Krankenhaushistorie in Augsburg
Der Referent, Herr Wilhelms, arbeitete zuletzt als Pflegedirektor im Klinikum Augsburg.
Zunächst stellte er die Vorläufer der Krankenanstalten vor. Die Siechenhäuser St. Servatius (1264-1738), St. Sebastian (1774-1738) und St. Wolfgang (1448-1738) sowie das Blatterhaus (gebaut von den Fuggern in der Fuggerei, 1485-1811). Das Brech-/Pesthaus und das kleine Brechhaus beherbergten Leprakranke (die in den Siechenhäusern beste Versorgung hatten, zusätzlich betteln durften und häufig durch die gute Versorgung gesund wurden), Syphilis- oder Pestkranke. Es war ein Privileg im Siechenhaus zu leben. Im Fuggerschen Schneidhaus (1540/1560-1632) fanden die ersten Operationen statt. Das Nothaus beim Vogeltor war für Schwangere und durchreisende Personen. Im Incurabelhaus (1738-1905) wurden die unheilbar Kranken gepflegt.
1811 wurde das erste Allgemeine Krankenhaus mit 200 Betten in Betrieb genommen. Die Patienten (innerlich und äußerlich Kranke, Geisteskranke, Aussätzige und Geschlechtskranke, Schwangere und Kindbetterinnen) wurden nach Konfession getrennt untergebracht. Die Städtische Kinderheilanstalt wurde von einem Frauenverein gegründet (1854-1923) und später von der Stadt übernommen.
Anschließend ging der Referent auf die Krankenhäuser der umliegenden Orte ein. In Lechhausen stand das Krankenhaus in der Brentanostraße, hatte 7 Krankenzimmer, wurde von den Schwestern von Maria Stern betrieben und 1912 in ein Altenheim umgebaut. Das Hauptkrankenhaus in Augsburg bestand von 1859 bis 1982, gestiftet von Georg Henle (Bedingung: Einsatz der Barmherzigen Schwestern) mit zuletzt 500 Betten in teilweise bis zu 12 Personen in einem Krankensaal. Auch hier gab es bis 1938 eine konfessionelle Trennung.
Mit zahlreichen Außen- und Innenansichten gewann man einen Einblick in die Geschichte der Krankenpflege. Da es in Augsburg erst um 1900 Strom gab, konnte auch erst zu dieser Zeit ein Röntgengerät aufgestellt werden. Auch Operationen wurden dank besserer Beleuchtung „sicherer“.
Die Geschichte der Hessing-Klinik (heute 250 Betten) begann mit Friedrich von Hessing (gelernter Orgelbauer), der kreativ orthopädische Prothesen entwickelte und damit großen Erfolg hatte. Aus einem Lazarett für französische Soldaten entstand das gemeindliche Kranken- und Armenhaus, das ab 1911 als Tuberkulose-Krankenhaus genutzt wurde. Das Schlössle Pfersee wurde 1963 geschlossen. Durch die Bismarck'sche Sozialversicherung (1883) änderte sich die Finanzierung der Krankenhäuser, sie wurde sicherer und so wurden neue Krankenhäuser gebaut.
Die Diakonissenanstalt in der Klinkertorstraße verfügte über eine Pflegestation und war auch das Mutterhaus des Ordens. Das Diakonissen-krankenhaus ermöglichte Gräfin Stefanie du Ponteil, die der Anstalt einen Großteil ihres Vermögens vermachte. 1910 wurde das Gebäude um Operationssäle erweitert und diente in den Kriegen als Lazarett bis es 1944 beim Bombenangriff zerstört wurde. Nach dem Wiederaufbau 1950 mit 220 Betten wurde es immer wieder umgebaut, erweitert und ist bis heute in Betrieb als Stadtklinik DIAKO.
In Haunstetten entstand durch die Georg-Käß-Stiftung von 1890 ein Armen- und Krankenhaus in einer umgebauten Gaststätte. Heute verfügt es über 168 Betten und nennt sich Klinikum Süd. Im Gemeindekrankenhaus und Pfründe Oberhausen konnte man sich „einkaufen“ und so bis zum Lebensende versorgt werden. Als Ausweichkrankenhaus diente das Distriktskrankenhaus von 1902 bis 1921. Im Krankenhaus Göggingen wurde mit dem Belegarztsystem Innere Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe angeboten. Heute nutzt es die AWO für die Versorgung psychisch kranker Bürger.
Als Rot-Kreuz-Lazarett im 1. Weltkrieg wurde das Vincentium (gegründet von den Barmherzigen Schwestern 1904) genutzt, dazwischen beherbergte es die Geburtshilfe und Chirurgie, wurde 2014 zum Gesundheitszentrum und 2017 privatisiert. Im Wöchnerinnenheim haben zigtausende Frauen ihre Kinder geboren, später wurden dort auch gynäkologische Operationen im Belegarztsystem durchgeführt. Auf eine lange Tradition kann sich auch das Josefinum (Träger Kath. Jugendfürsorge) berufen. Heute ist es die größte Geburtsklinik, kombiniert mit einer Kinderklinik und der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Die zweite Kinderklinik (städtischer Träger) wurde 1923 in der Zollernstraße eröffnet, bot bis zu 240 Kindern Platz. 1961 gab es den Mobildienst mit Inkubatoren, die Frühgeburten konnten in der Neonatologie intensivmedizinisch betreut werden. 1965 zog die Kinderklinik in die neue Kinderklinik mit 9 Stationen incl. dem Infektionstrakt und einer Frühgeburtenstation ein. Im Ostkrankenhaus wurden Infektionskrankheiten bekämpft, vor allem bei den beiden Polioepidemien 1954 und 1960 spielte es eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Erkrankten. Das Westkrankenhaus, erbaut 1947, beherbergte die Innere Medizin, ein Hämodialysezentrum, Dermatologie, Psychiatrie und einen Wachsaal.
Anschließend ging er auf das TBC-Krankenhaus St. Albert, das US-Militärkrankenhaus, die Klinik St. Barbara, die Urologische Klinik am Siebentischwald und das Bezirkskrankenhaus Augsburg ein. Zuletzt kam er zum Klinikum Augsburg, das 1982 eröffnet wurde und nun endlich zur Uniklinik wird. Leider ist es auch eine Dauerbaustelle durch Umbau, Modernisierung und Erweiterungen.
Unfassbare 38 Krankenanstalten stellte der Referent während seines Vortrages vor.
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