Familie Primavesi, Wiener Werkstätte und Gustav Klimt
Herr Pusinelli zählt mehrere italienische Familien zu seinen Vorfahren. Dieses Mal ging er auf die Familie Primavesi ein. Die Familie kann in der Lombardei bis ins 8. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Seine Ahnin Elisabeth Primavesi (* 24.12.1607 in Careno) heiratete Antonio Bernardo Zambra, einen Kaufmann in Careno. Die Familie war später in Olmütz in Mähren ansässig. Robert Primavesi war ein österreichischer Unternehmer, Großgrundbesitzer und Parlamentsabgeordneter. Der Cousin des Bankiers war Mäzen der Wiener Werkstätte. Der Referent ging auf die Geschichte der Wiener Werkstätte (gegründet 1903, 1932 Liquidation und 1939 Löschung im Firmenregister) ein und in diesem Zusammenhang auf Gustav Klimt, der zwei Familienmitglieder Primavesi (Mutter und Tochter) malte. Klimt malte viele Wiener Frauen (Auftragsarbeiten). Ziel der Wiener Werkstätte war die Erneuerung des Kunstbegriffes auf dem Bereich des Kunstgewerbes und arbeitete mit der „Wiener Secession“ zusammen. Herr Pusinelli zeigte Bilder des Secessions-Gebäudes und des Zentralfriedhofes sowie ein Grab der Familie Primavesi auf dem Friedhof Mögeldorf bei Wien. Die Familie handelte mit Galanteriewaren (alte Bezeichnung für Modeschmuck und modische Gebrauchsgegenstände wie Tücher, Knöpfe, Fächer oder auch Parfümfläschchen). Durch den Handel mit weiteren Waren, wie z.B. Südfrüchten (am Comer See wachsen diese sehr gut), wurde die Familie reich. Die Primavesis in Ölmutz verarmten aufgrund verschiedener Gründe, angefangen mit der Industrialisierung bis zum 1. Weltkrieg, in dem viele reiche Familien durch den Kauf von Kriegsanleihen verarmten. Das Problem waren die Handelsbeschränkungen von Ausländern in Deutschland, die Italiener setzten daher einen Strohmann ein.
Anhand einer Karte zeigte er die Orte seiner Ahnen Nesso und Pognana am Comer See. Die Familien sind alle miteinander verwandt – Geld heiratete zu Geld, denn das muss ja zusammengehalten werden. Der Comer See wurde vermutlich von Griechen bevölkert, diese wurden von Cäsar angesiedelt. Als nächstes stellte der Referent die Quellen vor. Die Besonderheit sind die Notariatsakten, die bis ins 5. Jahrhundert zurück gehen. Bei der Recherche u.a. in der Wiener Zeitung (online) fand er sehr viele Einträge u.a. im Handelsregister über die Familie Primavesi. Eine gute Quelle stellt auch ein Buch über die Familie dar, das ein Bankier in Lugano geschrieben hat (es ging in die Runde). Kompetent beantwortete er zahlreiche Fragen zu den italienischen Familien, die in Augsburg ansässig waren. Die Familie Brentano hatte eine Seidenfabrik in Lechhausen, mehrere Brentanozweige können in Augsburg bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Heute gibt es nur noch eine Familie aus der Linie Brentano-Tremezzo in Deutschland. Die österreichische Nationalbank wurde von den Familien Brentano und Primavesi aufgebaut und finanzierte u.a. den 2. Weltkrieg. In Pognana findet man heute noch Votivtafeln der Familien, die beispielsweise bei einer guten Rückkehr von einer Handelsreise gestiftet wurden.
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