Maleficantenakt Augsburg 1353 - 1763
Maleficantenakt: Verzeichnis aller Maleficanten, welche vom Jahre 1353 bis 1763 in Augsburg hingerichtet wurden
Frau Scheller sprach zuerst über die Geschichte des Malificantenaktes, der heute im Stadtarchiv Augsburg lagert. 502 Fälle aus der Zeit von 1353 bis 1765 wurden in dem Verzeichnis aufgeführt. Der Akt entstand vermutlich Ende des 18. Jahrhunderts. Maleficanten – der Name kommt vom lateinisch „Schlecht-Tuer“ und bedeutet Missetäter, Übertäter, Delinquent. Zunächst sprach sie über das Strafrecht und damit verbunden die Entstehung einer Rechtsordnung mit Verurteilung nur nach vorherigem Geständnisses, was zur Einführung der Folter führte. Anhand eines Bestallungsbriefes für einen Scharfrichter von 1619 wurden die Aufgaben des Nachrichters aufgezeigt.
In einer Powerpoint-Präsentation wurden verschiedene Folter- und Strafutensilien vorgestellt und natürlich das Schwert der Familie Scheller, das heute im Heimatmuseum Oettingen ausgestellt ist. Danach erläuterte Frau Scheller für jedes Jahrhundert einige Verbrechen und die verhängten Urteile. Vom ersten Eintrag 1353 mit dem Erhängen eines Maurers, seines Sohnes und seiner 6 Gesellen wegen vielerlei Diebstählen führt das Register durch alle Grausamkeiten früherer Zeiten. Die Taten reichen vom Diebstahl, Mord, Geldfälscherei bis zur Kindstötung und Sodomie. Diese Aufzählung zeigt nicht nur die Grausamkeit der Taten sondern auch die Folgen in Form der Strafe. Nicht für jedes Vergehen gab es die gleiche Strafe, was an einigen Beispielen aufgezeigt wurde. In dem Akt werden nur vereinzelt die Hinrichtungsorte genannt, z.B. Fischmarkt und Perlachplatz sowie einen Soldatengalgen in der Jakober Vorstadt.
Interessant für Familienforscher sind die Herkunftsorte der Maleficanten aus ganz Deutschland, aber auch aus angrenzenden Gebieten. Dass 1621 das erste Urteil im neuen Rathaus über Silberdiebe gesprochen wurde, erfährt man ebenso wie ein Urteil von 1670 wegen Hexerey gegen eine Regina Bartholomein von Augsburg.
Fazit: Die gute alte Zeit war brutaler und grausamer als man gemeinhin meint. Nicht zu vergessen ist allerdings, dass auch heute noch in über 100 Ländern gefoltert und hingerichtet wird.
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