Familienforschung - Tipps für die Recherche im Stadtarchiv Augsburg
Herr Felkl begrüßte die Mitglieder und Gäste im Stadtarchiv und stellte sich kurz vor. Er erforscht seit einigen Jahren seine Vorfahren, die aus Nordschwaben, Böhmen, Tirol usw.. stammen. Zuerst ging er auf die Quellenlage, alte und neuere Quellen, ein, im zweiten Teil ging es in die „heiligen Hallen“, das Magazin.
Die klassischen neueren Quellen sind neben den Personenstandsbüchern der Standesämter die Meldeunterlagen, Gewerbekarteien, Adressbücher, Personalakten und Hausbögen. Nach der Gesetzesänderung werden die älteren Standesamtsunterlagen archiviert und unterliegen dem Datenschutz (Sperrfrist: Sterbedaten 30 Jahre, Hochzeitsdaten 80 Jahre und die Geburtsurkunden 110 Jahre). Die Personenstandsbücher sind nicht nur von der Stadt Augsburg, sondern auch von den eingemeindeten Orten im Stadtarchiv. Die Meldeunterlagen sind gut für die Personensuche (bis 1985) geeignet, da man darin Personen findet, die nur zeitweise im Ort lebten. Vor allem die älteren Unterlagen enthalten zahlreiche Informationen. Personalakten von ca. 10.000 städtischen Mitarbeitern sind vorhanden, keine Akten wurden vernichtet und auch im Krieg gab es bei diesem Bestand wenig Verluste. In den Hausbögen werden alle Personen aufgeführt, die in dem Haus wohnten, auch Untermieter. Diese Unterlagen sind sehr gut erschlossen.
Bei den älteren Beständen gehen die Steuerbücher zurück bis ins 14. Jahrhundert. Eine sehr interessante Quelle sind die Gerichtsprotokolle und die Urgichten (Vernehmung, peinliche Befragung, z.B. bei Streitfällen, aber auch bei unehelichen Kindern). In ca. 30.000 Akten findet man zahlreiche Namen. Alle Handwerker, die sich ansässig machen wollten, mussten dies beantragen. Den umfangreichen Schriftwechsel füllen Zunftbücher und Handwerkerakten. Seit 1876 sind die Standesämter für die Beurkundungen von Geburt, Hochzeit und Sterbefällen zuständig. Aber bereits lange vorher, ab ca. 1563 bis ca. 1810, wurde jede Hochzeit auf „Standesmäßigkeit“ geprüft und protokolliert. Teilweise beinhalten die Akten Heiratskontrakte, Bürgerrechtsaufnahmen, Aufenthalts-konsense und vieles mehr. Danach ging Herr Felkl auf besondere Archivalien ein. In den Sammelakten der Standesämter wurde alles zur Heirat gesammelt, also auch Geburtsurkunden oder Angaben zu Vorehen (Witwe/Witwer). Bei diesem Bestand gab es allerdings 1944 durch einen Bombenangriff viele Verluste. Er stellte einen „Ledig-Schein“ vor, incl. Angabe ob bereits Kinder vorhanden sind. Aus der Zeit von 1920 bis ca. 1940 liegen noch zahlreiche Akten des Gesundheitsamtes Augsburg vor, eine seltene Quelle, da diese Unterlagen meist im Krieg vernichtet wurden. Als nächstes sprach er über die Personalbögen für die Bewerbung um Ehestandsdarlehen (wenn es gewährt wurde, durfte die Ehefrau nicht mehr arbeiten), in der die ganze Familiengeschichte erfasst wurde. Personenbezogene Akten der Polizeidirektion kamen als nächstes dran. Jede Person, mit der die Polizei befasst war, sei es bei Heimatrechtsanträgen, oder im Zusammenhang mit Strafdelikten bis zu den Anträgen auf Gewerbekonzessionen findet man in diesen Akten. Bei der Vorstellung der Personenakten wurde es interessant, bei der Vermögensaufstellung von der Uhr bis zum Regenschirm wurde alles aufgeführt, Hemden, Hüte usw., sogar Zeugnisse, Dienstbotenbücher und Bilder findet man im Akt. Danach ging er auf die Öffnungszeiten und die Kosten ein.
Nachdem Herr Felkl einige Fragen beantwortet hatte, ging die Führung durch den Lesesaal in das Magazin, dort stellte er ausgesuchte Archivalien vor. Aus dem Bestand des Historischen Vereins für Schwaben, der sich im Stadtarchiv befindet, bestaunten die Anwesenden ein Buch (insgesamt 6 Bände) über die Reformationsgeschichte mit wundervollen Bildern zu dem Zug der Salzburger Exulanten durch Schwaben. Auch eine alte Urkunde, Meldebögen (phonetisch sortiert), Reisepassunterlagen und ein Tagebuch aus dem 19. Jahrhundert konnten besichtigt werden.
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