Die Ursachen der Säkularisation und ihre Auswirkungen auf die Bevölkerung
In seinem lebhaft vorgetragenen Referat hat Herr Weber die geschichtliche Entwicklung in Bayern beschrieben, die 1803 zur Säkularisation führte. Im 18. Jahrhundert bestand die Bevölkerung des Landes aus Untertanen, die in allen Belangen ihres Lebens den Weisungen ihrer jeweiligen Herren zu folgen hatten. Die Herrscher "von Gottes Gnaden" regierten ihr Land mit uneingeschränkter Macht. Die Fürstbischöfe, meist nachgeborene Fürstensöhne, die oft noch minderjährig und ohne geistliche Weihen in ihr Amt kamen, waren weltliche und kirchliche Regenten zugleich und konkurrierten in Prachtentfaltung und Lebensstil mit den rein weltlichen Fürsten. Die bayerische "Landschaftsverordnung" regelte als einzige Vertretung der Stände nur in sehr eingeschränkter Weise das Recht, Vorschläge und Petitionen dem Landesherrn vorzubringen. Der Landbesitz war zu 56 % in kirchlicher Hand, überwiegend bei den 163 Klöstern, zu 26 % lag er in der Hand adeliger Familien.
Aus Amerika, der "neuen Welt", kamen freiheitliche Ideen von Menschen gleichen Rechts, nicht als Untertanen geboren. Sie erreichten zuerst das besonders absolutistische Frankreich und beförderten dort 1789 die Französische Revolution. In Bayern erbte 1799 Maximilian IV. Joseph die Herzogs- und Kurfürstenwürde. Er machte Graf Montgelas zu seinem Minister. Das Land war durch Kriegslasten und Verschwendungssucht der Herrscher extrem verschuldet. Zur Minderung der Schuldenlast, zur alleinigen Kontrolle der Regierungsmacht und zugunsten einer einheitlichen Staatsstruktur, Verwaltung, Rechtsprechung, Schulbildung und Abgabenregelung wollte der Kurfürst die Klöster aufheben und deren Besitz einziehen. Zum Ausgleich linksrheinisch an die Franzosen verlorener Gebiete sollten zudem die Fürstbistümer des Reiches aufgelöst und den geschädigten weltlichen Territorien eingegliedert werden. Sowohl der Reichstag durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 als auch der Papst stimmen diesem Vorgehen zu. Den offensichtlich positiven Folgen der Säkularisation der Klöster und Fürstbistümer für die Entwicklung des bayerischen Staates stehen jedoch eindeutig negative Folgen gegenüber, die einerseits die soziale Sicherung der Bevölkerung durch kirchliche Einrichtungen, andererseits die immensen Verluste an Bauten, Kunstgegenständen, Akten, Urkunden und historischem Bibliotheksbestand betreffen, da diese Bestände zu großen Teilen nach dem reinen Materialwert verhökert wurden. So erzielte nicht einmal der bayerische Staat den erhofften finanziellen Gewinn aus der Auflösung der Klöster.
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