26. Nordschwäbisch-Mittelfränkisches Forschertreffen 2021 in Dinkelsbühl
Am 02. Oktober 2021 trafen sich im Gasthof „Goldener Hirsch“ in Dinkelsbühl 22 Familienforscher zum traditionellen Nordschwäbisch-Mittelfränkischen Familienforschertreffen, welches erstmals vor 25 Jahren im Jahre 1996 in Oettingen stattfand, zum Erfahrungs- und Informationsaustausch. Manfred Wegele, BLF-Vorsitzender, übernahm wie immer die Begrüßung der Teilnehmer und die Moderation der Veranstaltung. Er dankte Gerhard Beck (u.a. Archivar der Fürstl. Archive Harburg, Autor von ca. 20 Ortsfamilienbüchern, Vorsitzender des Vereins Rieser Kulturtage), dem Initiator der Treffen, für die Organisation und für sein jahrelanges Engagement.
Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie waren etwas weniger Teilnehmer als in den Vorjahren anwesend. Traditionell begann das Treffen mit der Vorstellungsrunde. Alle Anwesenden stellten sich und ihr Forschungsgebiet vor. U.a. wurde bekannt, dass einige Ortsfamilienbücher kurz vor der Fertigstellung stehen, dabei wurde auch das Thema Schutzfristen diskutiert (Formel: 110/80/30). Die aktuellen Projekte des BLF, nämlich Sterbebilder, Friedhöfe und Todesanzeigen dienen ja dazu, bereits publizierte Daten massenhaft zu erfassen, um auch zusätzliche Personendaten zu generieren, die sonst unter die Schutzfristen fallen würden.
Sehr positiv wurde angemerkt, dass demnächst wohl auch die Kirchenbücher des Bistums Eichstätt online zur Verfügung stehen werden. Derzeit läuft ein „Crowdsourcingprojekt“, welches die mangelhafte Indizierung der Kirchenbücher des Bistums Augsburg korrigiert. Xaver Baur, einer der Admins, erklärte kurz, wie dies funktioniert.
Gerhard Beck sprach über die beiden fürstlichen Archive auf der Harburg, u.a. über die Auswertung der Dienerakten und weitere sensationelle Funde der letzten Zeit. Ferner berichtete er von den heurigen Rieser Kulturtagen, welche erstmals online stattfanden. Das Konzept war erfolgreich und die Vorträge wurden auch online gestellt.
Manfred Wegele und Sabine Scheller erläuterten die bekannten BLF-Projekte. Sie gingen auch auf den nächsten Deutschen Genealogentag ein, der vom 2.-4. September 2022 in Tapfheim, ausgerichtet von der Bezirksgruppe Schwaben des BLF, statt findet.
Herr Gerhard Bauer, Vertreter der GFF, erzählte von Neuigkeiten des Vereins, insbesondere von der Jahreshauptversammlung, die erst am Samstag vorher stattfand. Frau Margit Schröder-Spetzke - auch bei unseren Treffen schon mehrmals dabei - wurde zur neuen Schriftführerin gewählt. Die GFF hat mit derzeit etwa 1400 Mitgliedern eine stabile, tendenziell wachsende Mitgliederzahl. Das Internetangebot auf der GFF-Webseite wurde im letzten Jahr wieder stark erweitert, sowohl im öffentlichen Bereich als auch im Mitgliederbereich. Dieser wird inzwischen von etwa der Hälfte der GFF-Mitglieder genutzt (und von fast allen Neu-Mitgliedern). Derzeit laufen auch die letzten Vorbereitungen für den Jubiläumsband "Hundert Vereinsjahre. Die GFF von 1921-2021", dessen Vorstellung am Freitag, 19.11.2021, 19:30 Uhr im Stadtarchiv Nürnberg stattfinden wird.
Nach dem Mittagessen führte Herr Maximilian Mattausch, neuer Stadtarchivar, die Gruppe durch die historische ehemalige Reichstadt Dinkelsbühl. Am idyllischen Rothenburger Weiher erläuterte er die Geschichte der Stadt, die erste Nennung erfolgte 1188, damals schon mit Befestigungsring. Daher kann man davon ausgehen, dass die Stadt schon deutlich länger besteht. Um 1850/60 entdeckten Münchner Maler die malerische Kulisse der Stadt, dadurch begann auch der Tourismus. Da es in Dinkelsbühl keine Kriegsschäden durch „Schlachten“ oder Bombardierungen gab und die Stadt auch von größeren Feuern verschont blieb, kann man heute nicht nur auf historischem Kopfsteinpflaster laufen, sondern dabei auch schöne alte Fachwerkhäuser und super renovierte Häuser (dank denkmalpflegerischer Gesetzgebung von König Ludwig von 1826) bestaunen. Die Nähe zur Autobahn führte zu mehr Industrie und wenn es so weiter geht, dann ist die Stadt in zwei Jahren schuldenfrei. Natürlich war auch die Kinderzeche Thema, die auf ein Schulfest im 17. Jahrhundert zurückgeht. Seit 1897 wird beim Festspiel eine lokale Sage aus dem 30-jährigen Krieg nachgespielt, bei dem die Schulkinder die Stadt vor den Schweden retteten. Interessant war auch das Parkwächterhaus, in dem der Wächter des Parks lebte. Überraschend stellte man fest, wie viel „Grün“ es in der Stadt gibt. Es gab vier Kornschrannen. In einer befindet sich heute das Kostümlager der Kinderzeche. Die Schranne wurde 2008 für 1,3 Mio. Euro restauriert und renoviert. Die Führung machte auch Station in der Halle neben der Schranne, in der die alten Kutschwagen stehen, die noch in Benutzung sind. Dinkelsbühl ist seit dem Westfälischen Frieden eine Stadt der Parität, heute 1/3 katholisch und 2/3 evangelisch. Auch diesen Teil der Geschichte erläuterte der Stadtarchivar sehr kompetent. Vorbei am barocken Karmelitenkloster, heute evangelischer Kindergarten, und Gemeindehaus, führte der Weg weiter entlang des Deutsch-ordensschlosses und dem Geburtshaus von Christoph v. Schmid (Priester, Schriftsteller und Dichter von Kirchenliedern, am bekanntesten das Weihnachtslied „Ihr Kinderlein kommet“). Zuletzt führte der Weg in das Stadtarchiv, dort stellte er die verschiedenen Bestände vor. Herr Beck dankte ihm für die hochinteressante Führung.
Bei Kaffee und Kuchen klang der Tag gemütlich im Gasthaus aus. Nebenbei konnte man Neuigkeiten, Erfahrungen und Informationen austauschen.
Übersicht der Nordschwäbisch-Mittelfränkischen Forschertreffen
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