Der Münchnerische Dialekt: Typisch Bairisch, oder eine Welt für sich?
Anthony Rowley ist ein aus Großbritannien stammender Sprachwissenschaftler, der als Dialektologe und Lexikograph die bairischen Dialekte erforscht. Seit 1988 ist er Leiter der Redaktion des Bayerischen Wörterbuchs.
Prof. Rowley erläuterte die Bedeutung des Dialekts als natürliche Ausdrucksweise in einer Region. Älteste schriftliche Texte in bairischem Dialekt gibt es aus der Zeit von 1650 aus Landshut. 1689 beschrieb Johann Ludwig Prasch die Regensburger Stadtsprache im „Glossarium Bavaricum“ und 1827 bis 1837 verfasste Johann Andreas Schmeller das erste „Bayerische Wörterbuch“. Der bairische Dialekt ist also schon lange im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen. Dass der Dialekt aber keine einheitliche „Sprache“ ist, sondern sich in vielen regionalen Varianten zeigt, erläuterte Prof. Rowley an zahlreichen Beispielen mit Hilfe des bairischen Sprachatlasses von 1930.
Bairisch (mit „ai“) wird in Altbayern und in Teilen von Österreich und Südtirol gesprochen. Neben Bairisch wird in Bayern noch schwäbisch-alemannische und fränkische Mundart gesprochen.
Prof. Rowley ging dann auf die Besonderheiten des Münchnerischen ein. München als Residenzstadt und Handelszentrum war Anziehungspunkt für Menschen aus allen Regionen Bayerns und darüber hinaus. Deren Einfluss erweiterte den Wortschatz durch viele Lehnwörter, z.B. aus dem Französischen und Italienischen, veränderten aber auch die Ausdrucksweise: Der Hauptstädter spricht „vornehmer“. Selbst vor Anglizismen schreckt der Münchner nicht zurück, wie Prof. Rowley an dem (nicht ganz ernst gemeinten) Beispiel „Fuitaimschopp“ bewies (= Full-Time-Job).
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