15. Nordschwäbisch-Mittelfränkisches Forschertreffen 2010 in Harburg
Es trafen sich 33 Familienforscher zu den Führungen durch das Fürstlich-Oettingisch-Wallersteinische-Archiv auf der Harburg und die Burg. Herr Steger, Archivar der beiden Fürstl. Archive Oettingens (Oettingen-Wallerstein, Oettingen-Spielberg), stellte die beiden Archive vor. Auf über sechs Regalkilometern befinden sich neben Steuerbüchern, Leibeigenschaftsbüchern oder Akten auch zahlreiche Urkunden.
Nach dem Vortrag besuchten die Teilnehmer eine hochinteressante Ausstellung mit besonderen Archivalien im Obergeschoss. Zeichnungen italienischer Roben, verschiedene Liederblätter, Notenblätter, eine Ablassurkunde von 1493, eine Schwäbische Chronik von 1486, Quellen zur Medizingeschichte und des Gesundheitswesen im Fürstentum Oettingen-Wallerstein sowie eine gedruckte Warnung vor Quacksalbern, Marktschreiern, falschen Ärzten und Behandlungsmethoden aus dem Jahre 1627 wurden besichtigt. Faszinierend war das Bildnis eines Herren, dessen lockige Haarpracht aus filigranen Texten gestaltet war. Wie vor vielen Jahrhunderten diese feine Schrift, die man nur unter einer starken Lupe lesen kann (Mikrografie), verfasst wurde, ist ein Rätsel, der Zeichner war ein wahrer Künstler. Auch die Erhebung des Grafen Kraft Ernst zu Oettingen-Wallerstein in den Reichsfürstenstand durch Kaiser Josef II. in Wien 1774 kann als Pergamentlibell mit dem Kaiserlichen Siegel in einer messing-vergoldeten Kapsel bewundert werden. Beeindruckend das älteste Steuerbuch von 1367 oder das "Neue Testament" in Reimen, eigenhändig in Laufe von drei Jahren mit einer Gänsefeder von Graf Friedrich V. zu Oettingen verfasst.
Frau Schmittner übernahm die Führung durch die Burg, beginnend in der ev. Kirche St. Michael. Die Harburg war eine Reichsburg, erst der Staufer-Kaiser, später der Habsburger, die sie an die Oettinger verpfändeten. Über 700 Jahre war sie im Privatbesitz des Oettinger Fürsten. Die Holzfiguren des Hl. Michael und der Mutter Maria in der Schlosskirche stammen noch aus der kath. Zeit. Im Untergeschoss befindet sich die Grablege der ersten drei Generationen der ev. Linie der Oettinger Fürsten. Bei der Führung über den Wehrgang erklärte sie die verschiedenen Gebäude und ihre Funktionen, interessant z.B. der "Faulturm" - wer zu faul war zum Zahlen, kam in den Faulturm. Im "Weißen Turm" befand sich eines der Gefängnisse, der Folterturm und ein weiteres Gefängnis wurden besichtigt.
Nach dem Mittagessen in Eisbrunn stellten alle Teilnehmer sich und ihr Forschungsgebiet kurz vor. Herr Bub sprach über seine Projekte, u.a. die nächste BLF-CD. Herr Wunder kündigte die Fertigstellung des OFB Löpsingen an. Nach der Vorstellungsrunde sprach Frau Scheller über das Friedhofsprojekt. Inzwischen wurden über 130 Friedhöfe fotografiert und in Datenbanken erfasst, die auf der BLF-CD 2010 veröffentlicht werden. Sie weist auf die Wichtigkeit der Dokumentation der Friedhöfe hin und animiert die Teilnehmer, dass jeder seinen Heimatfriedhof dokumentiert.
Bei Kaffee und Kuchen klang der Tag gemütlich aus. Nebenbei konnte man in Dubletten stöbern, Neuigkeiten, Erfahrungen und Informationen austauschen. (S. Sch.)
Übersicht der Nordschwäbisch-Mittelfränkischen Forschertreffen
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