18. Nordschwäbisch-Mittelfränkisches Forschertreffen 2013 in Roth
Am 26. Oktober 2013 trafen sich 40 Familienforscher zum 18. Nordschwäbisch-Mittelfränkischen Familienkundetreffen in Roth bei Nürnberg. Manfred Wegele übernahm wie immer die Begrüßung der Familienforscher und die Moderation der Veranstaltung. Er dankte Herrn Gerhard Bauer für die Organisation des Treffens.
Nach der traditionellen Vorstellungsrunde (jeder Teilnehmer stellte sich, sein Forschungsgebiet und Projekte vor) erläuterte Herr Gerhard Bauer die Geschichte und Quellenlage der Stadt mittels einer Power-Point-Präsentation. Die Vorfahren seiner Frau stammten aus Roth, daher betreute er jahrelang die Kirchenbücher von Roth und war zuständig für Forscheranfragen. Mit Originalaufnahmen stellte er die Quellen des Stadtarchivs vom ältesten Stadtbuch von 1363-1736, über Gemeinderechnungen ab 1615, Bausachen ab 1622 bis zu den Malefiz- und Fraischsachen vor. Eine besondere Quelle ist eine Sammlung von Johann Friedrich Christell aus dem Jahre 1734 mit zahlreichen alten Zeichnungen der Stadt Roth. Auf einige Ansässigmachungs-Akten ging er besonders ein und erläuterte die Inhalte – wahre Schatzgruben für Familienforscher. Zuletzt zeigte er beeindruckende Bilder vom Marktplatz, beginnend von 1870 über Bilder von 1914 und 1928 bis zu den Autoschlangen der 60er Jahre. Herr Wegele dankte ihm für die Präsentation und die kompetente, interessante Erläuterung der Quellenlage der Stadt.
Nach dem Mittagessen informierte Frau Scheller die Anwesenden über das Bayerische Friedhofsprojekt, inzwischen sind fast 300 Friedhöfe fotografiert und gut 220 bereits in Datenbanken erfasst. Sie ermunterte alle Anwesenden an dem Mitmachprojekt teilzunehmen. Infomaterial lag zum Mitnehmen aus. Frau Weilnböck erläuterte das Sterbebildprojekt, das vor einem Jahr „aus der Taufe gehoben wurde“. Inzwischen sind bis zu fünf Scanner bei Workshops im Einsatz. Interessenten zeigte Frau Scheller danach die Funktionsweise des Scanners (Fuijtsu Scansnap S1500, neue Bezeichnung iX500 ab 320 Euro bei Ebay). Frau Schröder-Spetzke sprach über den Arbeitskreis Exulanten von Herrn Keller und weitere Neuigkeiten von der GFF. Herr Bauer informierte die Teilnehmer über das Projekt „Datenabgleich“ der GFF, ging auf die Geschichte und den Ablauf der Aktion (Forscher schicken ihre Gedcom-Datei ein, diese werden zusammengeführt und Gemeinsamkeiten mit anderen Forschern ermittelt, die die Einsender anschließend erhalten und mit den anderen Forschern Kontakt aufnehmen können) ein. Demnächst beginnt der nächste Abgleich. Kurz wurde noch auf FOKO eingegangen. Herr Luff berichtete, dass das OFB Alerheim in Druck geht und demnächst offiziell vorgestellt wird. Herr Gerhard Beck ist ab Montag der Archivar des Oettingen-Spielberger und Oettingen-Wallersteiner Archives auf der Harburg. Herr Wegele gratulierte im Namen aller Anwesenden zur neuen Aufgabe und wünschte ihm viel Erfolg.
Gemeinsam ging man zum Schloss Ratibor. Dort trennte sich die Gruppe, ein Teil begann mit Herrn Herold die Stadtführung, die andere Gruppe startete mit Frau Knoll die Schlossbesichtigung. Das Schloss wurde von Markgraf Georg von Brandenburg innerhalb von drei Jahren (Dank Fronarbeit aller Bauern, daher kaum Feldarbeit möglich und die Ernte konnte kaum eingebracht werden) ab 1534 als Jagdschloss erbaut. Das Schloss wurde auf die Stadtmauer gesetzt, so sparte man das Fundament. Der Rechteckbau mit großem Innenhof konnte nur durch ein Tor im Gesindebau betreten werden. Über dem Pferdestall war das Getreidelager, gegenüber des Gesindebaus der Haupttrakt und die Verbindung zum Gesindehaus diente als Versorgungstrakt. Für die Möblierung wurde kurzerhand ein Kloster in Treuchtlingen aufgelöst und die Möbel ins Schloss gebracht. 1791 wurde das Schloss verkauft und zu einer Drahtzieherfabrik umgebaut, die später aus Platzgründen ausgelagert wurde. Der Wohntrakt diente der Fabrikbesitzerfamilie Stieber als Wohnung. Heute (durch Schenkung 1942) gehört das Schloss der Stadt Roth.
Beim Rundgang durch die Zimmer erläuterte die Gästeführerin kompetent die Geschichte des Schlosses, der Bewohner und die Besonderheiten des Gebäudes. So gab es bereits vor 100 Jahren elektrisches Licht im Wohnhaus und eine Dampfheizung. Im Barockzimmer wird die Jakobsgeschichte in Wandmalereien dargestellt. Zuletzt wurde der Festsaal besichtigt, beeindruckende 16x22 Meter groß mit einer freitragenden Decke mit herrlichen Malereien und Gemälden auf Sackleinen statt Gobelin. Die Decke wurde mit Gold und Messing in Bedampfungstechnik verziert, das erschwert die Restaurierung. Demnächst wird der Raum geschlossen, da der wunderbare intarsienverzierte Holzboden aufgrund von Schäden im Unterboden aufwändig restauriert werden muss. Der Saal wurde nach dem 2. Weltkrieg von den Amerikanern zerstört, zum einen durch Festivitäten und Tanz, sowie zu guter Letzt durch die Entzündung des Kamins, denn damit wurde der ganze Raum verrußt. Es dauerte viele Jahre bis er wieder hergerichtet war.
Vom Schloss führte der Weg durch die Stadt zu den "Leonischen Werken" – heute kurz Leoni (57.000 Mitarbeiter weltweit), der Drahtzieherfabrik der Familie Stieber (jetzt eine AG), die noch heute Drahtzieherarbeiten ausführt, Kaltgerätekabel und in Kitzingen Autokabel herstellt. Die Stadtmauer wurde 1365 fertiggestellt, war 950 m lang und hatte 13 Türme. Als die Stadtmauer nicht mehr als Schutzmauer gebraucht wurde, baute man Häuser auf beiden Seiten der Mauer an. Somit ist zwar heute noch ein großer Teil erhalten, aber nicht mehr sichtbar. Vorbei an der Kirche, auf dessen Geschichte Frau Knoll ebenfalls einging, führte der Weg auf den Marktplatz mit dem „berühmt-berüchtigtem Nadelöhr der B 2“, das vielen noch ein Begriff ist. Früher gab es viele Brauereien, die Besonderheiten bei Brauereihäusern konnte man am Marktplatz bei zwei Gebäuden erkennen, heute gibt es keine einzige mehr. Auf die Geschichte von einzelnen Häusern ging die Gästeführerin genau ein z.B. das Geburtshaus von Anton Seitz (Maler, Ausstellung im Schloss). Zurück beim Schloss trafen sich alle zum Gruppenbild wieder.
Bei Kaffee und Kuchen klang der Tag gemütlich aus. Nebenbei konnte man in Dubletten stöbern, Neuigkeiten, Erfahrungen und Informationen austauschen.
Übersicht der Nordschwäbisch-Mittelfränkischen Forschertreffen
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