Politische und kirchliche Verwaltungsgeschichte im Geschichtlichen Ortsverzeichnis (GOV)
Im GOV kann die Verwaltungsgeschichte einer Region zeitlich abgebildet werden. Anhand von Beispielen wie der Gemeindereform in Bayern Anfang der 1970er Jahre, der Auflösung der Gutsbezirke in Preußen Anfang des 20. Jahrhunderts und der Strukturveränderungen des Bistums Augsburg wird die Darstellung der Änderungen im GOV gezeigt. Es werden einige der Quellen und die Arbeitsweise des Autors vorgestellt bei der Digitalisierung von kirchlichen Amtsblättern, Amtsblättern von Regierungsbezirken und Büchern.
Herr Lingnau betreut seit über 10 Jahren das GOV, ein Angebot von CompGen, und stellte die Neuerungen vor. GOV, ursprünglich „Genealogisches Ortsverzeichnis“, seit September 2016 nun allgemein verständlicher „Geschichtliches Ortsverzeichnis“, bietet 1,1 Millionen Einträge aus Europa, Australien, USA und Kanada. Der Referent ging zunächst auf die gängige Ortssuche mittels Suchmaschine oder in Ortsverzeichnissen ein. Probleme bereiten vor allem Orte, die es häufig gibt und dass die Infos an vielen verschiedenen Stellen sind. Als Familienforscher benötigt man nicht nur die staatliche Verwaltungsgeschichte für Orte, sondern auch die kirchliche Verwaltung. Wenn man auf gov.genealogy.net in das Suchfeld einen Ort eingibt, erscheint eine Karte mit allen Ergebnissen, darunter eine Liste mit allen Funden, die über ein Filterfeld sortiert werden können. Zu jedem Ort findet man neben den Informationen auch Links zu den Karten z.B. Google Maps oder OpenStreetMap. Häufig ist auch eine Kontaktangabe für eine Region angegeben, bei Bayern der BLF und dieses Logo ist sogar mit der Homepage verlinkt. Dargestellt ist ein „Baum“ der politischen Verwaltung für den Ort, der einen tiefen Einblick in die Verwaltungsgeschichte gibt. GOV bietet Möglichkeiten ohne Ende, z.B. können alle Orte im Umkreis von 5 km angezeigt werden. Zu jedem Ort wird ein Link angeboten zu Gen-Wiki mit zusätzlichen Informationen, so dass man mit wenigen Klicks umfangreiches Material für seine Forschung erhält. Herr Lingnau erläuterte die Quellen, die er für die Erstellung der Seiten auswertet. Dabei stößt man immer wieder an Grenzen, z.B. stellt man fest, dass das Handbuch der bayr. Ämter, Gemeinden und Gerichte von 1799-1980 leider unvollständig ist. Ähnlich ergeht es ihm bei den kirchlichen Quellen, von dem Amtsblatt für die evangelisch-lutherische Kirche Bayern rechts des Rheins bis zum Historischen Atlas von Bayern. Alle Informationen führt er in GOV und GenWiki zusammen. Am Beispiel der Heilig-Geist-Kirche in Günzburg zeigte er die Vorgehensweise bei Neugründungen von Pfarreien bzw. bei Umbenennungen. Die Pfarrei gab es bereits vorher, musste aber aufgrund von Formfehlern neu gegründet werden, das führt natürlich zu Verwirrung. Weiter ging er auf die Besonderheiten in Preußen ein, mit der Auflösung der Gutsbezirke (Die Preußische Regierungskoalition von 1925-1928. „Mit der Auflösung der selbständigen Gutsbezirke, die endlich den vielen Hunderttausenden bisher kommunalpolitisch entrechteten Einwohnern der Gutsbezirke zu ihrem Rechte verhilft und einen mittelalterlichen Zustand beseitigt, der nur der politischen Reaktion auf dem Lande zur Stütze diente, ist ein wertvoller und großer Wurf getan“. Sonderdruck über die Ergebnisse der Reg.-Politik in Preußen, Stadtarchiv Stendal). Die Staatliche Verwaltung in Preußen 1900 bestand aus Kreise, Städte, Landgemeinden und Gutsbezirken (Gutsbesitzer hatten viel zu sagen, die Bewohner waren in vielen Bereichen auf die Zustimmung des Gutsherren angewiesen). Im Amtsblatt Magdeburg stellte er die Funde zu Vollenschier vor, einem Ort in seiner Heimat. Er erläuterte die interessante und wechselvolle kirchliche und politische Geschichte der Gegend. Zuletzt stellte er GOV am Beispiel von Kirchheim in Schwaben vor, betreut vom BLF. Die Teilnehmer gewannen einen Eindruck, welche enorme Sucharbeit und Zeitaufwand in dem Projekt steckt.
Die Vortragsfolien mit Links zum Nachlesen: https://wiki.genealogy.net/images/d/d8/GOV_Vortrag_BLF_M_2017-07-06.pdf
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