1. Weltkrieg - Einzelschicksale von Soldaten aus Schrobenhausen und Umgebung
Die Referentin war leider erkrankt. Frau Probst brachte den gedruckten Vortrag und die Präsentation mit, verbunden mit der Bitte, dass Herr Wegele das Vorlesen des Vortrages übernimmt. Herr Probst übernahm die Bildsteuerung.
Grundlage des Buches von Bernhard Rödig „Schrobenhausen im Ersten Großen Krieg 1914 bis 1918. Leben und Sterben im Ersten Weltkrieg, In der Heimat – An den Fronten.“ war die Erkenntnis, dass es viele Bücher über den 1. Weltkrieg gibt, aber kaum etwas über die Auswirkungen auf die Bevölkerung des Landes, nichts über die Gegend von Schrobenhausen. So begann Bernhard Rödig 2011 mit der Quellenforschung, Zeitzeugen gab es nicht mehr. Die Frage war, wie wirkte sich der Krieg auf das lokale Leben aus, sowohl für die, die im Krieg waren, als auch für die kleinen Leute zu Hause. Eine Quelle war das Ehrenbuch der Schrobenhausener Gefallenen. Pfarrer Michael Thalhofer sammelte Briefe und Dokumente und wertete sie aus. Auch die Zeitungen aus den Kriegsjahren bis in die 50er Jahre wurden von Herrn Rödig bearbeitet. Die Kriegsranglisten und Stammrollen zählen ebenfalls zu den erforschten Quellen. Als Beispiel für die anfängliche Kriegsbegeisterung wurde der Lebenslauf von Christian Knödler vorgestellt, der im 4. Kriegsjahr starb. Ein Bild zeigte Schrobenhausener Kinder, die Krieg spielten. Ein Kapitel des Buches ging auf Einzelschicksale von Soldaten ein. Das Sterbebild von Max Wegele wurde gezeigt und ein Brief von ihm zitiert mit der Schilderung des Schreckens an der Front, Schmerzensschreie der Verwundeten, die nicht versorgt werden können, Gefallene die tagelang nicht bestattet wurden, Kälte, mangelnde Versorgung usw. In den ersten 5 Monaten starben mehr Soldaten als das ganze Jahr 1915. Grund war die veraltete Kriegstaktik.
Der Krieg kostete viel Geld, daher wurden Kriegsanleihen ausgegeben, versprochen wurden 5 % Zins, alles sollte nach dem Sieg zurückgezahlt werden – daraus wurde nichts. Gold sollte abgegeben werden, ersatzweise gab es z. B. Eheringe aus Eisen. Auch die Glocken wurden eingezogen. Ein Kapitel des Buches befasste sich mit dem Essen – dem schwer verdaulichen Kriegsbrot, Pferderübe als Ersatz für Kartoffeln, Einkaufen mit Marken, Rüben wurden zu Kaffee verarbeitet, Rezepte für Kartoffeltorte usw. In der Tabakfabrik arbeiteten Kinder, der Tabak wurde bis zu 90 % mit Birkenblättern gestreckt – trotzdem wurde Tabaksteuer fällig.
Briefe gewährten Einblicke in das Leben an der Front. Von einer 3.000 Mann starken Truppe waren nach kurzer Zeit nur noch 200 Mann am Leben. Bald wurden die Briefe zensiert um die Moral nicht noch weiter zu senken. Trotzdem gab es Schilderungen vom ständigen Beschuss (10.000 Einschläge pro Stunde in einem Bereich von 5x15 km – unvorstellbar diese Materialschlacht), Tote und Verwundete in den Schützengräben und dazwischen kampierten die Soldaten. Die psychische Belastung war unmenschlich, viele bekamen die Zitterkrankheit, wurden nicht ernst genommen und mit Stromschlägen und Eiswasser therapiert. Bilder zeigten Massengräber, einen Friedhof und das Ergebnis der Rattenjagd einer Nacht, aufgehängte Ratten um das Lagerfeuer. In der Heimat wurden Lazarette eröffnet, um die Verwundeten zu pflegen. Im Lazarett Schrobenhausen zählte man 995 Verletzte, die dort versorgt wurden.
Das Kapitel Geistliche geht auf die katholischen, evangelischen und jüdischen Geistlichen ein, die neben den Feldmessen vor allem auf den Verbandsplätzen und bei den Gefallenen im Einsatz waren. Die anfängliche Begeisterung (es meldeten sich 6 mal so viele Geistliche, wie gebraucht wurden) für den Krieg ließ schnell nach.
Der Gaskrieg forderte 80.000 Tote und 1 Million Vergiftete. 1915 wurde mit Chlorgas begonnen, weiter ging es mit Blau-, Grün- und Gelbkreuz (Senfgas), das nicht nur über die Atemwege, sondern auch über die Haut zu schwerwiegenden Vergiftungen führte.
Einige Bilder erläuterten die Waffentechnik, von Flugzeugen über Maschinengewehren bis zu den Panzern (englisch Tank genannt – den die Engländer als Erste einsetzten) reichte das Spektrum.
Das Kriegsende bedeutete auch das Ende der Monarchie, aber nicht das Ende der Schrecken. Viele Kriegsgefangenen starben in der Gefangenschaft oder auf dem Heimweg. 91 % der gefangenen Soldaten kamen zurück, Ausnahme: aus dem Osten überlebten nur 60 Prozent. Es gab Wiedersehensfeste auch noch 1919. Die Bauern traf in diesen Jahren das Schicksal der Maul- und Klauenseuche und das Vieh starb dahin – die Not wurde immer größer.
Zuletzt kamen die Sterbebilder, unzählige Schicksale festgehalten auf Papier, mal mehr Information über die Umstände des Todes, mal gar nichts.
2014 jährte sich der Kriegsbeginn und in vielen Gemeinden gab es Ausstellungen. Dieses Buch bietet einen Einblick in das Leben der Bevölkerung, der Soldaten und der Zeit nach dem Krieg. Es folgte eine rege Diskussion zu diesem Thema, das nicht nur den 1. sondern auch den 2. Weltkrieg einschloss.
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