Hybrid: Entwicklung und Stand der Exulantenforschung in Franken
Beschäftigt man sich mit der Erforschung fränkischer Familien, insbesondere mit evangelischen, stößt man früher oder später auf aus konfessionell bedingten Gründen vertriebene Menschen. Vom ausgehenden 16. Jahrhundert bis in die 1730er Jahre hinein erlebte Mitteleuropa Wellen von Vertreibungen, von denen besonders die in den österreichischen Erblanden, Böhmen, Schlesien, in den Pfalzen und im Hochstift Salzburg die Bevölkerungsgeschichte Frankens nachhaltig beeinflussten. Die Zahl der betroffenen Menschen geht in die Hunderttausende. Die meisten von ihnen fanden eine neue Heimat in Sachsen und in Süddeutschland, vor allem im fränkischen und schwäbischen Raum. Sie halfen mit, dort die demografischen Lücken aufzufüllen, die der Dreißigjährige Krieg in den Städten und auf dem flachen Land geschlagen hatte. Schon seit dem 17. Jahrhundert beschäftigt man sich mit der Erforschung der Exulantengeschichte. Seit dem frühen 20. Jahrhundert ist dies systematisch – vor allem von der Gesellschaft für Familienforschung in Franken – betrieben worden.
Herr Hubrich, stellvertretender Vorsitzender der GFF und Schatzmeister der DAGV, sprach über die Entstehung der zahlreichen Exulantenbücher. Die ersten schrieben evangelische Pfarrer. Pfarrer Kuhr erfasste unzählige Exulanten in ca. 50 Ordnern mit jeweils 500 bis 600 Blättern. Dieser Bestand wird digitalisiert und im Mitgliederbereich online gestellt. Allgemein am bekanntesten sind die Salzburger Exulanten. In Schwaben findet man, vor allem nach dem 30jährigen Krieg, in den evangelischen Kirchenbüchern häufig den Eintrag – aus dem Ländle ob der Enns. Neben den Exulanten, die aus Glaubensgründen vertrieben wurden und auswanderten, gab es natürlich auch Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen aus Österreich nach Bayern kamen. Die GFF erfasste systematisch, aus verschiedenen Quellen, Exulanten und veröffentlichte diese in Buchform. Edgar Hubrich ging auf besondere Namen ein, aber nicht alle typischen Namen führen nach Österreich oder waren Exulanten, da muss man schon genau hinschauen. Auch Maier und Huber findet man in der Namensliste. Er wies auf darauf hin, dass nicht immer die ganze Familie auswanderte. Zuletzt lud er in die GFF-Geschäftsstelle ein, um sich ein Bild von den Forschungsmöglichkeiten zu machen.
(Anmerkung: Der Vortrag wurde auch auf dem Genealogentag 2022 in Tapfheim als Hybridvortrag gehalten - da die Übertragung aber nicht funktionierte, wurde er hier wiederholt, mit dem Vorteil, dass er auch aufgezeichnet wurde und auf dem YouTube-Kanal des BLF angeschaut werden kann. Erstmals wurde der Referent online dazugeschaltet, er saß also zu Hause in Forchheim in seinem Büro. Der ursprünglich vorgesehene Vortrag von Christian Schimanski über die Patrizierfamilie Holzschuher musste leider ausfallen. Er wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.)
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