1800 ein, als nach der Schlacht von Hohenlinden und dem Friedensvertrag von Luneville die Grenzbereinigung der linksrheinischen Gebiete begann. Die Flurbereinigung der politischen Landkarte dauerte zwei Jahre. Eine Folge dieser Entwicklung war der Wechsel des Postmonopols, welches das Fürstenhaus Thurn und Taxis inne hatte. Die Post war sehr wichtig, nicht nur als Kommunikationsmittel, sondern bot ideale Spionagemöglichkeiten. Bei der Briefspionage wurden die Briefe vorsichtig geöffnet, abgeschrieben und dann wieder verschlossen und weitergeleitet. Die Kopien wurden nach Wien (geheime Staatskanzlei) zur Auswertung geschickt. Bayern hat das Postmonopol übernommen, aber zuerst weiterhin Thurn und Taxis damit beauftragt (außer Tirol und Vorarlberg) und erst nach und nach Gebiet für Gebiet übernommen. Die Beamten von Thurn und Taxis waren sowohl in Bayern als auch bei den Habsburgern angestellt, das führte natürlich zu Problemen. 1808 wurde ein Generalpostbüro errichtet, da die kopierten Briefe, die nach Wien geschickt wurden, als Landesverrat gewertet wurden. Natürlich wurde das Spionagewesen auch manipuliert, also Briefe verfasst, die falsche Fakten beinhalteten. Die Postlogen waren der Geheimdienst der Post und Joseph Oehl war ein Postlogist. Nach der Übernahme der Post durch Bayern wurden die Postlogisten entweder des Landes verwiesen (beispielsweise Karl Oehl, der Bruder von Joseph), auf Kosten von Thurn und Taxis pensioniert oder weiterbeschäftigt (aber nicht bei der Briefpost). Joseph Oehl wurde übernommen, interessanterweise bei der reitenden Post, also der Briefpost. Vermutlich nutzte man seine Kenntnisse bei der Brieföffnung weiter.
Der Referent erläuterte den Lebenslauf von Joseph Oehl. Geboren in Nürnberg als Sohn eines Postsekretärs (der vermutlich ebenfalls als Postlogist tätig war), heiratete er in Bamberg. Seine erste Frau starb im Kindbett. Von seiner Zeit in Bamberg gibt es zwei Zeitungsausschnitte, einmal von der Wohnungssuche und der zweite berichtete von der Versetzung 1808 von Bamberg nach Augsburg. Eigenartigerweise gibt es in der Postgeschichte von Bamberg keine einzige Namensnennung Oehl. Die Wildbrett-Chronik von Maria Wildbrett in der Bibliothek Augsburg entpuppte sich als wahre Fundgrube. 1811 verfasste Poststallmeister Friedrich Kegel eine Beschwerde gegen Oehl wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten. Am Ende der Überprüfung (20 Jahre zurück wurde geprüft) musste Oehl 25 Gulden bezahlen. Ab 1811 stockt seine Karriere, es gab kein berufliches Weiterkommen mehr und damit auch keine Gehaltserhöhungen was zu finanziellen Problemen führte. Er stellte zwei Anträge wegen einer Gehaltserhöhung, die zweite 1827 an König Ludwig I mit der Bitte um eine persönliche Unterredung. Dieses Vorgehen zeigt das Selbstbewusstsein von Joseph Oehl. 1835 bat er ob seines hohen Alters um eine ständige Aushilfe – unklar ist, ob er sie erhalten hat. 1838 starb er in Augsburg. In zweiter Ehe war er mit Dorothea Brehm, Wirtstochter aus Bamberg, verheiratet und hatte mit ihr 17 Kinder.
Anhand alter Pläne zeigte er die Wohnstätten der Familie. Zuerst zog er in immer größere Wohnungen, mit dem finanziellen Abstieg wurden die Wohnungen kleiner, die Witwe wohnte schließlich in einer kleinen Wohnung in der langen Gasse und stirbt dort 1852 als Königl. Oberpostamts-Revisors-Wittwe. Die gutsituierte, vermögende Familie mit 15 lebenden Kindern war angesehen, die Söhne studierten und die Töchter arbeiteten als Hausdame oder Kinderfrau in Adelsfamilien. Beim 14. Kind war die Fürstin von Thurn und Taxis Taufpatin, auch das zeugt von der Bedeutung der Familie und den guten Verbindungen. Anhand einer Familiengrafik ging er auf die Lebenswege der Kinder ein. Napoleon hatte gute Verbindungen zu Augsburg und war angeblich mit den beiden ältesten Söhnen von Joseph Oehl befreundet. Zuletzt zeigte er den Nachruf auf Magdalena Mayr geb. Oehl, der jüngsten Tochter von Joseph Oehl, die im Alter von 29 Jahren nur zwei Wochen nach ihrem Mann starb.
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