Bayerische Ortsnamen und ihre möglichen Erklärungen
Dass die Deutung von Ortsnamen ein auch in der Wissenschaft sehr kontrovers diskutierter Bereich ist, wurde durch die Nennung der beiden Hauptrichtungen (Ortsnamen aus Rufnamen versus Ortsnamen aus Geländeformationen) vom Referent des Abends, Herrn Alexander Peren klar benannt.
Herr Peren legte die Benennungsmotivation der Urvölker nach der letzten Eiszeit dar, die sich an markanten Punkten in der Landschaft orientierten. Die wichtigen Stellen wurden so von den Erstsiedlern benannt, unwichtigere Stellen wurden von späteren Einwanderern bezeichnet. Er stellte eine Theorie der europäischen Wiederbesiedelung ab ca. 10.000 vor Chr. vor, wonach im Laufe mehrerer Jahrtausende unterschiedliche Gruppen aus unterschiedlichen Kulturen nach Europa einwanderten und Teile ihrer eigenen Kultur so in die eroberten Gebiete verankerten, dass sie heute lange zu „unserer“ Kultur zählen. Diese Völker waren die Vaskonen die Hamito-Semiten, die Kelten und die Indogermanen. Daher stammen unsere Ortsnamen auch nicht aus einer Altsprache, sondern aus mehreren. Alle Namen sind sinnhaft, auch wenn sich die ursprüngliche Bedeutung uns heute mit unseren modernen Sprachen nicht mehr erschließt.
Peren hat mit 17 ausgewählten südbayerischen Ortsnamen von Regensburg bis Chieming mögliche Namensbedeutungen erläutert, wobei einen wichtigen Aspekt die Lage des Ortes in der Landschaft darstellt. Da sich ähnlich klingende Ortsnamen möglicherweise aus dem gleichen Ur-Begriff herleiten lassen, müssen ähnliche klingende Ortsnamen zwingend auf ihre Einbettung in der Landschaft hin untersucht werden. Bietet sich eine ähnliche oder gar gleiche Umgebung für die unterschiedlichen ähnlichen Orte, so kann über die Wörterbücher von Altsprachen oder deren modernen Nachfolge-Sprachen versuchen, unter Beachtung der sprachwissenschaftlichen Lautregeln auf mögliche zugrunde liegende Bedeutungen zu stoßen, welche dann wiederum mit der Lage in der Landschaft verglichen werden müssen. So machte Peren deutlich, dass z.B. Tutzing über ein altes „dudo“ (in dem noch unser heutiges „Tuten“ steckt) als „Bereich der mit Schilfrohr bewachsen ist“ deutbar ist, was natürlich für einen Ort in der Bucht eines Sees sehr plausibel ist.
Die 35 Zuhörer erlebten einen hochinteressanten und kurzweiligen Abend mit vielen plastisch modellierten Landkartenausschnitten zu einem Thema, bei dem keine der unterschiedlichen Erklärungen letztlich beweisbar oder widerlegbar ist.
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