Augsburg: Der „Bayerische Hiesel“ - von wegen ein „Bayerischer Robin Hood"!
Herr Franz Xaver Holzhauser sprach über den Mythos um den „Bayerischen Hiesel“, der als „Bayerischer Robin Hood“ bezeichnet wird.
Bei Forschungen für einen Aufsatz über die historische Demographie in der Zeit von 1673 bis 1816 stieß er auf die Zusatzbezeichnung „Bayerischer Hiesel“ bei einem Sterbeeintrag 1771. Das weckte sein Interesse und er begann zuerst die veröffentlichten Berichte im Internet zu studieren. Das genügte ihm aber nicht und er begann seine Forschung im Stadtarchiv Donauwörth mit dem Steckbrief zum Bayerischen Hiesel von 1769. Er verlas den Steckbrief mit der Personenbeschreibung. Sein nächster Weg führte ihn in das Stadtarchiv und das Staatsarchiv in Augsburg. Dort hatte er dann das „Vergnügen“ 4 Kartons mit ca. 4.000 Seiten Akten zu studieren. Dazu kamen weitere Archivalien. Sehr bald stellte er starke Unterschiede zwischen den Veröffentlichungen und der Aktenlage fest. Es gibt mehrere Biografien, Artikel über den „Bayerischen Robin Hood“. Eine davon ist die Biografie von Joh. Nepomuk Nöggler. Sie unterscheidet sich deutlich von den „Romanen“ anderer und zeigte, dass dieser vor Ort recherchiert und die Akten studiert hatte. Er ließ seine Erkenntnisse vom Pfarrer und der Gemeinde attestieren bzw. ein Zeugnis erstellen. Der Wikipediaartikel stellte sich auch als fehlerhaft heraus. Das begann schon mit dem falschen Geburtsdatum. Falsch war auch der Hausname „Brentan“. Daher erläuterte der Referent die Hausnamen in Kissing und die Herkunft von Brentan, Brenten waren platte, hölzerne Wassergefäße. Richtig ist der Hausname „Tratmichl“.
Auch beim Vornamen kam es zu Fehlern. Matthäus wurde zu Matthias, richtig ist Matthäus, der im Schwäbischen zu Hiesel, im Bayerischen zu Hias/Hiasl wurde bzw. so gerufen wurde.
Anhand eines Dokumentes zeigte er die Unterschrift vom „Hiesel“ MCVK Matthäus Clostermayr von Kissing.
Monica Paumiller war eine von Hiesels Geliebten, die von ihm einen Sohn, den Korbinian, hatte. Weitere sieben Liebschaften sind bekannt. Weitere zwei Nachkommen sind ebenfalls bekannt: Maria Theresia (* 21.07.1771 in Erkheim, Mutter Adelheid Nerlinger) und Hiesel junior (geb. vermutlich zwischen 1760 und 1765). Es können mehr sein, also Augen aufhalten, wenn man in einem Kirchenbuch auf den Namen stößt.
Hiesel wurde nicht nur wegen Wilderei, sondern auch wegen Unzucht gesucht, verurteilt und 1765 ins Zuchthaus gebracht. Seine Bande war unterschiedlich groß, von 6 Mann bis 20 Mann, insgesamt waren es im Laufe der Jahre so um die 100 Personen. Hiesel verstand die Jagd und den Verkauf der Beute als Lebensunterhalt für sich und seine Bande. Die Auswahl der Jagdgebiete hing z. T. auch von der durch Wildüberschuss geschädigten Bauernschaft ab. Der schnelle Wechsel der Herrschaftsgebiete (Historische Karte für Schwaben mit der Darstellung der Herrschaftsgebiete) waren für die Bande ein Vorteil, der sich 1769 durch das sog. Ulmer Patent des Schwäbischen Kreises änderte. Es gibt nur einen Bericht, dass er Wildbrett an Arme abgab und das war minderwertiges Fleisch. Die Jahre 1769-1771 waren geprägt von der Agrarkriese, wobei die Anzahl von Bettlern und Vaganten explodierte. Die Notzeiten beeinflussten auch die Bande, die zunehmend verwahrloste. Am 13. August kehrte Hiesel in einem Wirtshaus ein und wurde dort von einem kurbayerischen Streifkommando überrascht. Herr Holzhauser zitierte einen Eintrag des Pfarrers über die letzten 5 Lebensjahre in den Sterbematrikeln des Pfarramtes Scheppach. Das letzte Verhör und ein Flugblatt wurden ebenfalls in Auszügen verlesen. Hiesel wurde durch Rädern, seine 6 Kumpane durch das Schwert hingerichtet.
Zuletzt zeigte er ein Bild des Hiesel-Denkmals in Kissing vor dem Alten Schulhaus. Auf einem großen Steinsockel ist eine kleine Bronzestatue von Hiesel.
Link zu den Veröffentlichungen von Franz Xaver Holzhauser: Bayerischer Hiesel auf hochstraessler.de (Abruf 30.12.2024)
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