Bürgeraufnahmen im spätmittelalterlichen Augsburg
Frau Dr. Claudia Kalesse, die stellv. Leiterin des Staatsarchives Augsburg, sprach über die Bürgeraufnahmen im spätmittelalterlichen Augsburg. Anhand des Bürgerbuchs (eines der frühesten Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum aus den Jahren 1288 – 1497 mit 2569 Einträge) lässt sich nicht nur die Einbürgerungspraxis der bedeutenden Reichsstadt und deren verschiedenen Bürgergruppen im Spätmittelalter verfolgen, sondern auch eine Vielzahl von Namen finden, nicht nur von Neubürgern, sondern auch von Bürgen und damit bereits etablierten Bürgern. Das erste Bürgerbuch wurde aus verwaltungstechnischen Gründen angelegt.
Anhand eines alten Stadtplanes von 1348 erläuterte sie die Entwicklung der Stadt Augsburg und ging auf die Bürgeraufnahmen im Wandel der Zeit ein. Sie sprach über das Für und Wider des Bürgerrechtes, neben Rechten gab es natürlich auch Pflichten und Geld hat es ebenfalls gekostet. Ab 1344 versuchte man den Zuzug von Neubürgern zu erschweren. In Bezug auf die Bürgeraufnahmen ging die Referentin auf die Entwicklung des Steuerrechtes ein. Der nächste Punkt war die Aufnahme von besonderen Bürgergruppen mit unterschiedlichen Aufnahmebedingungen. Neben den Pfahlbürgern (kein vollwertiger Bürger, er wohnte außerhalb der Stadt) gab es Adlige, die nicht in Augsburg wohnten und eher einen Bündnisvertrag mit dem Bürgerrecht verknüpften. Frauen, Kleriker und Juden konnten ebenfalls das Bürgerrecht erwerben. Erstaunlich, dass bereits damals Frauen Geschäfte führen konnten. Juden waren gern gesehene Neubürger, deren Finanzkraft geschätzt war und die sehr hohe Steuern zahlen mussten, so dass das Interesse an Einbürgerungen gering war, daher wurde der Steuersatz im Laufe der Zeit deutlich gesenkt. Zuletzt ging sie auf die Einwohnerzahlen von Augsburg ein, im 15. Jahrhundert ca. 18.000 und Mitte des 16. Jahrhundert rund 35.000 Bewohner. Auch die Berufe, hauptsächlich Handwerker, die im Bürgerbuch genannt wurden, erläuterte sie. Die Bürgen standen meist in verwandtschaftlichen Beziehungen zum Neubürger, aber auch der Herkunftsort oder der Beruf waren eine Gemeinsamkeit.
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