Daniel Hubel (1766-1847) aus Harburg: Schuft und verdienter Pfarrer

Veranstaltungstermin: 
Donnerstag, 2. Februar 2017 - 19:00
Referent: 
Alfred Hausmann
Veranstalter: 
BLF-Bezirksgruppe Schwaben

Herr Hausmann stellte die Ahnen seiner Mutter vor, Familie Berger in Alerheim geht zurück bis 1600 und war über viele Generationen Söldner. Neben der Arbeit auf der Sölde waren sie Hausmetzger, Wagner oder Hafner. Von den Erträgen einer Sölde konnte man selten leben, so war es üblich, dass als Zweitberuf ein Handwerk ausgeübt wurde. Johann Jakob Berger war Hafnermeister und verdiente damit anscheinend gut, denn er baute einen 8 x 6 m großen Brennofen.

Er heiratete 1818 Anna Katharina Hubel, die uneheliche Tochter von Maria Christina Rüfle (aus Alerheim) und Stefan Daniel Hubel (1766-1847, Sohn des Harburger Lehrers und cand. theol., Vikar in Holzkirchen). A. Katharina erbte von ihrem Großvater die Hafnerei, die ihr Mann dann fortführte. Ihre Mutter arbeitete 1789 in Holzkirchen als Magd und lernte dort den Vikar kennen. In den Fornikantenakten im FÖWAH (Fürstlich Ött.-Wallerst. Archiv Harburg) kann man den Fall (Tatort war das Pfarrhaus) ausführlich nachlesen, denn es war zu der Zeit noch strafbar (jeweils 20 Gulden Strafe). 1804 wurde das Strafgesetz geändert, die Kriminalisierung der Fornikanten war beendet, nicht aber die Diskriminierung. Daniel Hubels Vater zahlte die Strafe, M. Christina Rüfle kam ins Gefängnis, da sie die Strafe nicht zahlen konnte. Daniel Hubel wurde entlassen und „verschwand“ von der Bildfläche.

Wie inzwischen herausgefunden wurde, zog Hubel in die Bukowina und später nach Ostgalizien. In der Bukowina siedelten sich Deutsche aus Württemberg und der Pfalz an, es entstanden viele kleinere Siedlungen und er wurde dort Pfarrer und erwarb sich Verdienste beim Aufbau von Bethäusern. Allerdings verschwieg er seinen Gemeindemitgliedern seine Herkunft. 1792 lernte er eine 18-jährige kennen, die er heiratete - da es keinen anderen Pfarrer gab, traute er sich selbst! Diese Ehe wurde vom K&K Konsistorium für ungültig erklärt, Hubel ignorierte es.

Im Jahrbuch Galiziendeutscher schrieb Helga Mass einen Aufsatz über die Verdienste und das Leben von Daniel Hubel. Sie forschte in den Wiener Archiven und fand viele Dokumente. Inzwischen wurde man auch auf der Harburg fündig und so verlas Herr Hausmann einige Briefe von Hubel an den Öttinger Fürsten, da er gerne wieder zurück zu seiner Familie gekommen wäre. Der Referent ging auf die Geschichte der Grafschaft Oettingen ein und stellte die wichtigsten Personen vor. 1806 verwendet sich Georg Christian Hubel, der jüngere Bruder, für Daniel Hubel beim Fürsten, da eine Konrektorenstelle frei war. Er hätte diese Stelle auch bekommen, allerdings ging einiges schief, u.a. wurde er an seiner Stelle in der Bukowina nicht entlassen. Ohne diese Entlassungspapiere konnte er nicht abreisen. Er bekam das Entlassungsschreiben erst 1808, da war die Stelle anderweitig vergeben. Der Briefwechsel, im Tonfall nicht immer höflich, wurde erläutert. Er musste Reichsheim verlassen und zog weiter nach Galizien in den neuen Ort Josephow (nach Kaiser Joseph von Österreich) und baute u.a. eine Kirche dort.

Aber schon 1810 gab es Streitereien mit der Nachbargemeinde, bei denen er siegte, da er im Recht war. Es gab aber weiterhin Probleme mit dem Justiziar. Die Rechtslage war ungerecht, Täter konnten sich freikaufen, Bestechungen waren nicht selten, Hubel lehnte sich dagegen auf und schrieb einen anonymen Brief. Der Höhepunkt war 1814 als ein Findelkind auf der Pfarrhaustreppe lag und Hubel es als Pflegekind aufnahm. Der Justiziar nahm ihm das Kind weg, es kam zu Tätlichkeiten und Hubel wird zu 14 Tagen Arrest verurteilt, allerdings bekam der Justiziar eine Abmahnung. Das Kind kam erst zu Verwandten der Mutter, wurde dort aber schlecht versorgt, fast verhungert wurde es zum Pfarrer zurückgebracht. Hubels Sohn Christian (* 1799, + 1868) ging zum Militär und erwarb sich dort Verdienste, bekam höchste Auszeichnungen und das Ritterkreuz des Maria Theresia Ordens verbunden mit einer Adelung. Sein Grab steht noch heute in Maria Enzersdorf.

1818 erfährt Daniel Hubel vermutlich von seinem Bruder von einer freien Stelle in Balgheim (bei Google im Königlich Bayerischen Intelligenzblatt findet man den Eintrag, dass er dort als Pfarrer war, stimmt allerdings nicht), er bewirbt sich darauf und bekommt sie auch. Diesmal macht ihm ein Kutschenunfall, bei dem er schwer verletzt wird, einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund seiner Verletzungen ist er nicht in der Lage, die lange Reise anzutreten und so blieb er bis zu seinem Tode 1847 in Galizien.

Art der Veranstaltung: 
Vortrag, Referat
Region/zuständiger BLF-Bereich: 
BLF-Bezirksgruppe Schwaben
Teilnehmerkreis: 
für BLF-Mitglieder; Gäste sind herzlich willkommen
Anmeldung: 
Anmeldung nicht erforderlich
Teilnehmerzahl BLF-Mitglieder: 
29 Mitglieder
Teilnehmerzahl Gäste (Nichtmitglieder): 
2 Gäste
Teilnehmerzahl gesamt: 
31 Teilnehmende