Exulanten im Ries und in Nordschwaben – neue Erkenntnisse über die Glaubensflüchtlinge im 17. Jahrhundert
Als Exulanten werden die Glaubensflüchtlinge des 16. bis 18. Jahrhunderts bezeichnet. Es sind vor allem die Protestanten gemeint, die aufgrund der Gegenreformation ihre Heimat vor allem in Österreich oder Frankreich verlassen mussten. Im Nördlinger Ries hat die Erforschung der Geschichte dieser Exulanten eine mehr als hundertjährige Tradition. Zunächst ging er auf die grundsätzlichen Punkte der Reformation und Gegenreformation ein. Beginnend mit dem Thesenanschlag 1517 in Wittenberg bis zum Religionsfrieden 1555 in Augsburg erläuterte er die Geschichte der Reformation und die Auswirkungen auf die Lebensumstände der Gläubigen. Auf die Reformation folgte die Geschichte der Gegenreformation. Vom Schmalkaldischen Krieg 1546/1547 bis zum 30-jährigen Krieg erläuterte er die einzelnen Stationen sowohl in Österreich als auch in Nordschwaben. Nach den Verwüstungen des 30-jährigen Krieges konnten diese Leute aus dem Ländle ob der Enns verlassene Hofstellen wieder aufbauen und im Großteil evangelischen Ries weiter ihren Glauben leben. Viele Familien besinnen sich noch heute mit Stolz ihrer österreichischen Wurzeln. Aber auch schon ab den Jahren 1607 und 1616 kam es im Zuge der Gegenreformation zur Vertreibung von Protestanten aus Donauwörth und der Pfalz-Neuburg. Der Durchzug von Hunderttausenden Salzburger Glaubensflüchtlingen durch Nordschwaben im Jahr 1732 bildete schließlich einen markanten Schlusspunkt unter dieses Kapitel. Nicht nur Glaubensflüchtlinge, auch „Wirtschaftsflüchtlinge“ fanden den Weg nach Nordschwaben. An einigen Fällen, belegt durch Originaldokumente, zeigte er die Abwanderung von Riesern zwischen 1570 und 1634 nach Österreich, die teilweise später wieder zurück ins Ries kamen. Er erklärte die Quellen für diese Aus- und Einwanderungen. Die Leibeigenschaftsbücher und die Amtsrechnungen sind wahre Fundgruben für Familienforscher. Einige Einträge, z. B. Geschwister, die nach Österreich auswanderten, stellte er vor. Auch die Namensforschung – Gegenüberstellung österreichische und nordschwäbische Familiennamen – war ein Thema.
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