Hybrid: Verschiedene Immigrationswellen nach Asbach-Bäumenheim (von den Tirolern nach dem 30-jährigen Krieg über Facharbeiter im 19. Jh. hin zu den großen Migrationswellen des 20. Jahrhunderts)
Dieser äußerst interessante Vortrag war schon beim Deutschen Genealogentag in Tapfheim im September letzten Jahres ein Programmpunkt, allerdings nur als Präsenzvortrag. Der soll nun auf diese Weise einem größeren Publikum nochmals angeboten werden.
Herr Wegele stellte den Referenten, Mario Felkl, Archivar im Stadtarchiv und Mitglied beim BLF, vor. Migration ist kein neues Thema. Herr Felkl sprach über die Gründe für Migration. Dabei darf man den materiellen Grund, also finanzielle Gründe durch Armut und Flucht aus Glaubensgründen nicht unbedingt trennen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Süddeutschland teilweise entvölkert und zahlreiche Menschen, die zu Hause kein Auskommen hatten, zogen in diese Orte und bauten sie wieder auf. Eine weitere Auswanderungswelle gab es aus Österreich durch die Reformation und Gegenreformation, die sehr rigide ausgeführt wurde. Die Bewohner standen vor der Wahl – dem Glauben abschwören oder auswandern. Dafür blieb ihnen selten viel Zeit. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte zu Wanderbewegungen vom Land in die Stadt. Viele Frauen hatten hier die Möglichkeit in einer Fabrik Geld zu verdienen.
„Migration hat in Asbach-Bäumenheim Tradition. Schon um das Jahr 1910 war der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund mit etwa 20 Prozent im bayernweiten Vergleich ungewöhnlich hoch. Der Vortrag gibt anhand spannender Quellen und daraus erwachsender Biografien einen Überblick über markante Einschnitte in der Bevölkerungsentwicklung des Ortes von der Zeit des Dreißigjährigen Krieges bis heute.“
Zuerst stellte er die Struktur des Ortes im Wandel der Zeit vor. Vor dem 19. Jahrhundert überwog die Landwirtschaft und das Kleingewerbe im Gegensatz zu Industriebetrieben wie die Leinenspinnerei und Weberei Droßbach & Cie ab 1865 und die Landmaschinenfabrik Dechentreiter. Diese Firmen zogen aus dem Umland Arbeiter an und so mussten Wohnungen gebaut werden.
An zahlreichen Quellen, wie Heimatscheinen, Kirchenbucheinträgen sowohl in Bäumenheim, als auch altbayerische oder österreichischen Orten, Akten zur Ansäßigmachung, „Beschäftigungsscheine“ (Nachweis, wo jemand herkommt und bereits gearbeitet hat zu finden im Arolsen-Archiv online, internationales Onlinearchiv für NS-Opfer), Inhaftierungsdokumente (gute Quelle bei der jüdischen Familienforschung) usw. zeigte er, welche Möglichkeiten es gibt. Auch Zeitungsanzeigen mit Stellenangeboten waren ein Thema.
Herr Wegele dankte Herrn Felkl für den interessanten Vortrag, der die ganze Breite der Migration zeigte.
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