Ortsfamilienbuch Burtenbach
Der Markt Burtenbach war seit 1546 eine evangelische Enklave in Mittelschwaben. Fixiert wurde die Größe des Ortes 1568 im Saal- und Lagerbuch des Sebastian Schertlin auf 165 Höfe und Sölden. Die Bevölkerung dürfte deshalb bis Anfang des 20. Jahrhunderts durchschnittlich bei rund 1000 Personen gelegen haben. Beginnend mit den Kirchenbüchern (ab 1584) listet das vorliegende Werk die Einwohner des Ortes bis ca. 1920 auf. Darüber hinaus wird die Abwanderung der Burtenbacher Bürgerssöhne und -töchter in die freien Reichsstädte Augsburg, Ulm, Kaufbeuren und Kempten dokumentiert. Das Ortsfamilienbuch umfasst den Zeitraum 1584-1920.
Herr Pfarrer Riemer stellte seinen Lebenslauf kurz vor. Er begann mit 15 Jahren mit der Ahnenforschung und wurde mit 18 Jahren Mitglied beim BLF. Seit 17 Jahren ist er Pfarrer in Burtenbach und begann 1998 mit den Vorarbeiten für das Ortsfamilienbuch Burtenbach. Die Geschichte des Ortes ist wechselvoll und hochinteressant. In dem Burgauer Feuerstattguldenregister von 1492 werden 114 Feuerstätten benannt. Eine wichtige Person für den Ort war Sebastian Schertlin (+ 1577), der die Reformation durchführte. Das erste Sal- und Lagerbuch von 1569 ist eine hervorragende Quelle, in den Sal- und Lagerbüchern findet man die Hofbesitzer von 1700 bis 1900. Nach dem Tod von Sebastian Schertlin erhöhte sein Sohn die Abgaben, was zu Protesten der Untertanen führte. Sie wandten sich an den Herzog von Bayern, der vermittelte – mit wenig Erfolg. Daher zogen 1581 ca. 100 Burtenbacher ins „feindliche Ausland“ nach Jettingen. Der Referent ging auf die Bevölkerungsentwicklung im 17. Jahrhundert ein. Nach dem 30-jährigen Krieg lebten noch 40 % der Einwohner in Burtenbach, ¼ - ⅓ der Bevölkerung starb im Krieg, viele sind geflohen. 1668 wurde der Ort geteilt (zwei Erben) ein Teil wurde katholisch (der Landesherr war nicht reich, eine Tante der Ehefrau war Äbtissin, ihr gehörte Staufen, das er bekam, wenn er katholisch wurde), diese Linie starb 1757 aus und wurde von der evangelischen Linie übernommen.
Während der bikonfessionellen Zeit gab es immer wieder Streitereien, zwei Obervogte, die im gleichen Haus lebten und zwei Exulanten. Im Jahr 1806 wurde der Ort bayrisch, danach kam es zu einer regen Bautätigkeit. Zur Zwangsversteigerung kam es 1818 mit Hindernissen, ein Strohmann kaufte für einen Juden das Gut Schertlin, dieser wollte es zerschlagen, da spielte der Strohmann nicht mit und am Ende kaufte der Bankier Halder das Gut und vermachte es seinem Sohn. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation wanderten im 19. Jahrhundert einige nach Amerika aus und hielten noch Jahrelang Kontakt in die Heimat. Viele Briefe sind erhalten und gaben Einblick in das Leben der Auswanderer. 1932 lebten in 220 Häusern 1037 Einwohner. Studenten haben 1941 angefangen die Kirchenbücher zu verkarten, haben aber nach kurzer Zeit die Arbeit abgebrochen. Nach der Geschichte des Ortes ging er auf die ausgewerteten Quellen ein. Das Gerüst bildeten die Kirchen-bücher, eine reiche Quelle waren die Sal- und Lagerbücher, auch das Schlossarchiv Burtenbach bot reichlich Material. Er ging auf viele Quellen ein. Die katholischen Einwohner von Burtenbach (ca. 10 % der Bevölkerung) wurden im Nachbarort eingepfarrt, somit recherchierte er in den Kirchen-büchern von Münsterhausen. Im Laufe der Zeit kamen 36 Kartons Meldeunterlagen aus dem 20. Jahrhundert dazu und wurden von ihm bis 1945 ausgewertet. Zuletzt wertete er die Akten über die Gefallenen des zweiten Weltkrieges aus. Humorvoll erläuterte er die Entstehung des Buches und die immer wieder neuen Entwicklungen durch den Fund von weiteren Quellen. So entstand ein Buch mit über 800 Seiten, gespickt mit Informationen.
Bezugsquelle siehe Liste der Ortsfamilienbücher in Bayerisch-Schwaben
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