Ederheim-Hürnheim-Christgarten – Die spannende Geschichte einer Rieser Gemeinde mit ihren Ortsteilen
Gerhard Beck stellte in einem Power-Point-Vortrag die Geschichte der Ortschaften Ederheim-Hürnheim-Christgarten vor. Zuerst ging er auf seinen „Forscherlebenslauf“ und seine zahlreichen Aktivitäten ein. Neben der Erstellung von Ortschroniken und Ortsfamilienbüchern arbeitet er u.a. als Archivar der fürstlichen Archive auf der Harburg, Archäologe und betreut Gemeindearchive.
In landschaftlich reizvoller Umgebung am südlichen Riesrand gelegen sind die Ortschaften Ederheim, Hürnheim und Christgarten in geologischer, archäologischer und geschichtlicher Hinsicht hochinteressant. In der Gemarkung liegen die Reste von drei Burgen der Edelfreien von Hürnheim und das ehemalige Kartäuserkloster Christgarten. Im Umkreis des Klosters befinden sich mehrere oberirdisch sichtbare Bodendenkmäler. In der Hohlenstein-Höhle wurden die ältesten Reste von Eiszeit-Kunst in Schwaben entdeckt. Die Weiherberg-Schanze im Kartäusertal ist in der Zeit der Ungarneinfälle zu einer Fluchtburg ausgebaut worden. Darauf deuten die typischen Reiterhindernisse im Vorfeld der Befestigung hin. In jüngster Zeit wurden an dieser Wallanlage, sowie an zwei anderen Befestigungswerken im Kartäusertal zahlreiche Waffenfunde der Ungarnzeit entdeckt, die sogar in die Diskussion um den tatsächlichen Platz der Ungarnschlacht des Jahres 955 neue Dynamik bringen. Wo die Schlacht tatsächlich stattfand, muss ergebnisoffen erforscht werden.
Christgarten hatte ein bedeutendes Kloster, dessen Reste heute noch stehen und das 1563 aufgelöst wurde. Die unterschiedlich erhaltenen Burgen der Hürnheimer, Niederhaus, Hochhaus (nur noch eine Ruine, die zerfällt) und Burg Rauhaus von der nur noch Mauerstümpfe existieren, wurden vorgestellt. Zahlreiche Grundherrschaften erschweren die Erforschung der Ortsgeschichte. In Ederheim gab es nicht weniger als drei Schlösser, sowie eine Judengemeinde. Anhand alter und neuer Ortspläne zeigte er den Standort des 1840 abgerissenen Schlosses, an dessen Stelle, teilweise auf den alten Maurerresten, stehen heute zwei Häuser. Von dem Schloss gibt es keine Bilder. Die Geschichte dieser Orte wird derzeit in einer umfangreichen Chronik, Häusergeschichte und einer Zusammenstellung der Ortsfamilien aufgearbeitet. Auch auf die neuere Geschichte incl. der beiden Weltkriege ging er ein, ebenso auf die Exulantenzuwanderung nach dem 30-jährigen Krieg aus Oberösterreich. Die Geschichte der Familie Weißbeck ist besonders interessant. Die evangelische „Toleranzkirche“ Eferding, eine der ersten in Österreich, durfte nicht wie eine Kirche aussehen und keinen Turm haben. Mit einem Bilderreigen vom Gemeindeleben, Wald- und Forstbilder, Holzhacker, „Kulturweiber“, Kanalbau, Mühlen, Gasthäuser und Bierkeller sowie Landwirtschaft im Wandel der Zeit rundete er die Präsentation ab. 3.675 evangelische und 216 israelitische Taufen, 765 evangelische und 43 israelitische Heiraten sowie 2.888 evangelische und 139 israelitische Sterbefälle im Zeitraum 1648 bis 1930 hat Herr Beck zusammen mit Marco Wunder in einem Ortsfamilienbuch verarbeitet.
Herr Wegele dankte dem Referenten für den hervorragenden Vortrag, man bekam wieder einen lebendigen Eindruck nicht nur in die Geschichte Nordschwabens, sondern auch in die spannenden Geschehnisse im Mittelalter von europäischer Bedeutung.
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