Die Botschaftsreise des Grafen Wolfgang zu Oettingen-Wallerstein nach Konstantinopel in den Jahren 1699-1701
Herr Steger, der Archivar der Fürstl. Oettingen-Oettingen, Oettingen-Wallerstein und Oettingen-Spielberger Archive auf der Harburg, stellte das Leben und Wirken des Grafen Wolfgang zu Oettingen-Wallerstein vor. Einen Großteil seines Lebens verbrachte der Diplomat außerhalb des Rieses, so starb er 1708 in Wien und wurde in der Familiengruft der Harburg beerdigt. Herr Steger begann mit der Erklärung des Osmanischen Reiches und der Türkenkriege. Im Jahre 1686 nach der Schlacht bei Ofen kam es zu Friedensverhandlungen. Graf Wolfgang zu Oettingen-Wallerstein wurde zum Botschafter des Deutschen Reiches ernannt und führte die Verhandlungen.
Der Botschaftszug war imposant, die gräflichen Kutsche war golden (alle Holzteile mit Blattgold überzogen), 45 Zentner Silbergeschirr wurden mitgeführt, 279 Delegationsmitglieder plus 20 Chirurgen, 11 Geistliche, 2 Dolmetscher, unzählige Diener, Köche usw. begleiteten den Zug. Abt Simpert Nickel vom Kloster Neresheim schrieb eine ausführliche Reisebeschreibung. Dieses Buch "Diarium oder ausführliche Reiß-Beschreibung" bildete die Grundlage des Vortrages. Es zeigt eindrucksvoll nicht nur die Strapazen der Schiffsreise, sondern gewährt einen Einblick in das Leben der bereisten Länder, in Sitten und Gebräuche.
Von Wien aus ging es im Oktober 1699 mit vielen Schiffen die Donau hinab, bis das Eis die Schiffe festsetzte und man weiter zu Pferde und später mittels Ochsengespannen reisen musste. Das war sehr mühsam, der Winter außergewöhnlich hart, die Unterbringung armselig und so war man froh als endlich Konstantinopel erreicht wurde. Eine beeindruckende Stadt mit über 1 Million Einwohner. Der Graf führte sehr erfolgreich 7 Monate lang die Friedensverhandlungen. Wichtig war ihm auch die Befreiung der gefangenen Deutschen, die sehr kostspielig war. Im Archiv gibt es lange Listen mit Namen und Schicksalen. Die Gefangenen wurden von den Türken schlechter behandelt wie Vieh, schuftete auf den Galeeren oder wurden als Sklaven verkauft. Am 10.10.1700, nach der Abschiedsrunde (Großwesir, Sultan, Botschafter usw.) begann die Rückreise auf dem Landwege. Die Rückreise war anstrengend, zu den Unbilden des Winters kam die Pest, so musste der Botschaftszug immer wieder anhalten, kam in Quarantäne und so verzögerte sich die Heimreise nach Wien immer mehr.
Zuletzt ging der Referent auf die Verdienste des Grafen ein. Der Frieden hielt zwar nicht lange, aber nun kannte man sich, durch diese Botschaftsreise und die Verhandlungen wurde gegenseitiges Verständnis und Anerkennung geweckt, das erleichterte spätere Verhandlungen. Der geradlinige, sture und von Haus aus misstrauische Graf Wolfgang starb 7 Jahre später in Wien. Er war kein großer Feldherr oder General, aber ein bedeutender Diplomat und Friedensstifter.
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