3. Nordschwäbisch-Mittelfränkisches Forschertreffen 1998 in Wemding
Das dritte Jahr trafen sich heuer wieder 19 Ahnen- und Familienforscher zu einem Informationsaustausch im Wemdinger „Gasthof zur Krone“.
Zwischen 10.00 und 17.00 Uhr wurden Informationen und Daten ausgetauscht, neue Kontakte geknüpft und Erfahrungen berichtet. Eine Auflockerung bildete nachmittags eine Stadtführung.
Es handelt sich durchweg um Hobby-Forscher, die ihre Freizeit mit der Erforschung Ihrer Ahnen und von alten Familienverhältnissen verbringen. Die versammelten Forscher haben alle das Forschungsgebiet (nämlich das Ries und das angrenzende Mittelfranken) gemeinsam. Allerdings wohnt jedoch nicht einmal eine Handvoll aktiver Ahnenforscher im Ries. Die anderen Gäste kommen aus der Nürnberger, Donauwörther und Augsburger Gegend, aus München, aber auch aus Baden-Württemberg und Oberfranken. Das Berufsspektrum der Ahnenforscher reicht von Akademikern, Pfarrern und Ingenieuren durch alle Berufsgruppen bis zu Arbeitern.
Der durchaus gängigen Vorstellung, daß dies ein recht trockenes Hobby ist, wird jeder von diesem Hobby einmal „Infizierte“ widersprechen.
Die Forschungsmethode:
Die Familienforschung läuft normalerweise erst einmal über das Sammeln aller Daten der eigenen Familie (Familienbücher, Fotoalben, Lebensläufe usw.). Sehr bald sind allerdings die mündlichen Überlieferungen und erhaltenen Aufzeichnungen erschöpft. Dann muß anders weitergeforscht werden. Als erstes kann man die Standesamts-Einträge über Geburten, Ehen und Sterbefälle nutzen. Diese Aufzeichnungen reichen allerdings nur bis 1876 zurück. Dann kann über die Kirchenbücher der zuständigen Pfarrämter weitergeforscht werden. Hier reichen die Tauf-, Trauungs- und Beerdigungsbücher sehr unterschiedlich weit zurück. So gibt es in unserer Gegend z. B. Pfarrämter, deren Matrikel erst im 19. Jahrhundert beginnen, weil durch Pfarrhausbrände die älteren Bestände vernichtet wurden (z. B. katholische Kirchenbücher von Deiningen). Die meisten Kirchenbücher reichen jedoch ins 17. Jahrhundert. (viele Kirchenbücher beginnen nach dem Ende des 30jährigen Krieges 1648). Manche Ortschaften haben jedoch auch Kirchenbücher, die bis in die 1530er Jahre zurückreichen.
Mit diesen Aufzeichnungen muß man sich nun Generation um Generation anhand von Taufen, Ehen und Todeseinträgen „vortasten“.
Die Verdoppelung der Vorfahren bei jeder Generation hat zur Folge, daß sich die Ahnen-Linien immer weiter verzweigen und die Zahl der Vorfahren damit immer größer wird. Hätte ein Forscher alle seine Vorfahren bis zur 20. Generation erforscht, dann hätte er darin über 1 Million Personen.
Daher wird bei fast allen Forschern ein ausgeklügeltes System zur Numerierung der Vorfahren verwendet (das sogenannte Kekulé-System).
Mittlerweile macht fast jeder Forscher von den Vorteilen eines Computers Gebrauch, so ist auch bei den Ahnenforschern fast jeder Aktive „computerisiert“ und gibt seine Daten in einen PC ein. Die Sortierung und Listenerstellung übernimmt dann die Maschine. Auch können somit jederzeit neue Forschungsergebnisse ergänzt werden, sodaß nicht die Ahnenliste komplett neu geschrieben werden, oder ausgebessert werden muß.
So ist auch in der „Ries-Gruppe“ der Austausch von Disketten anstatt von Papierlisten die Regel.
Besondere Ereignisse und Personen.
Die meisten Leute kommen mit ihren Vorfahren sehr bald zur einfachen Landbevölkerung, die ja früher der Großteil der Bevölkerung auf dem Land lebte. Nur ein geringer Prozentsatz wohnte früher in Städten und nur ein ganz kleiner Anteil gehörte zu Patriziern oder Adeligen.
Durch die große Anzahl von Vorfahren, die man bei guter Forschungslage im Laufe der Zeit erforschen kann, gelangt man meist schon bald auch zu angesehenen Stadtbewohnern. Ein Schlüssel hierzu sind dabei Evangelischen die Pfarrer, die ja meist aus reicherern Familien stammten. Die Dienstorte auf dem „flachen Land“ hatten zur Folge, das oft von den zahlreichen Pfarrerskindern einige bei der Landbevölkerung hängen blieben. So erschließt sich für manchen Forscher, der von einfachen Bauern- und Arbeiterfamilien ausgeht oft schon im 17. Jahrhundert auch die Welt von Stadträten, Bürgermeistern, Patriziern und Gelehrten.
Einige der „Ries-Forscher“ können hier bedeutende Linien aufweisen. So haben einige Forscher reiche Handelsfamilien in den schwäbischen Reichsstädten, andere gar die Augsburger Fugger. Auch die Nördlinger oder Wemdinger Ratsfamilien gehören eher zu den Höhepunkten in solchen Ahnenlisten.
Wenn sich dann auch noch ein Rittergeschlecht des Mittelalters „auftut“ ist man mit „Vornehmen“ Ahnen gut ausgestattet.
Ein besonderes Schmankerl bilden bei den Forschern Kuriositäten. Hier stehen an erster Stelle Unglücksfälle. Aber auch Selbstmorde und Totschlag kommen vor. Manche Frauen waren mit bis zu 20 Kindern gesegnet, andere hatten sogar Drillinge. Besondere Krankheitsverläufe sind oftmals akribisch in den Sterbeeinträgen festgehalten. Somit hat man einen bunten Eindruck über das Leben und Leiden unserer Vorfahren.
Übersicht der Nordschwäbisch-Mittelfränkischen Forschertreffen
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