Hofräte, Laquaien und Perückenmacher - der barocke Hofstaat der Grafen und Fürsten von Oettingen im 17. und 18. Jahrhundert
Gerhard Beck, seit sechs Jahren der Archivar der „Oettinger Fürsten“ auf der Harburg, stellte die vier jüngeren Linien des Hauses Oettingen, Oettingen-Oettingen, Oettingen-Spielberg, Oettingen-Wallerstein und Oettingen-Baldern vor. Bei der Italienreise (1594-1596) des Grafen Ludwig Eberhard zu Oettingen beschäftigte er einen Sänftenknecht. Er begann mit den adeligen Beamten, z.B. Ludwig von Grafeneck, Herr zu Eglingen und Osterhofen (Pfleger in Spielberg). Der oettigische Rat, Hofmeister und Landrichter Burkhard Senft von Sulburg wurde in Oettingen begraben, die Epitaphien findet man heute in der St. Jakob Kirche. Dort hängt auch das Epitaph von Daniel Lesuire, fürstl. Kammerdiener in Oettingen und oett. Kastner in Nördlingen. Die Familie arbeitete über Generationen bei den oett. Fürsten. Der Nachkomme von Daniel Lesuire Emil wurde geadelt. Weiter ging es mit dem Hausvogt Gallus Bischof und dem oett. Kanzler, Konsulent und Doktor Christoph Gugel aus Heroldingen. Der Referent sprach nicht nur über die Lebensgeschichten der Personen, sondern auch über deren Aufgaben, ein Beispiel war der Hühnervogt, die Bezeichnung kommt von der Abgabe Leibhuhn. Interessant ist auch das Tagebuch des Kammersekretärs Herkumbald Frötschel, geführt ab 1618. Er dokumentierte nicht nur seine Arbeit, sondern auch Tagesereignisse, z.B. die Verbrennung eines Sodomiten oder Behandlungen, z.B. von Gicht. Natürlich war auch die Hofmusik Oettingen-Oettingen am Beispiel von Andreas Berger, Hofmusikus von 1624-1634 ein Thema. Der Fürst beschäftigte einen Ballmeister, der Ballspiele unterrichtete. Eine Abbildung zeigte ein Ballspiel ähnlich dem heutigen Tennis. Weiter ging es mit kuriosen Berufen wie Feuerwerker, Weingärtner, Trüffeljäger oder Federschmücker. Herr Beck stellte einige Berufe vor. Perückenmacher und Tanzmeister wurden ebenso vorgestellt wie die im 18. und 19. Jahrhundert in Mode gekommenen „Mohren“. Viel Wert wurde auf Bildung gelegt, angefangen mit der gebildeten Geistlichkeit. Als Beispiel wurde Joh. Christoph Sturm, Pfarrer in Deiningen und Klosterzimmern (1664-1669) und Professor für Mathematik an der Universität Altdorf und Benedict Bock, Pfarrer und Generalsuperintendent sowie Daniel Wülfer (1617-1685), Pfarrer, Professor und Konsistorialrat in Oettingen genannt. Pfarrer Friedrich Schöner aus Holzkirchen studierte in Tübingen und verschrieb sich den Himmelsbeobachtungen. Niederschlag fand das auch bei den Geburtseinträgen in den Kirchenbüchern. Das Münzregal von 1399 bis 1760/31 war das nächste Thema, gefolgt von Fechtmeistern, Alchemisten und dem Militär. Da die Grafschaft und später das Fürstentums über sehr viel Wald verfügte, gab es zahlreiche Förster, Oberförster, Jäger und Oberjäger. Zuletzt stellte Herr Beck seine Vorgänger als Archivare und deren Verdienste vor.
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