Ausflug nach Nördlingen und Oettingen
Ziel war zunächst die umfangreiche Ausstellung zum Thema Auswanderung: "Good Bye Bayern - Grüß Gott America", arrangiert in Nördlingen vom Haus der Bayerischen Geschichte. Durch einen Vortrag von Frau Dr. Hamm (13.5.2004) waren wir bereits gut darauf vorbereitet. Während der Fahrt berichtete uns Herr Bub noch manches Interessante aus der Geschichte von Nördlingen und von den dortigen Sehenswürdigkeiten.
In zwei Gruppen wurden wir durch die Ausstellung geführt, die uns optisch und akkustisch die Auswandererproblematik in der Zeit 1683 - 2003, mit Schwerpunkt 19. Jahrhundert nahebrachte: Was trieb die Menschen fort, woher kamen sie, wohin zogen sie in Amerika, wie mußte die Reise vorbereitet werden, wie lebensgefährlich war die lange Reise auf dem Segelschiff über den Ozean. Beeindruckend war die Risikobereitschaft der Auswanderer und ihr Zusammenhalten an den Zielorten.
Nach dem Mittagessen im alteingessenen Wirtshaus "Zum Fuchs" mit örtlichen Schmankerln und Bier aus der letzten Privatbrauerei Nördlingens stand der Nachmittag bis 15:30 für eigene Unternehmungen zur Verfügung. Herr Bub hatte hierfür Vorschläge vorbereitet: Besuch der parallel stattfindenden Ausstellung "Ries-Ade" (Auswanderung aus dem Ries), Stadtführung, Rundgang auf der Stadtmauer (= 2,6 km), Besteigung des Daniel (90 m), Besuch der Museen (Rieskrater-, Stadt- und Eisenbahn-Museum).
Gegen 15:30 ging es dann in kurzer Fahrt noch nach Oettingen, einer idyllischen alten kleinen Stadt an der Wörnitz, deren alter Mauerring ebenfalls noch fast durchgängig erhalten ist. Oettingen ist seit fast 1000 Jahren (und noch heute) Sitz der Grafen (seit 1674 bzw. 1734 Fürsten) von Oettingen, ursprünglich Riesgau-Grafen. Im Heimatmuseum wurden wir von dessen Leiterin, Frau Dr. Petra Ostenrieder empfangen. Unter ihrer Leitung wurde das Museum in den letzten Jahren aufgebaut, wobei besonders die Präsentationstechnik beeindruckte. Auch hier wurden wir wieder in zwei Gruppen geführt. In den Ausstellungsstücken fanden sich immer wieder die Spuren der alten Ortsherren, der Grafen von Oettingen. Auch ein Scharfrichter-Schwert konnten wir dort begutachten. Als Erbstück aus ihrer Oettinger Vorfahrenschaft wurde es von unserem Mitglied Sabine Scheller dem Museum zur Verfügung gestellt.
Da wir uns nur schwer vom Museum trennen konnten, reichte die Zeit dann nur noch knapp zu einem Stadtrundgang. Bemerkenswert ist noch, daß die Oettinger Bevölkerung seit der Reformation relativ friedlich in beiden Konfessionen zusammenlebt. Die konfessionelle Trennung ergab sich als Folge einer vorangegangenen herrschaftlichen Teilung der Stadt: die Grafen von Oettingen teilten sich in zwei Linien, wovon später eine katholisch blieb und die andere evangelisch wurde. Das führte dazu, daß es noch bis in jüngste Zeit Straßen gab, auf deren einen Seite die Bewohner katholisch, gegenüber evangelisch waren, nach dem Motto "cuius regio, eius religio".
Insgesamt ein erlebnisreicher Ausflug, auch Dank der guten Organisation und Moderation durch Herrn Bub.
(Wolfgang Raimar)
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