16. Nordschwäbisch-Mittelfränkisches Forschertreffen 2011 in Pappenheim
Am 15. Oktober 2011 trafen sich 32 Familienforscher zum 16. Nordschwäbisch-Mittelfränkischen Familienkundetreffen in Pappenheim. Manfred Wegele, Mitorganisator des Treffens, übernahm wie immer die Begrüßung der Familienforscher.
Nach der traditionellen Vorstellungsrunde stellte Dr. Markus Ritzka die Planungen für ein Ortsfamilienbuch/-chronik Pappenheim vor. Herr Navratil hat sehr viel Material über die Häuser, die Bewohner und die Geschichte der Stadt gesammelt. Dieses Material bildet die Grundlage für das Buch, das Herr Dr. Ritzka zusammen mit Herrn Navratil erstellen will. Geplant oder gewünscht ist die Veröffentlichung nächstes Jahr zum 90. Geburtstag von Herrn Navratil.
Herr Wegele präsentierte in einer Power-Point-Präsentation die Planungen für den Genealogentag 2012 in Augsburg. Neben interessanten Vortragsthemen über die Familie Fugger, die Reformation oder Mozart sind Workshops zu „Das Kataster, mehr als nur ein Steuerbuch" oder „Hilfreiche Quellen am Rande – von den Amtsrechnungen zum Leibbuch – ausgewählte Beispiele" und ein Kinderprogramm geplant. Frau Scheller sprach über das Friedhofsprojekt, inzwischen sind 200 Friedhöfe fotografiert und 190 bereits in Datenbanken erfasst.
Nach dem Mittagessen begann die Stadtführung durch Herrn Hans Navratil. Am Marktplatz, vor dem in den Stadtfarben apfelgrün und pfirsichrot gestrichenen Rathaus, erläuterte er das Neue Schloss, das zur Zeit renoviert wird. Im Rathaus - an einem maßstabgetreuen Stadtmodell - ging er auf die Geschichte der Stadt ein. Bereits 1215 wird Pappenheim in Unterlagen als Stadt genannt, aber erst 1287 wird das Stadtrecht offiziell erteilt. Die Grafen Pappenheim mit Besitzungen in der Schweiz, im Allgäu und in Thüringen wurden 1628 zu Reichserbgrafen ernannt, sie waren bis 1848 souverän, danach verloren sie ihre Rechte. Sie besaßen aufgrund von Schenkungen (z. B. zu Geburtstagen) in der Region sehr viel Wald. Besonders beeindruckend war die Geschichte von Graf Friedrich Ferdinand von Pappenheim, der Mitte des 18. Jahrhunderts lebte und 4 Frauen „zur linken Hand" hatte, 42 uneheliche Kinder erkannte er an, wieviele nichtanerkannte Kinder es gab, ist unbekannt. Jede Frau bekam ein Haus in der Bahnhofstraße mit identischem Grundriss. Er sorgte für alle Kinder. Anekdote am Rande: Audienz beim „Alten Fritz" – „ach, Sie sind der, der seine Untertanen selbst macht". Anschließend erläuterte er den Ausdruck „Pappenheimer" – beim Militär war der Graf von Pappenheim mit seinen Leuten zuständig für die Seuchenvermeidung und damit für die Latrinenreinigung, Ausräumung der Plumpsklos etc. Am Stadtmodell zeigte er die Lage der Kirchen und des Judenfriedhofs. Der alte Judenfriedhof war 1575 voll belegt, so wurde auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein zweiter Friedhof errichtet. Als dieser 1826 ebenfalls voll war, füllte man die Hälfte des alten Friedhofes auf und so konnten weiter Beerdigungen stattfinden.
In der Galluskirche, gebaut um 850, ging er auf die Geschichte der ersten Ansiedlung des Ortes ein. Er erklärte das Epitaph v. Friedrich Ferdinand von Pappenheim, das Briegel/Prügel-Epitaph mit der Darstellung der Familiengeschichte und den Urfriedhof, der durch mehrere Erweiterungen bis heute in Betrieb ist. Die Kirche wurde durch zwei Seitenschiffe erweitert und eine Erhöhung mit Empore gebaut. Da die Kirche nur über die Brücke erreichbar war und die mehrmals pro Jahr wegen Hochwassers defekt oder nicht passierbar war, wurde in der Stadt 1476 eine Kapelle zur Stadtkirche ausgebaut. Nachdem er kurz das Stadtwappen mit dem Mohrenkopf erläuterte (aus einem Imperatorkopf wurde um 1300 ein Mohrenkopf, warum? Gründe können schwarze Wappen ebenso sein, wie eine Mode der Kupferstecher), ging es weiter zur Stadtkirche. Zahlreiche Epitaphien schmücken die Kirche. Der nächste Besuch galt dem 1580 gebauten Schloss Pappenheim, das in Privatbesitz ist und nicht besichtigt werden kann. Vorbei an der ehemaligen Synagoge, deren Geschichte ebenso erläutert wurde, ging es unterhalb der Burg zurück zum Hotel Sonne. Herr Beck und Herr Dr. Ritzka dankten Herrn Navratil sehr für die kompetente und spannende Führung, welche mit Fachwissen und Humor gespickt war.
Bei Kaffee und Kuchen klang der Tag gemütlich aus. Nebenbei konnte man in Dubletten stöbern, Neuigkeiten, Erfahrungen und Informationen austauschen.
Übersicht der Nordschwäbisch-Mittelfränkischen Forschertreffen
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