Jahresausflug 2003 der Bezirksgruppe München nach Ingolstadt
Wir starteten mit unserem Bus mit etwas Verspätung, weil eine Teilnehmerin von den 37 angemeldeten, nicht erschien und nicht aufzufinden war.
Bei strahlendem Wetter ging es dann nach Ingolstadt. Schon bei der Anfahrt beeindruckten uns die ausgedehnten Parkanlagen auf dem Glacis der ehemaligen Festung. Auf dem Parkplatz erschienen alsbald unsere netten und kompetenten Führerinnen der Stadtführung, die uns in zwei Gruppen einteilten. Zunächst ging es durch ein altes Stadttor in die verwinkelte Altstadt. Dabei besuchten wir als erstes den liebevoll angelegten Arzneipflanzengarten der ehemaligen medizinischen Fakultät der Bayerischen Universität (1742-1800). Leider blieb keine Zeit zum Besuch des angeschlossenen Deutschen Medizinhistorischen Museums, der sicher auch sehr interessant gewesen wäre. Als nächstes stand der Besuch des Marienmünsters zu unserer lieben Frau auf dem Programm. Hervorzuheben ist hier der Hochaltar mit 91 Gemälden des Münchner Malers Hans Mielich und da besonders ein Gemälde des gesamten Kollegiums der Universität. Anschließend waren es nur wenige Schritte zum Betsaal Maria Victoria mit der Lepanto Monstranz und den bewundernswerten Fresken der Gebrüder Asam. Besonders faszinierend ist ihre Meisterschaft der Perspektive, die nur von einem markierten Punkt optimal zu betrachten ist, während sich diese abhängig vom Beobachtungspunkt total verändern kann. So verformt sich beispielsweise eine Pyramide scheinbar zu einem futuristisch anmutenden spitz zulaufendem Hochhaus!
Der weitere Weg führte uns dann ins Stadtinnere zu den mittelalterlichen Hauptstraßen vorbei an alten gotischen Häusern mit schönen Treppengotikgiebeln ebenso wie an gut gepflegten barocken Bürgerhäusern, die den früheren Wohlstand der Stadt widerspiegeln. Glücklicherweise wurde Ingolstadt im Krieg nur punktuell zerstört, was man noch heute an der unterschiedlichen und nicht besonders ansprechenden Architektur der neueren Bauten erkennen kann. Besonders fiel uns das rege Leben in den Hauptgeschäftsstraßen auf, welches auch im Mittelalter nicht viel anders gewesen sein dürfte, als Ingolstadt am Schnittpunkt zweier bedeutender Handelsstraßen lag.
Das Mittagessen im weißen Bräuhaus verlief wegen des großen Besucherandrangs etwas hektisch, aber letztendlich brauchte keiner hungrig aufzustehen. Nach einer kurzen Fahrt vorbei an den großartigen Reduits und Kavalieren der von Leo Klenze gestalteten Kernbefestigung von 1826 erreichten wir das 1875 nahe der Ortschaft Katharinenberg erbaute Fort Prinz Karl, wo uns schon Dr. Aichner erwartete, der Direktor des Bayerischen Armeemuseums. Nach einer kurzen Einführung über die Geschichte der Festung ging es hinein in die dunklen Gänge und Kasematten. Überraschend waren die Abmessungen mit mehreren 100 Metern im Geviert. Leider nagt an dem Bauwerk der Zahn der Zeit, nachdem es nach dem Krieg - obwohl militärisch inzwischen völlig unbedeutend - nur durch Zufall der Sprengung entging. Heute werden im großen Innenhof Kampfmittelfunde unschädlich gemacht, wodurch das Areal wenigstens benützt wird und so vor Vandalismus einigermaßen geschützt ist. Interessant ist es, wie sich die Natur auf den Wällen durch die Ansiedlung vieler Wiesenblumen wieder ausgebreitet hat. Ein Rundgang durch den äußeren Graben zeigte uns eindringlich den Umfang der Anlage und gab uns andererseits einen Vorgeschmack auf die Hitzewelle, die auf uns im Juli zukommen sollte.
Daher waren wir froh, als wir bei unserer Rückkehr nach Ingolstadt im Audi-Gelände ein schattiges und gut sortiertes Cafe zu unserer Erfrischung vorfanden. Der anschließende Rundgang durch das Museum brachte einen starken Kontrast zum bisher gesehenen. Wir konnten eine Menge von wunderschönen Luxuskarossen der 20er und 30er Jahre bewundern, daneben auch Motorräder und Nutzfahrzeuge der Auto Union. Besonderes Aufsehen erregte eine Limousine mit ausklappbarem Waschtisch. Einige Funktionsmodelle erläuterten wichtige Prinzipien des Automobilbaus. Der Kontrast zu dem bis dahin Gesehenen konnte nicht größer sein. Schließlich stellten wir uns hochbefriedigt vor der imposanten Kulisse der Audi-Bauten dem obligaten Gruppenphoto, bevor es wieder heimwärts ging.
(Gerhard Rolle)
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