10. Nordschwäbisch-Mittelfränkisches Forschertreffen 2005 in Gunzenhausen
Am Samstag den 17. September 2005 trafen sich in Gunzenhausen im Jagdschlösschen beim Blasturm 29 Familienforscher/innen zum Nordschwäbisch-mittelfränkischen Ahnenforschertreffen. Das Jagdschloss, ursprünglich nutzte es der Markgraf vermutlich als Wohnstätte, wenn er auf Falkenjagd ging, dient heute der Stadt als Gästehaus. Herr Bürgermeister Trautner begrüßte die Anwesenden recht herzlich und sprach über die Geschichte der Stadt. Gunzenhausen hat heute ca. 16.500 Einwohner, davon sind 2/3 evangelisch, 1/3 katholisch und ein paar Hundert Einwohner andersgläubig. Er erklärte die frühere Bedeutung der Kreisstadt und die Folgen, als sie diesen Status verlor. Dank des in den letzten Jahrzehnten entstandenen Seenlands blüht heute der Fremdenverkehr. Herr Wegele dankt dem Bürgermeister für die einführenden Worte und überreicht ein Präsent. Anschließend bittet Herr Trautner die Anwesenden zu einem kleinen Umtrunk im Erdgeschoß.
Nach dem Empfang gehen die Teilnehmer zum Lokal „Adlerbräu“. Herr Wegele begrüßt die Anwesenden und dankt Herrn Beck und Herrn König für die Organisation des Treffens. Dieses Jahr ist ein besonderes Treffen, es ist das 10. Forschertreffen der Nordschwaben und Mittelfranken. Herr Wegele geht kurz auf die Geschichte des Ahnenforschertreffens ein. Danach stellt sich jeder Teilnehmer kurz vor, berichtet über sein Forschungsgebiet und seine Aktivitäten. Zuletzt stellt sich Herr Wegele vor, er hat auch eine Forscheranfrage dabei, die er in die Runde gibt. Frau Scheller stellt das Heft Archivalienkunde vor, ein neues Computerprogramm mit Ortsverzeichnis und hervorragender Suchfunktion. Ferner gibt sie ein Bild in die Runde, das eine Kirchenansicht von 1840 zeigt und fragt, ob jemand den Ort kennt.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen beginnt die Stadtführung. Herr Ott, ein gebürtiger Gunzenhausener, spricht über die Entwicklung der Stadt. Aus dem Jahre 823 gibt es eine Stadturkunde, damals wurde Gunzenhausen Ellwangisch. 1183 wurde die romanische Kirche geweiht, 1352 kaufte Burkhart von Seckendorf Gunzenhausen und gründete das Spital. Nach der Besichtigung der Spitalkirche geht es gemeinsam, vorbei an der markgräflichen Brauerei, auf einer alten Handelsstrasse zum Falkengarten beim Jagdschlösschen. Bei der Besichtigung des Jagdschlosses spricht Herr Ott über die wechselvolle Geschichte der Stadt, z.B. wurden im 30-jährigem Krieg sehr viele Urkunden zerstört – sie wurden als Pferdestreu verwendet! Das Jagdschlösschen war im Besitz von Johann Reichardt, einem Heilpraktiker und Förderer der Stadt. Er vermachte seinen Nachlass dem Spital. Herr Ott erzählt vom Leben des Johann Reichardt („Reichardts Hans“), dem übernatürliche Kräfte nachgesagt wurden. Seinen Schreibtisch zierte eine große Sanduhr und ein Totenkopf. Er war zwar evangelisch, besuchte aber regelmäßig die Maiandachten, war bei einer Papstaudienz in Rom und besaß auch etliche jüdische Gegenstände. Als Heilpraktiker war er erfolgreich, heilte mit Tees, Stromtherapie, trieb aber auch an einem Spiegel die bösen Geister aus. Herr Ott zeigte immer wieder sehr schöne alte Bilder zum jeweiligen Thema. Er berichtete spannend, mit kleinen Anekdoten versehen, über die Stadt und seine Bewohner. Der Blasturm dient heute noch viermal im Jahr als Standort für Posaunen- und Trompetendarbietungen. Traditionsgemäß beginnend mit Chorälen und endend mit Volksliedern. Im Blasturm befindet sich ein Museum über das Leben der Türmer. Weiter führt der Weg durch das Judenviertel, er erklärt, wo die Synagoge stand und was daraus wurde. Auf dem Weg zur Stadtkirche berichtet er, dass es im Stadtarchiv ein Häuserbuch von Gunzenhausen gibt, in dem über Jahrhunderte die Häusergeschichte nachvollzogen werden kann. Herr Bürgermeister Hilpert ließ in seiner Amtszeit in den 90er Jahren 28 Brunnen bauen. Einige dieser Brunnen stellt Herr Ott vor. Zum Schluss besichtigten die Forscher die Stadtkirche, die ursprünglich romanisch war, 1705/06 wurden die gotischen Altäre entfernt und die Kirche dem Barockstil entsprechend umgebaut. Herr Wegele dankt Herrn Ott für die sehr interessante, etwas andere Führung, die großen Anklang fand.
Zurück im Lokal stärkten sich die Teilnehmer bei Kaffee und Kuchen, stöberte in den Dubletten des BLF, tauschten Informationen aus, suchten und fanden Gemeinsamkeiten und mancher erstand nebenbei das eine oder andere Buch oder Heft.
Übersicht der Nordschwäbisch-Mittelfränkischen Forschertreffen
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