Im Glasscherbenviertel - Eine Führung durch die Grenzzone zwischen Giesing und Au
Der Wandel Giesings vom Bauerndorf am Berg, d.h. am Hochufer im Osten der Isar, zur stark bevölkerten Arbeitervorstadt begann Mitte des 19. Jahrhunderts durch das rasante Wachstum Münchens. In der Auenlandschaft und auf den Weideflächen unterhalb des Berges (im heutigen Untergiesing) entstanden, dicht gedrängt Herbergshäuser und u.a. die "Birkenau", eine einförmige Kleinsthaussiedlung mit ca. hundert ebenerdigen Bauten, die inzwischen meistens größeren Mietshäusern weichen mussten.
Dagegen ist in Obergiesing die sog. "Feldmüllersiedlung" mit ihren zwischen 1840 und 1860 erbauten winzigen Anwesen zum Großteil noch erhalten. Ihre Bewohner, meist Taglöhner und Kleinstgewerbetreibende, lebten in armseligen und schlechten hygienischen Verhältnissen. Arbeit fanden sie vor allem in den ehemaligen Mühlen am Auer Mühlbach oder in der 1808 eröffneten Giesinger Lederfabrik. Wegen Platzmangels wurde der städtische Heumarkt nach Giesing verlegt, dessen Heuwaage wegen ihrer Ungenauigkeit sprichwörtlich geworden ist und heute noch existiert.
In Untergiesing befand sich auch die 1859 geschlossene "Irrenanstalt", die ursprünglich ein Krankenhaus für Hofbedienstete mit ansteckenden Krankheiten war und zum schlechten Ruf Giesings beitrug. Als Arbeiterviertel galt Giesing zudem als "rote Hochburg", die 1919 unter der brutalen Niederschlagung der Räterepublik sehr stark gelitten hatte.
Ausgeschmückt mit Anekdoten und teilweise selbst erlebten Geschichten war die Führung mit Herrn Dr. Karl trotz sehr kühler und regnerischer Witterung äußerst interessant und kurzweilig.
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