Die Einführung der Reformation in der Grafschaft Oettingen
Gerhard Beck, Archivar auf der Harburg, begann mit der Vorstellung der Schriften aus den letzten 200 Jahren zum Thema „Reformationsgeschichte in der Grafschaft Oettingen“. Zunächst ging er auf die Geschichte der Grafschaft Oettingen ein. Es gibt drei Linien: Oettingen-Oettingen, Oettingen-Wallerstein, Oettingen-Spielberg. 1517 wurde die Grafschaft geteilt: Wolfgang der Schöne zu Oettingen und sein Vetter Joachim zu Oettingen-Wallerstein starben 1522 bzw. 1520. Wolfgangs Söhne Karl-Wolfgang (Oettingen) und Ludwig der XV. (Harburg) führten zwei Linien fort. Joachims Sohn Martin erbte Wallerstein. Anhand einer Karte zeigte der Referent die Gebiete der verschiedenen Grafenlinien 1790 mit den Amts- und Klosterorten auf.
Die Freie Reichstadt Nördlingen hatte eine bedeutende Rolle bei der Reformation durch gute Verbindungen nach Wittenberg. Graf Karl-Wolfgang wandte sich 1523 der neuen Lehre zu. 1524 hörte er in Nürnberg den Reformator Ossiander predigen. Er holte Walter Monninger als Hofprediger nach Harburg. Auch die Nonnen im Zisterzienserkloster Kloster Zimmern verweigerten die katholische Visitation und nahmen einen ehemaligen Karmelitermönch, der inzwischen Protestant war, als Priester. 1525 kam es zum Bauernaufstand mit Kämpfen u.a. bei Aufhausen. Die Bauern zogen weiter nach Franken und wurden dort zerschlagen.
Der Stammvater der Linie Oettingen, Graf Ludwig XV (1486-1557) wohnte auf der Burg Flochburg, später in Oettingen. Herr Beck zeigte die Residenzbilder Flochberg, das alte und das neue Schloss in Oettingen sowie Harburg und Wallerstein. 1539 fanden in Alerheim und Harburg Synoden statt, bei denen die protestantischen Regeln festgeschrieben wurden.
Als nächstes ging er auf den Reformator Georg Karg, gebürtig aus Heroldingen, ein. Er wurde 1539 von Wittenberg kommend als Stadtpfarrer von Ludwig XV. angestellt, seither ist St. Jakob in Oettingen die protestantische Kirche. Graf Martin, Großcousin des Oettinger Grafen, blieb katholisch, seine Frau wandte sich dem protestantischen Glauben zu, darüber zerbrach die Ehe, seine Frau zog zu ihrer Schwester nach Harburg. Eine einschneidende Zeit war der Schmalkaldische Krieg, bei dem sich die evangelischen Fürsten zum Schmalkaldischen Bund zusammenschlossen und gegen Kaiser Karl V. kämpften und verloren. Das führte zu Interimslösungen und viele ev. Pfarrer mussten Kompromisse eingehen. Der Augsburger Religionsfrieden beendete 1555 diese Zeit, indem klare Regeln geschaffen wurden.
Auf die säkularisierten Klöster (Klosterzimmern, Christgarten, Auhausen und Mönchsroth) und einige Besonderheiten (Pflaumloch installierte einen protestantischen Pfarrer, war aber wallersteinisch. Es kam zu Meinungsverschiedenheiten, Scharmützeln mit einigen Toten und schließlich wurde die Pfarrei wieder katholisch) ging er ebenfalls ein. Die Reformation führte in der Grafschaft zu einer strikten Trennung, die z.B. in Oettingen noch heute sichtbar ist (die linke Straßenseite mit der Kirche St. Jakob war evangelisch, die Häusergiebel sind verblendet, die rechte Straßenseite mit Fachwerkgiebel war katholisch). Bis heute ist in Ehingen eine Simultankirche. Graf Ludwig gründete eine Lateinschule, der Neubau von 1724 steht direkt neben St. Jakob und wurde bis in die 80er Jahre als Gymnasium genutzt. 1707 erschien die erste gedruckte Kirchenordnung für die protestantische Landeskirche.
Ein weiteres Thema waren die Glaubensflüchtlinge aus Österreich. Von 1608 bis 1732 zogen Gläubige aus dem Ländle ob der Enns und zuletzt die Salzburger Exulanten durch die Grafschaft und ließen sich dort nieder. Kompetent beantwortete der Referent zahlreiche Fragen zu der Reformationsgeschichte und den Exulanten.
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