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Sterbebilder im Wandel der Zeit und ihre Bedeutung für die Familienforschung
Wahrscheinlich hat sich der Brauch der Sterbebilder aus den sog. "Totenroteln" entwickelt (im frühen Mittelalter Pergamentrollen zur schriftlichen Weiterleitung der Todesnachricht eines Klosterangehörigen). Die ältesten handgeschriebenen Sterbebilder kommen im 16., die ersten gedruckten Sterbebilder im 17. Jahrhundert jeweils aus den Niederlanden. Sie waren dem Adel und dem Klerus vorbehalten. Durch Einführung des Stahlstichs 1820, der die Anfertigung von Kopien in großer Zahl ermöglichte, und der Schulpflicht (immer mehr Menschen konnten lesen), verbreiteten sich die Sterbebilder über das gesamte katholische Europa bis nach Amerika und Kanada und erreichten um 1830 Bayern.
Sie dienten der Erinnerung an den Toten und dem Gebetsandenken. Ihre Vorderseite schmückte meist ein Heiligenbild. Mit Verwendung des Steindrucks 1870 waren in Bayern bis 1914 starkfarbige, oft auch lackierte Sterbebilder beliebt. Ab 1890 wurden auch in Bayern zunächst meist aufgeklebte Fotos der Verstorbenen auf der Textseite eingefügt, die um 1915 durch das Klischeebild ersetzt wurden. Für die sog. "Gefallenenbilder" im Ersten Weltkrieg mit Ganzportrait des Soldaten wurde das faltbare Doppelblatt eingeführt. Im Zweiten Weltkrieg ersetzten ab 1941/1942 Kriegs- oder nationalistische Symbole und Parolen die religiösen Symbole und Texte. In den ersten Nachkriegsjahren folgten "Notausgaben", teilweise mit der Hand oder Schreibmaschine geschriebene Zettel aus minderwertigem Papier.
Nach 1950 schmückten zunehmend Reproduktionen berühmter Künstler die Vorderseite der Sterbebilder, in den 1970er bis 1990er Jahren vor allem Dürers "Betende Hände", anschließend folgten vermehrt Naturmotive. Zwischen 1880 und 1950 war die Textseite der Sterbebilder sehr mitteilsam. Sie machte u. a. Angaben über den Geburts- und Sterbeort, den Geburtsnamen, den Familien- und Gesellschaftsstand, den Hofnamen, das genaue Alter, die Dauer der Leidenszeit, den Empfang der Sterbesakramente sowie über erworbene Orden oder Ehrenzeichen. In der Folgezeit reduzierten sich die Angaben immer mehr auf wenige Lebensdaten der verstorbenen Person. In letzter Zeit geht der Trend zum individuellen Sterbebild mit unterschiedlichen Formaten, Bildern aus der Umwelt des Verstorbenen und frei gestalteten Texten. Das Sterbebild wird somit immer mehr zum Erinnerungsbild.
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Jenseits von Kirchenbüchern - Seminar der Historischen Hilfswissenschaften für Genealogen, zur Heimat- und Familiengeschichte
Unter diesem Titel führten der BLF und der DAGV ein ganztägiges Seminar für Genealogen durch, die ihre Familiengeschichte auf eine breitere Basis stellen und sich neue Quellen erschließen wollen. Ermöglicht wurde dies durch die Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Stadtarchiv München und dem Institut für Personengeschichte in Bensheim.
Initiiert, organisiert und auch moderiert wurde die Veranstaltung durch Prof. Dr. Dr. Wulf von Restorff. Die Begrüßung der Teilnehmer erfolgte durch Manfred Wegele als Vertreter der beiden Veranstalter. Herr Wegele umriss die Zielsetzung des Seminars und bedankte sich bei den Referenten, für die Bereitschaft, die 21 Teilnehmer von ihrem Wissen profitieren zu lassen.
Den Auftakt machte Prof. Dr. Dr. Wulf von Restorff mit seinem Vortrag „Einführung in die Genealogie“. Neben der Definition einiger grundlegender Begriffe und einer kurzen Übersicht über mögliche Darstellungsformen der Forschungsergebnisse beschrieb er die allgemeine Vorgehens-weise, wie Familienforscher an ihre Informationen kommen können.
Frau Dr. Monika von Walter vom Hauptstaatsarchiv schloss dann mit einer ersten Leseübung zu Dokumenten aus dem 19. Jahrhundert an. Beispiel waren Dokumente zur Auswanderung und Vermögensübertragung eines Ehepaares nach Griechenland. Anschließend gab sie dann noch einen Überblick über „Sozial- und wirtschaftliche Archivalientypen vor 1800“, die der Familienforscher in den Staatsarchiven finden und nutzen kann. Neben Auszügen aus Briefprotokollen und Urbaren zeigte Frau Dr. von Walter auch viele Beispiele für weniger bekannte Quellen, wie Verhörprotokolle des Klostergerichts Fürstenfeld, Hexenprozessakten aus Reichertshofen oder Leibeigenschaftsregister.
Dr. Lupold von Lehsten vom Institut für Personengeschichte setzte nach der Mittagspause mit dem Thema „Migration und Rechtsgeschichte“ fort. Er stellte die Bedeutung der Sozialgeschichte als Ergänzung zur Genealogie in den Mittelpunkt seines Vortrags. Zum besseren Verständnis der Lebensumstände unserer Vorfahren hilft das Wissen über deren Zugehörigkeit zu soziologischen Gemeinschaften wie Familien- und Standesverbänden, Zünften und gesellschaftlichen Schichten sowie den damit verbundenen Ereignissen. Aus solchen Umständen ergaben sich oft Wanderungsbewegungen, die für den Familienforscher schwer aufzuklären sind. Herr Dr. von Lehsten zeigte Vorgehensweisen und Quellen auf, die hier helfen können.
Unter dem Titel „Das ganze Leben“ stellte Dr. Manfred Peter Heimers vom Stadtarchiv München die genealogischen Dokumente vor, die im Stadtarchiv zum Leben unserer Vorfahren zu finden sind. Neben Quellen zu Bürgerrecht und Einwohnerschaft, Wohnsituation, Gewerbe und Steuern finden sich dort auch die älteren Personenstandsbücher aus den Standesämtern. Interessant war auch der Hinweis von Herrn Dr. Heimers, dass ab Januar 2017 mit der Bereitstellung solcher Dokumente im Internet begonnen wird. Im Vordergrund stehen dabei die polizeilichen Meldebögen, Gewerbeunterlagen und Personenstandsbücher, bei denen die gesetzlichen Sperrfristen abgelaufen sind. Als Zeithorizont für deren Digitalisierung sind zwei bis drei Jahre geplant.
Mit Dokumenten des 17. und 18. Jahrhunderts setzte Frau Dr. von Walter dann die Leseübungen fort.
Das interessante und amüsante Abschlussreferat hielt dann Dr. von Lehsten zu „Anreden, Titulaturen, Quellengattungen“. Hier zeigte er auf, wie Anreden und Titel Standesunterschiede oder den gesellschaftlichen Rang deutlich machen. Auch die Unterschiede zwischen Titel und Amtsbezeichnung sprach er an. Die Relevanz dieses Themas für den Genealogen machte er an Beispielen wie Vollbauer, Halbbauer, Gärtner oder Häusler deutlich. Ergänzend wies Dr. von Lehsten noch auf Quellen hin, in denen Titel und ihre Bedeutung beschrieben sind.
Den Abschluss des Seminars bildete eine Fragerunde mit den Referenten, bei der die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, Rat und Hilfe zu eigenen Problemstellungen einzuholen.
Nach sechseinhalb Stunden endete eine hochkarätige Veranstaltung, die nach Fortsetzung bzw. Wiederholung für die, die sich zu spät angemeldet hatten, ruft.
Hinweis: siehe Folge-Veranstaltung am 18.06.2016
Hinweis: Berichte über diese Veranstaltung sind auch zu finden in den DAGV-News Nr. 4/2015, Seite 15-16, sowie im Archiv für Familiengeschichtsforschung, 20. Jahrgang 2016, Heft 1.
Über die Autoren/Referenten:
- M. Wegele: Vorsitzender BLF, stellv. Vorsitzender DAGV, Mittelschullehrer i. R., seit 25 Jahren Heimat und Familienkunde (Vorträge, Schulung, Publikationen)
- Prof. Dr. W. von Restorff: Sanitätsoffizier und Hochschullehrer im Ruhestand, wurde früh durch Doppelverwandtschaft mit genealogischen Beziehungen vertraut. Bekam vom Vater zum Abitur eine handgeschriebene Ahnentafel. Begann 1995 mit der Dokumentation der Genealogie im PC. Sammelt eigene Ahnen (alle) und lebende Verwandte. Mitglied bei CompGen, BLF, MFP (Mecklenburg) und DAGV (Bereich Weiterbildung).
- Dr. M. von Walter: studierte nach ihrer Ausbildung zur Dipl.-Archivarin (FH) an der LMU München Geschichte mit einer Promotion aus der mittelalterliche Quellenkunde. Sie ist als wissenschaftliche Referentin am Bayerischen Hauptstaatsarchiv für Bestände des Mittelalters und der Frühen Neuzeit tätig. Darüber hinaus ist sie mit Lehraufträgen an der Archivschule München und an der Universität Regensburg betraut. Sie hält regelmäßig Vorträge zu historischen Themen und verfasst Beiträge in einschlägigen Fachzeitschriften.
- Dr. phil. L. v. Lehsten: Institut für Personengeschichte Bensheim, Historiker (Historische Hilfswissenschaften, Personengeschichte), seit Schülerzeiten auch für die Genealogie und dann u.a. für Kirchenmusik, das Wandern und seine Familie begeistert. Die Dissertation untersucht die Gesandten der evangelischen Reichsfürsten zum Reichstag, speziell jene der hessischen Landgrafen, und das Gesandtenwesen im 16. bis 18. Jahrhundert. Beisitzer im Vorstand DAGV.
- Dr. M. P. Heimers: Studium der Geschichte und der Politikwissenschaft an den Universitäten Trier und Reading (GB), Promotion an der Universität Trier im Fach Zeitgeschichte zur Haltung der badischen SPD in der Reichsreformfrage der Weimarer Republik, Ausbildung zum höheren Archivdienst am Hauptstaatsarchiv Stuttgart und an der Archivschule Marburg, als wissenschaftlicher Archivar am Stadtarchiv München von Anfang an mit Fragen der Personengeschichtsforschung betraut, stellvertretender Amtsleiter am Stadtarchiv München.
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Workshop in der neuen Bibliothek
Die Bibliothek wurde rege genutzt, zwei Sterbebildsammlungen mit den Scannern digitalisiert. Neben der geleisteten Lesehilfe (von Manfred Wegele) bei mehreren alten Dokumenten, wurden mit dem neuen Buchscanner zwei Bücher gescannt, eine Diskette wurde „umgespielt“. Online erläuterte Frau Scheller das Sterbebildprojekt, vor allem die Suchfunktion.
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Traditioneller Nikolausabend
Der Nikolaus kam diesmal mit seiner „Sekretärin Niklausia“. Er berichtete in Gedichtform (Ghostwriter Sabine Scheller und Manfred Wegele) von den monatlichen Aktivitäten, lustigen Begebenheiten, dem Genealogentag, dem Sudetendeutschen Tag, der Freiwilligenmesse und den fleißigen Helfern des Vereins. Am Schluss überreichte der Nikolaus den Vorstandsmitgliedern und fleißigen Helfern ein kleines Präsent. Bei Glühwein, Kinderpunsch, Lebkuchen, Nüssen und Plätzchen klang der Abend in einem gemütlichen Beisammensein aus. Herr Wegele dankte Frau Scheller für die selbstgebackenen Plätzchen.
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Jahresabschlussessen mit Austausch von Forschungsergebnissen
Zum Abschluss des Jahres wird jedem Anwesenden die Möglichkeit geboten, sich individuell zu seinen geographischen Forschungsschwerpunkten, Problemfällen beim Lesen oder allgemeinen Fragen zu äußern. Hieraus erwächst eine interessante und gewinnbringende Diskussionsrunde, bei der sich sogar schon Überschneidungen einzelner Teilnehmer feststellen lassen.
An diesem Abend wird ebenfalls das neue Jahresprogramm der Bezirksgruppe vorgestellt und gemeinsam mit den Anwesenden besprochen. Damit soll versucht werden in den Vortragsthemen 2016 auch persönliche Interessen einzubinden. Diese Möglichkeit wird von den Anwesenden mit großer Beteiligung genutzt.
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