Die Salzburger Exulanten auf dem Weg in eine neue Heimat
Frau Nauy, eine gebürtige Augsburgerin und u.a. Kirchenführerin in St. Anna und St. Ulrich, ging kurz auf die geplante Führung in St. Anna beim Großen Stammtischtreffen am 03.05.2014 mit. Sie erläuterte, dass sie bei den Führungen immer wieder auf Genealogen trifft, selbst aber nicht viel zu ihren Vorfahren weiß.
Die Salzburger Exulanten waren protestantische Glaubensflüchtlinge aus dem Erzbistum Salzburg. Der Begriff Exulanten kommt von Exul – von der Scholle vertrieben. Sie wurden wegen ihres Glaubens verfolgt, verhaftet und zur Auswanderung gezwungen. Die Kinder dieser Familien mussten teilweise zurückbleiben und wurden in katholischen Familien erzogen. Glaubensflüchtlinge gab es schon früher, z.B. spanische Juden, die ins Osmanische Reich flüchteten, oder die Hugenotten, die in England, Schweiz, Niederlande und in Preußen eine neue Heimat fanden. Bis vor wenigen Jahrzehnten wurden Katholiken und Protestanten nicht nur in der Schule, selbst im Krankenhaus getrennt betreut. Sie erläuterte die historischen Hintergründe der Verfolgung der Protestanten in Europa. Bereits 1686 wurde in Abtswald Josef Scheidberger wegen des Glaubens des Landes verwiesen. Am 31.10.1731 erließ Anton Leopold von Firmian, der Erzbischof von Salzburg, ein Emigrationsedikt gegen seine ev.-luth. Untertanen, nachdem Bekehrungsversuche durch jesuitische Missionare erfolglos waren.
Insgesamt verließen über 30.000 Personen das Land Salzburg, die meisten - ca. 17.000 - fanden eine neue Heimat in Preußen. Friedrich Wilhelm I, lud die Protestanten ein, bot ihnen kostenloses Land und für einige Jahre Steuerfreiheit an. Circa 6000 der Salzburger Lutheraner fanden Zuflucht im nordamerikanischen Georgia. Die Stadt Augsburg gewährte einem dieser Flüchtlingszüge, im ländlichen Umfeld der Stadt, Unterkunft und Verpflegung. Im „Exulantenbuch“, sie zeigte einige Seiten des handcolorierten Buches, das zur Zeit ausgestellt wird, sind neben zeitgenössischen Bildern auch die Namenslisten der Flüchtlinge und welche Kosten der Stadt entstanden. Eine Drucklegung des hochinteressanten Buches ist geplant. Im Jahr 1732 (Ankunft Silvester 1731) reisten die Flüchtlinge, unter der Leitung des Augsburger Predigers Samuel Urlsperger, weiter über Rotterdam nach Georgia. Auf einer Karte stellte sie die verschiedenen Marschwege vor. Mehr als ein Fünftel der Vertriebenen starb während der anstrengenden Märsche. In Salzburg gibt es ein Archiv, das alles zum Thema Salzburger Exulanten, u.a. auch Namenlisten, sammelt.
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